Alles nur auf Englisch: EU-Botschafter Frankreichs verlässt Sitzung aus Protest

Der französische EU-Botschafter Philippe Léglise-Costa hat am Mittwoch demonstrativ aus dem Saal der ständigen Vertreter der EU-Mitgliedsstaaten verlassen und damitgegen fehlende Übersetzungen in die jeweiligen Landessprachen protestiert. Dieser Vorfall hat erneut das Thema der dominierenden Rolle der englischen Sprache in europäischen Behörden aufgeworfen.

Der Nachrichtenagentur Belga zufolge habe der Chef der diplomatischen Mission das Treffen des Rats der Europäischen Union verlassen, weil dessen finanzielle Perspektiven für den Zeitraum 2021-2027 lediglich in englischer Sprache diskutiert wurden.

Der Rat hat dies damit erklärt, dass die Diskussionen keinen Expertencharakter gehabt hätten und eine Übersetzung gemäß gängiger Praxis nicht vorgesehen gewesen sei. Das Treffen war der finanziellen Planung nach dem Brexit gewidmet – einem der grundlegenden und schwierigsten Themen für Brüssel, so die Agentur. Der Botschafter hat auf jeden Kommentar verzichtet. Le Figaro hat eine französische diplomatische Quelle zitiert: "Bei derart ernsten Diskussionen sollten die EU-Institutionen Respekt vor Mehrsprachigkeit zeigen."

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Der Vorsitzende der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker hat Franzosen in europäischen Behörden bereits dazu aufgerufen, Französisch zu sprechen. Aber einem Französisch sprechenden Abgeordneten des Europäischen Parlaments zufolge werde Englisch die Rolle als offizielle Sprache der EU auch nach dem Brexit bewahren.

In den EU-Behörden werden rechtlich gleich 24 Sprachen verwendet, aber am gebräuchlichsten sind Englisch und Französisch, wobei Französisch zunehmend durch die englische Sprache verdrängt wird. Experten erklären dies mit der EU-Erweiterung nach Zentral- und Osteuropa.