Auf Wunsch der Eltern: Afghanisches Mädchen musste sich 10 Jahre lang als Junge tarnen

Das afghanische Mädchen Sitara Wafadar musste sich auf Wunsch ihrer Eltern über zehn Jahre lang als Bub ausgeben, um das Ansehen der Familie zu steigern. Das Mädchen lebt mit seinen weiteren fünf Schwestern in der afghanischen Provinz Nangarhar. Statt zu hause zu bleiben, um zu kochen und im Haushalt zu helfen, muss sie männliche Kleidung tragen und sechs Tage pro Woche mit ihrem Vater in einer Ziegelfabrik arbeiten.

Manchmal begleitet sie ihren Vater zu Begräbnissen – etwas, was ihr als Mädchen streng untersagt wäre. "Ich denke nie daran, dass ich ein Mädchen bin", gibt sie gegenüber dem Sender NDTV zu.

Ab dem Heiratsalter müssen sich solche Mädchen nicht mehr verkleiden und können ein normales Leben als Frau führen. Sitara Wafadar will damit jedoch weitermachen, damit ihre jüngere Schwester nicht dasselbe Schicksal erleidet. In Afghanistan gibt es für die als Jungen verkleidete Mädchen eine eigene Bezeichnung, "bacha poch". Grund für ihr verschleiertes Leben ist der Druck auf Familien ohne Söhne. Jungen haben in Afghanistan einen höheren Stellenwert und mehr gesellschaftliche Freiheiten, außerdem dürfen sie arbeiten und schützen weibliche Familienmitglieder vor Übergriffen.

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