Leichendiebstahl als Ehrensache: Alte Bräuche bringen fünf Chinesen hinter Gitter

Ein chinesisches Gericht hat am Mittwoch fünf Einwohner der Provinz Shandong wegen Leichendiebstahls zu mehreren Monaten Haft verurteilt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sollen die Männer mehrere Leichname ausgegraben und sie an Hinterbliebene anderer Toter verkauft haben. Nach einem in der Provinz geltenden Gesetz müssen alle Verstorbenen vor der Beerdigung eingeäschert werden. Viele sind damit nicht einverstanden und lassen statt ihrer Verwandten lieber andere Tote verbrennen.

Nach Angaben der Zeitung Global Times flog der Leichendiebstahl im März 2017 auf, als ein Mitarbeiter eines Krematoriums entdeckte, dass ein einzuäschernder Leichnam ein anderes Geschlecht hatte. Die als Mann verkleidete Frauenleiche wurde von den Söhnen der Verstorbenen wiedererkannt. Sie hatten ihre Mutter auf einem Acker unweit ihres Dorfes beerdigt.

Der Hauptverdächtige Liu Changling und seine Komplizen verkauften die Leichen für jeweils rund 1.800 Euro. Der seit zehn Jahren in der Bestattungsbranche tätige Mann sei nicht auf Geld aus gewesen, vielmehr habe er sich um seinen Ruf gesorgt. Für ihn sei es eine Ehre gewesen, seinen Kunden dabei zu helfen, ihre Angehörigen traditionsgemäß zu beerdigen. Liu Changling wurde zu neun Monaten Haft verurteilt.

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