Tschechischer Ex-Präsident Klaus verurteilt Ausweisung von Diplomaten und Auslieferung eines Russen

Der tschechische Ex-Präsident Václav Klaus hat die westliche Reaktion auf die Skripal-Affäre scharf kritisiert. Die Ausweisung russischer Diplomaten sei "etwas kindisch" gewesen, sagte der langjährige EU-Kritiker der Zeitung "MF Dnes" (Donnerstag). "Da die Slowakei, Slowenien, Österreich und Ungarn nichts Derartiges getan haben, wäre ich lieber ein Bürger dieser Länder", fügte der 76-Jährige hinzu.

London wirft Russland vor, den früheren Doppelagenten Sergej Skripal und dessen Tochter Julia mit einem Nervenkampfstoff vergiftet zu haben. Klaus sagte dazu, er sei kein Freund von Agenten, die ihr Land verraten hätten. Er könne nicht damit einverstanden sein, dass aus dem Fall ein politisches Drama gemacht werde. "Die britische Regierung will keine Beweise vorlegen - wenn irgendein anderes Land so handeln würde, wäre die Verärgerung groß", merkte der Altpräsident an. Tschechien hatte aus Solidarität mit Großbritannien drei russische Botschaftsangehörige zu Personae non grata erklärt.

Klaus verurteilte zudem die jüngste Auslieferung eines mutmaßlichen russischen Computerhackers an die USA, der in Prag gefasst worden war. Die Entscheidung des tschechischen Justizministers sei ein "fataler Fehler" gewesen.

Václav Klaus stand von 2003 bis 2013 an der Spitze des NATO-Mitgliedsstaats Tschechiens. (dpa)

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