Tafeln in Bayern ernten Shitstorm, nachdem sie Spende von AfD-Politiker verweigern

Zwei Tafeln in Niederbayern wollen die Lebensmittelspende eines lokalen AfD-Politikers nicht annehmen. Daraufhin bricht in den sozialen Medien ein regelrechter Shitstorm los. Christine Lang, Vorsitzende der Tafel in Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau), und ihr Kollege von der Hutthurmer Tafel (Landkreis Passau) hörten allerlei Vorwürfe, von "Jetzt erst recht AfD" über "Schämen Sie sich" bis hin zu "NS-Methoden". 

Wie die Passauer Neue Presse (PNP) berichtete, wurden die Einrichtungen an den Pranger gestellt, nachdem sie die Lebensmittelspende eines AfD-Lokalpolitikers abgelehnt hatten.

Konkret geht es um eine Palette mit 600 Gläsern Tomatensuppe. Ralf Stadler, Vorsitzender des AfD-Kreisverbands Passau/Freyung-Grafenau, sagte der PNP, die Fertigsuppen seien ihm zur Verfügung gestellt worden, da er in der Lebensmittelbranche tätig sei. Zunächst habe er der Waldkirchener Tafel die Fertigsuppen angeboten. Die habe aber abgelehnt, "weil sie mit der AfD nichts zu tun haben will".

Christine Lang bestätigte den Vorgang gegenüber der PNP. Sie sagte aber, dass ihr zum Zeitpunkt der ersten Absage - da hatte sie zudem auf mangelnde Lagerkapazitäten verwiesen - nicht bewusst gewesen sei, dass Ralf Stadler ein AfD-Politiker ist. Erst, als sie noch mal nach seinem Namen fragte, habe er erklärt, dass er dem AfD-Kreisverband angehöre und bei der Lieferung ein Foto machen wolle. "Wir können uns im Wahljahr nicht mit einer Partei ablichten lassen", erklärte Lang im Hinblick auf die Landtagswahl im Oktober.

Stadler bot die Suppen daraufhin der Hutthurmer Tafel an. Dort bekam er jedoch eine nahezu identische Antwort. Stadler kann diese Reaktionen nicht nachvollziehen. "Eine Hilfsorganisation für Hilfsbedürftige soll Spenden annehmen", sagt er und kündigte an, die Suppen nun persönlich zu verteilen.

Der Vorsitzende des Tafel-Landesverbands Bayern Reiner Haupka meinte, die beiden Tafeln haben in Übereinstimmung mit den Grundprinzipien entschieden "Wir lassen uns politisch nicht vor den Karren spannen."

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