Nach Skandal um Nazi-Text in Liederbuch: Kurz fordert Auflösungsverfahren gegen Pennälerverbindung

In Österreich soll die pennale Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt nach dem Skandal um ein Liederbuch mit antisemitischen Texten aufgelöst werden. Die zuständigen Behörden sollen ein entsprechendes Verfahren einleiten, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Mittwoch.

Unterdessen wurde bekannt, dass einer der vier Verdächtigen in der Affäre ein Mitglied der Sozialdemokraten war. Die SPÖ schloss den Mann, der das 1997 neu aufgelegte Liederbuch illustriert haben soll, sofort aus der Partei aus.

Auch der Vizepräsident der Mittelschul-Burschenschaft ist von dieser Affäre betroffen. Der 31-jährige Udo Landbauer (FPÖ), der zuvor beteuert hatte, nichts von dem Text gewusst zu haben, wird nicht wie zunächst geplant in die Landesregierung in Niederösterreich eintreten. Dies teilte die Landeshauptfrau [entspricht einer Ministerpräsidentin; RT] des Bundeslandes, Johanna Mikl-Leitner, am Donnerstag mit. Sie gehört der konservativen ÖVP von Bundeskanzler Sebastian Kurz an.

Vor einer Woche war die Germania in die Schlagzeilen geraten, weil in ihren Regalen ein Liederbuch lag, in dem zum Judenmord aufgerufen wurde und das die NS-Zeit verherrlichte. Die Enthüllung bestärkte Medien und die Opposition in der Auffassung, dass in den Reihen der FPÖ - entgegen den Beteuerungen der Parteispitze - weiterhin antisemitische Tendenzen verbreitet sind. Die FPÖ will zur Aufarbeitung der Rolle von Burschenschaftern in der Partei eine Historikerkommission einsetzen. (rt deutsch/dpa)

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