Haitis Fluch der Freiheit: Vom revolutionären Vorbild Venezuelas zur US-Kolonie (Video)

Bei Haiti dürften die meisten wohl an bittere Armut und Katastrophen denken. Doch es gibt historische Gründe für die Misere des Staates, der durch einen erfolgreichen Freiheitskampf gegen das imperiale Frankreich entstand. Auch für diesen muss Haiti bis heute teuer bezahlen.

Zur Zeit ist "das ärmste Land der westlichen Hemisphäre" wieder in den Schlagzeilen. Die Bewohner der Karibikinsel protestieren zu zehntausenden gegen ihre Regierung. Wieder flimmern Bilder von Chaos, Gewalt und bitterer Armut über die Fernsehbildschirme. Ein Bild Haitis, das längst tief im Bewusstsein der Medienkonsumenten verankert ist und das Narrativ über die Karibikinsel beherrscht.

Anders als etwa im Fall Venezuelas scheint die "Freiheit" der Haitianer für die westliche Wertegemeinschaft kein Thema zu sein. Im Gegenteil: Präsident Jovenel Moïse genießt die volle Unterstützung Washingtons.

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Derweil machen die haitianischen Bürger ihrer Regierung schwere Vorwürfe. Es geht um massive Korruption und Veruntreuungen der ermäßigten Öl-Lieferungen Venezuelas für Haiti im Rahmen des PetroCaribe-Programms. Doch auch der venezolanische Interimspräsident Juan Guaidó wird von den Bewohnern Haitis überwiegend abgelehnt. Das hat seine Gründe, denn der Freiheitskampf Haitis und Venezuelas ist über Simón Bolívar historisch eng miteinander verbunden.

Erst der Rückblick in die einzigartige Geschichte des Landes schafft die Grundlagen, um auch die aktuellen Vorgänge zu verstehen. Es war die junge Republik Haiti, die Simón Bolívar und seine Getreuen im Jahr 1816 logistisch und militärisch unterstützte und zum Sieg verhalf. Haiti selbst entstand im Jahr 1803 durch die erste erfolgreiche Sklavenrevolution der Weltgeschichte. Zuvor hatte man unter anderem dem von Napoleon Bonaparte geschicktem Expeditionskorps von 50.000 Soldaten eine empfindliche Niederlage beigebracht. Danach waren sich die geschockten Kolonialmächte einig: Das aufgestandene Haiti muss wieder in die Knie gezwungen werden.