von Jürgen Cain Külbel
Wenn „mad man“ John Bolton, der kriegsgeilste, UN-feindlichste und Regime-Change-süchtigste Neocon innerhalb der US-Fassadendemokratie an die Öffentlichkeit geht, ist Gefahr in Verzug: Der ätzende Schnauzbart, dem US-Präsidenten Donald Trump vom „tiefen Staat“ als „nationaler Sicherheitsberater“ vor die Nase gesetzt, schoss am Mittwoch aus Jerusalem in Richtung des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad:
Wir sehen jetzt die Pläne des syrischen Regimes, seine offensiven militärischen Aktivitäten in der Provinz Idlib wieder aufzunehmen. Wir müssen offensichtlich besorgt sein über die Möglichkeit, dass Assad wieder chemische Waffen benutzen könnte. Nur damit es keine Verwirrung gibt, wenn das syrische Regime chemische Waffen einsetzt, werden wir sehr energisch darauf reagieren, und sie sollten daher wirklich lange darüber nachdenken.
Was weiß dieser Bolton, etwa mehr als Assad? Laufen da Vorbereitungen für eine False Flag-Operation? Soll ein erneuter Chemiewaffenangriff inszeniert werden, um ihn hernach der rechtmäßigen Regierung in Damaskus in die Schuhe schieben und einen wuchtigen Militärschlag gegen Assads siegreiche Armee führen zu können? Denn wirklich glücklich sind die Okkupanten derzeit nicht mehr mit der militärisch-politischen Situation in Syrien: Der von ihnen erwünschte Regime Change in Damaskus ist nach sieben Jahren Krieg gescheitert, große Gebiete des Landes wurden zurückerobert.
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Trotz dessen besetzen noch immer zwei Regime-Change-Fanatiker und Aggressoren den Norden des Levante-Staates: die Türkei Teile des Nordwestens, die Vereinigten Staaten den Nordosten. Russland und Syrien indes wollen den Krieg in Syrien endlich beenden und sind nun bereit, vorerst die nordwestliche Provinz Idlib mit oder ohne Zustimmung der Türkei zu befreien.
Tatsächlich bereiten sich die syrischen Regierungstruppen derzeit darauf vor, die lang erwartete Offensive in der Provinz Idlib, die mittlerweile zu einem homogenisierten, dschihadistischen Gebiet geworden ist, einzuleiten. Ganz oben auf der Prioritätenliste - auch für Russland – steht die Rückeroberung des Südwestens der Provinz um die Stadt Dschisr-esch-Schughur und anderer von Terroristen kontrollierten Gebiete entlang der türkischen Grenze, darunter die Al-Ghaab-Ebene. Denn noch immer herrscht dort die syrische al-Kaida, das Terrorbündnis Haiʾat Tahrir asch-Scham, das sogenannte Komitee zur Befreiung der Levante (ehemals Dschabhat an-Nusra, auch als Nusra-Front bekannt).
Auch haben sich mittlerweile viele Dschihadisten unter die zwei Millionen Menschen in der Provinz gemischt; die syrische Armee hatte ihnen dereinst im Zuge der Kämpfe angeboten, aus Aleppo, Homs, Ost-Ghuta und Daraa nach dorthin abzuziehen. Momentan wird noch verhandelt; Russland diskutiert mit der Türkei seit Wochen über eine nicht-militärische Lösung. Doch die syrische Armee schickt bereits endlose Lastwagenkolonnen mit Militärgerät in Richtung Idlib und wirft Flugblätter ab, will die bewaffneten Gruppen zur Aufgabe bewegen, bietet Amnestie an, wenn sie die Waffen strecken. Mit einer Ausnahme: etwa 30.000 ausländische Kämpfer, darunter usbekische und turkestanische Terrorkämpfer, die sich noch in Idlib verbergen, müssen Syrien verlassen. Doch die hält Ankara in Lohn und Brot.
Am Dienstag, wenige Stunden vor Boltons Suada, hatte die Kriegstreiber-Koalition USA, Großbritannien und Frankreich in einer „gemeinsamen Erklärung“ ihre „ernsthafte Besorgnis über Berichte über eine Militäroffensive des syrischen Regimes gegen Zivilisten und zivile Infrastruktur in Idlib und die daraus resultierenden humanitären Folgen“ zum Ausdruck gebracht:
Wir unterstreichen auch unsere Besorgnis über das Potenzial für den weiteren - und illegalen - Einsatz chemischer Waffen. Wir fordern Unterstützer des Assad-Regimes auf, ihren Einfluss geltend zu machen, um die globale Norm gegen den Einsatz chemischer Waffen zu unterstützen. Wir bitten diese Länder zu erkennen, dass der unkontrollierte Einsatz chemischer Waffen durch jeden Staat eine inakzeptable Sicherheitsbedrohung für alle Staaten darstellt. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, unsere gemeinsamen Bemühungen zur Beendigung des Einsatzes chemischer Waffen in Syrien zu unterstützen. Und wir bleiben entschlossen zu handeln, wenn das Assad-Regime wieder chemische Waffen einsetzt.
Auch die auf Kurzfilme in Sachen Vortäuschung von Chemiewaffenangriffen spezialisierte Schauspielabteilung der Terroristen, die als Weißhelme in den Gagen-Listen der „Besorgten“ geführt werden, stimmte entsprechend dem Drehbuch sofort in den Chor der schamlos heuchelnden Kriegstreiber ein und orakelten dieser Tage bereits wieder eine aufkommende „humanitäre Katastrophe“ in Idlib herbei. Die Truppe mit den weißen Plastik-Hüten als Erkennungszeichen wurde bekanntlich 2013 vom ehemaligen britischen MI5-Offizier James Le Mesurier in der Türkei gegründet. Seitdem erhielt sie mindestens 55 Millionen US-Dollar vom britischen Außenministerium, 23 US-Millionen Dollar von den Amerikanern und unzählige Millionen von Katar.
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Momentan bereiten sich die hochkriminellen Schmierenkomödianten darauf vor, Hauptakteure bei der Herbeiführung dieser Katastrophe zu sein: Wie die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA am 22. August 2018 berichtete, „koordinieren sich die sogenannten Weißhelme momentan mit Terrorgruppen, insbesondere mit der Terrororganisation Dschabhat an-Nusra, um in der Provinz Idlib einen chemischen Angriff durchzuführen“. SANA schrieb:
Medienberichten zufolge wurden in den vergangenen Tagen ungewöhnliche Aktivitäten von Mitgliedern der Weißhelme beobachtet, es wurde über Terroristen berichtet, die sich darauf vorbereiten, in den Gebieten zwischen Dschisr-esch-Schughur (in Idlib) und im nordöstlichen Teil der Provinz Latakia einen chemischen Angriff durchzuführen“, den sie der syrischen Armee vorwerfen wollen.
SANA beruft sich auf die russische Nachrichtenagentur Sputnik, die unlängst Zeugen aus Idlib zitierte, die erklärten, dass die Weißhelme im nordsyrischen Dorf Atmeh, direkt an der Grenze zur Türkei gelegen, acht Lieferwagen mit einer Ladung Fässer beluden und von dort abtransportierten. Die Fabrik in Atmeh ist auf das Recyceln von Chlor spezialisiert. Besagte Weißhelme fuhren die Fässer hernach von Atmeh durch die Stadt Ariha bis ins südwestliche Dschisr-esch-Schughur. Der „Transport“ wurde von der Terrororganisation Dschabhat an-Nusra abgesichert.
Lokale Quellen aus Idlib, so SANA, berichten zudem, dass die Terroristen von Dschabhat an-Nusra am 11. August zwei Lastkraftwagen voll mit Fässern aus eben dieser Fabrik abtransportierten und sie den Terroristen der Islamischen Partei Turkestans, eine islamistische, al-Kaida zugehörige Gruppe mit Wurzeln in China, die mittlerweile in Syrien operiert, übergaben. Die verbrachten sie hernach in ihr Hauptquartier, das für sie von den türkischen Behörden in Dschisr-esch-Schughur eingerichtet worden war. Laut den Informanten enthielten die Fässer Chlor und andere Chemikalien. In der Fabrik in Atmeh soll eine Anzahl „ausländischer Techniker“ unter dem Kommando der Dschabhat-an-Nusra-Terroristen arbeiten. Geschlossene Fahrzeuge bringen wöchentlich, vor allem spät in der Nacht, Fässer in diese Fabrik und transportieren wiederum Fässer von dort an unbekannte Orte.
Die arabische Webseite der Nachrichtenagentur Sputnik zitierte Anfang August 2018 lokale Quellen aus der Provinz Idlib, die den Sachverhalt etwas anders darstellten: es war die türkische Armee, die mehrere Lastwagen, die Chlor transportierten, in die von Ankara unterstützte Terroristen-Hochburg in Idlib geschickt habe:
Ein türkischer Militärkonvoi, bestehend aus Dutzenden von Lastwagen und begleitet von Terroristen der syrischen Al-Qaida, der Haiʾat Tahrir asch-Scham (Komitee zur Befreiung der Levante – ein 2017 gegründetes Terrorbündnis, dem Dschabhat an-Nusra angehört) fuhr über das Dorf Kafr Lusin im nördlichen Idlib nach Syrien ein und wurde unter Aufsicht der Türkei in die Region um Dschisr-esch-Schughur in West-Idlib und nach Nordwest-Hama weitergeleitet.
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Die Quellen fügten hinzu, „dass 8 Lastwagen mit Plastikfässern, die flüssiges Chlor enthielten, in einer der Basen der Terroristengruppe Islamischen Partei Turkestans im Dorf Halouz im westlichen Dschisr-esch-Schughur“ von der türkischen Besatzungsarmee entladen wurden. Zudem waren 18 weitere Lastwagen beladen mit vorgefertigten Wohnkisten, Zementwänden, technischer Ausrüstung, Kommunikationssystemen und Scharfschützengewehren mit elektronischer Zielerfassung. Die Quellen besagten zudem, dass drei Lastwagen in besagter Nacht unter schwerer Bewachung durch die Terrororganisation Haiʾat Tahrir asch-Scham in die Türkei zurückfuhren; offenbar wurden ausländische Kommandeure in die Türkei verbracht.
Das alles ist nicht ganz so neu. Am 20. Januar 2018 marschierte die türkische Armee in Syrien ein, startete die Operation Olivenzweig gegen kurdische YPG-Truppen, von denen Ankara glaubt, dass sie Verbindungen zur Kurdischen Arbeiterpartei (PKK) haben, die wiederum in der Türkei als terroristische Organisation seit langem auf einer „schwarzen Liste“ steht. Bereits einen Monat später, im Februar 2018, erklärte Rizan Hedu, Vertreter der kurdischen Selbstverteidigungskräfte in Afrin, gegenüber RIA Nowosti, dass die türkische Armee im Zuge dieser militärischen Operation international verbotene Waffen eingesetzt habe:
Die türkische Armee besitzt Flugzeuge, Panzer und Raketen und benutzt Waffen, die von der internationalen Konvention verboten sind, nämlich Napalm und Chlorgranaten.
Die syrische staatliche Nachrichtenagentur SANA berichtete seinerzeit, dass mindestens sechs Menschen wegen Atembeschwerden und erweiterten Pupillen, beides Symptome eines Gasangriffs, in Afrin hospitalisiert worden seien, nachdem das türkische Militär im Dorf Aranda Giftstoffe eingesetzt hatte. Krankenhausdirektor Joan Mohammed erklärte, dass die Bewohner giftigen Gasen ausgesetzt waren, die von der türkischen Armee in der Stadt Aranda verwendet wurden. Allerdings wurde nicht angegeben, welche Art von Gas bei dem Angriff zum Einsatz kam.
Am 19. August 2018 berichtete die arabischsprachige Webseite von Sputnik, dass die türkische Okkupations-Armee in Vorbereitung auf die syrische Offensive erste Schritte unternommen habe, um als Gegenwehr 5.000 ausländische Terroristen im westlichen Idlib zu stationieren; vor allem chinesischstämmige Uiguren-Terroristen, die der bereits genannten Terroristengruppe Islamischen Partei Turkestans angehören. Diese Terroristen haben West-Idlib nun in ihr Hauptkommandozentrum verwandelt. Die von ihnen besetzte Region umfasst mehrere Kleinstädte, Stützpunkte und Logistikgebäude, deckt eine große Flanke von Nordost-Latakia bis in den Süden Idlibs und ins nördliche Hama ab.
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Überhaupt: Die größte Anzahl türkischer, chinesischer und uigurischer Terroristen befindet sich derzeit in Idlib. Die Gesamtzahl beläuft sich auf über 18.000.
Es ist allseits bekannt, dass diese ausländischen Terroristen in der Provinz Idlib von Ankara voll unterstützt werden; zwischenzeitlich haben die türkischen Truppen ihre militärischen Bewegungen zwischen den von den Terroristen gehaltenen Örtlichkeiten und den militärischen Trainingslagern Islamischen Partei Turkestans erhöht. Der Sputnik-Bericht sagt, dass die Wachtürme der türkischen Armee nur 200 Meter von den militanten Dörfern entfernt sind.
Vor allem das Treiben des Terrorbündnisses Haiʾat Tahrir asch-Scham in Idlib ist dem Kreml ein Stachel im Fleisch: mehr als zwanzig Drohnenangriffe flogen die Terroristen bisher auf die zentrale russische Luftwaffenbasis Khmeimim nahe Latakia. Moskau drängt, die Türken sollen die Lage dort in den Griff bekommen. Ankara bot nun an, mit Hilfe der im Mai 2018 gegründeten, mit der türkischen Besatzungsmacht verbündeten Nationalen Befreiungsfront - eine aus 70.000 Terroristen, Dschihadisten und „moderaten“ Militanten bestehende Söldner-Mixtur - insbesondere Haiʾat Tahrir asch-Scham zurückzudrängen, ohne eine offene Konfrontation loszutreten: „Wir wollen die moderate Opposition von den Terroristen trennen“, versprach der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu nach einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergei Lawrow.
Die Terroristen seien bei den moderaten Gruppen und bei der Zivilbevölkerung gleichermaßen verhasst, „darum sollten wir alle zusammenarbeiten“. Abwarten und Tee trinken: Moskau gab den Türken eine Frist bis Anfang September 2018, diesen Konflikt zu lösen.
Ein erster Schritt: Mit türkischer Unterstützung wurde Mitte August in der Region angeblich eine „nationale Armee“ aus dem Boden gestampft. Deren rund 35.000 Mitglieder rekrutieren sich aus den größten militanten Fraktionen, die seit 2011 unter Ankaras Fuchtel den Regime-Change in Syrien betrieben haben. Die Terrororganisation Haiʾat Tahrir asch-Scham - wild entschlossen, sich Assad in den Weg zu stellen - lehnte die Mitarbeit dankend ab. Mittlerweile zeigte sich Haiʾat Tahrir asch-Scham zutiefst besorgt über „die bevorstehende Operation der Regierungstruppen und den Verrat der türkischen Truppen“, ihrer bisherigen Herren. Und nicht wenige ihrer Mitglieder und Kommandeure zahlen momentan sogar eine Menge Geld, um Idlib in Richtung Türkei und die europäischen Staaten verlassen zu können.
In Idlib kommt der Moment der Wahrheit für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Hat er doch in den vergangenen Jahren jegliche Konfrontation mit Haiʾat Tahrir asch-Scham und Dschabhat an-Nusra nicht nur vermieden, sondern auch gehörig dazu beigetragen, diese Truppen aufzubauen und sie mit Waffen zu beliefern. Sein damit verbundenes Ziel, Baschar al-Assad zu stürzen, ist in die Hose gegangen. Erdoğan hat versagt. Russland machte ihm nun klar, dass seine Terroristenfreunde keinen Platz in Syrien, schon gar nicht in Idlib haben. So er sie nicht neutralisiert, wird das die syrische Armee erledigen.
Sollte es demnächst einen Chemiewaffen-Angriff in Idlib geben, wird die Reaktion der türkischen Seite von allergrößtem Interesse sein. Als nach dem gefakten Chemiewaffenangriff auf die Stadt Duma, bei dem am 7. April 2018 mehr als 40 Menschen getötet wurden, der Westen die syrische Führung verantwortlich machte und die Terrorachse USA, Großbritannien und Frankreich daraufhin einen militärischen Luftangriff gegen den Levante-Staat exekutierte, unterstützte Erdoğan den Bombenhagel nachdrücklich. Er sprach gar von einer „angemessenen“ Antwort der westlichen Staaten auf die „unmenschlichen Angriffe“ der syrischen Armee. Obwohl die aufgeklärte Welt, außer Erdoğan, zu dem Zeitpunkt längst wusste, dass eine False Flag-Operation gefahren worden war.
Hoffen wir nur, dass in Idlib keine Chemiewaffen zum Einsatz kommen, die vom türkischen Militär zu den von Ankara über die Jahre gehätschelten Terroristen gekarrt worden waren - wie die Quellen behaupten. Um das zu vermeiden, sollten sich die Türken die Reaktion des russischen Außenministers Sergei Lawrow auf John Boltons Drohung gegen die syrische Regierung endlich (oder einmal mehr) „hinter die Löffel“ schreiben: „Alle ausländischen Kräfte, die ohne eine Einladung der syrischen Regierung in Syrien agieren, müssen das Land verlassen.“
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