Eine Glosse von Tom J. Wellbrock
Sie ist 39, floh als Kind aus Iran und hat den Wettbewerb um die schönste Frau Deutschlands gewonnen: Apameh "Api" Schönauer. Die Architektin aus Berlin ist ein wahres Schmuckstück, sofern man das noch sagen darf. Darf man wahrscheinlich nicht.
Mit ihren 39 Jahren ist Schönauer gerade noch so reingerutscht in die Miss-Wahl, denn wie es der Zufall so will, ist 39 das magische Alter, das nicht überschritten werden darf, wenn man (pardon: frau) sich zum schönsten Ding des Landes küren lassen will. Und eine Botschaft hat die Schönheit auch noch:
"Ich will junge Frauen ermutigen, die beste Version ihrer selbst zu werden, Selbstbewusstsein zu entwickeln und groß zu denken."
Außerdem wolle sie Frauen mit Migrationshintergrund ermutigen, sich an der Wahl zu beteiligen. Blöd zwar, dass kurz nach dem Sieg von "Api" (nicht Asi, Api!) das Gerücht umging, dass da gemauschelt wurde und Schönauer schon vorher als Siegerin feststand. Ist aber wieder aus der Welt, alles im olivgrünen Bereich.
Was jetzt dummerweise nicht mehr geht, ist das männliche Gehechel in Richtung der Kandidatinnen. Konnte man sich früher noch vortrefflich darüber streiten, welche der Kandidatinnen geiler aussieht und wer zwar im Gesicht nicht so schön ist, aber die Haare schön oder einen faszinierenden Vorbau zu bieten hat, geht das nun alles im Trubel der politischen Korrektheit unter.
"Sind die Brüste echt?" oder "Die Oberschenkel sind zu dick" war gestern, möge sich jeder hüten, derlei Plattitüden vom Stapel zu lassen. Die Wahl zur Miss Germany ist eine Veranstaltung für Vielfalt und Toleranz, sie löst das Integrationsproblem Deutschlands auf einen Schlag, und über Schönheit lässt sich heute auch nicht mehr streiten.
Die Gewinnerin ist eine, die den Fängen Irans entwischen konnte, ist das angekommen, ihr Chauvis? Sich in diesem Zusammenhang darüber auszulassen, ob sie schöner ist als Schneewittchen hinter den sieben Bergen, ist eine unerhörte Frechheit! Wer in Berlin lebt, eine kleine Tochter hat und Frauen mit Migrationshintergrund auffordert, zur "besten Version ihrer selbst zu werden", verdient keine Kritik, sondern den Friedensnobelpreis.
Nun war es früher einmal so, dass die Miss-Wahl in Deutschland auf der einen Seite eine Fleischbeschau war, auf der anderen Seite aber genügend Angriffsfläche für friedliche Hippies bot, die es irgendwie "nicht so toll" fanden, dass Frauen ausnahmslos wegen ihres Körpers gefeiert wurden. Kann man heute vergessen, denn die Miss-Wahl ist ja nun zu einem geopolitischen Statement geworden, und die Gewinnerin trägt die Botschaft von cooler Migration und dem Appell, in Iran einen Regime Change durchzuführen, geradezu sichtbar auf ihrer Brust.
Und mal so am Rande, zum Schluss: Ich persönlich hätte "Api" nicht gewählt, die anderen Kandidatinnen finde ich allesamt schöner als die Mutter aus Berlin. Aber ich werde mich hüten, das in die Welt hinauszuträllern. Schließlich will ich nicht plötzlich in einer kleinen Zelle bei Wasser und Brot landen, weil ich eine abweichende Meinung über Schönheit habe. Querdenker haben wir ja nun wirklich schon genug!
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.
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