Nach dem Tod Nawalnys: Kampf den "Moralleugnern"!

Es wird Zeit für einen neuen Begriff. Nach den "Corona-Leugnern" und den "Wissenschaftsleugnern" kriechen schon kurz nach dem Tod Alexei Nawalnys die Ankläger ohne Beweise aus ihren dunklen Ecken und verurteilen, was sie gern wahrnehmen möchten.

Von Tom J. Wellbrock

Schon vor dem Eintreten der Leichenstarre machten sich westliche Medien über Putin und Russland her und wussten genau, was passiert ist. Es kann sich nur um einen Mord handeln, und Grenzen des Anstandes oder der Unschuldsvermutung sind Geschichte.

Der Meute tropft der Speichel aus den Mündern

Der Spiegel fasst genussvoll die ersten Meldungen zusammen:

Was genau ist Fakt?

Greifen wir uns ein Statement heraus:

"Dies ist ein Fakt und etwas, was man wissen sollte über den wahren Charakter des gegenwärtigen russischen Regimes."

Was aber genau ist "Fakt"? Dass Nawalny tot ist? Ohne Zweifel, ja. Aber darüber hinaus gibt es keine Fakten, die im Westen bekannt wären.

Hier wird ein Mord unterstellt, ohne auch nur einen einzigen Beweis zu liefern. Und es ist ein Zeichen der vollständigen Verrohung, wenn etwa deutsche Politiker wie Johannes Vogel (FDP) wörtlich sagen:

"Putin ist ein Mörder."

Und wehe, jemand behauptet etwas anderes! Man müsste ihn wohl als "Moralleugner" bezeichnen. Denn die Moral steht inzwischen über allem, sie pfeift auf Fakten, sie interessiert sich nicht für Beweise, sie urteilt schnell, hart und kompromisslos. Sie ist geleitet von ihrer eigenen Überzeugung, das Richtige zu tun, und wird geführt von ihrem Größenwahn, die Wahrheit zu kennen. Sie lässt die Leugnung ihrer Wahrheit nicht zu. Sie kennt kein Unrechtsbewusstsein, keine Skrupel, keine Zweifel.

Es war ausgerechnet einer derjenigen in Deutschland, die für das Soziale stehen wollen, der unfreiwillig die Schizophrenie dieser pathologischen Moralvorstellungen deutlich gemacht hat. Ulrich Schneider, Chef des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, war schon während der Corona-Episode als Hardliner aufgefallen. Jetzt entlarvte er sich auf X durch einen Tweet, der zwar ein anderes Thema behandelt, aber die Doppelzüngigkeit deutlich macht. Schneider schrieb:

Besser kann man es nicht sagen! Schneider prangert etwas an, das er mit genau diesem Statement selbst praktiziert. Und er merkt es vermutlich nicht einmal, ist so gefangen in seiner wahnhaften Vorstellung, die "Falschen" anzuklagen und das "Richtige" zu tun, dass er nicht bemerkt, wie absurd seine Argumentation ist. Sie ist nicht schlüssig, sie verurteilt das, was er selbst gerade tut, als etwas, das man nicht tun dürfe.

Und so kommen sie jetzt aus ihren Löchern gekrochen, die Moralwächter ohne Moral, und sprechen ein Urteil ohne Verhandlung, ohne Anwalt, ohne Zeugen, ohne Beweisaufnahme. Es sind dieselben, die schwiegen, als Julian Assange eingesperrt wurde, es sind dieselben, die nichts sagten, als der US-Blogger Gonzalo Lira in ukrainischer Haft starb. Dabei zeigen sie sich liebevoll gegenüber einem Rassisten, gegen den die Positionen des "Geheimtreffens" in Potsdam wie ein Kindergeburtstag wirken:

Ist das die Kategorie "Demokraten", die der Westen sich in Russland an den Schalthebeln der Macht wünscht?

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Texter, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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