NATO und EU müssen in Zukunft mit mehr Russland leben (Teil II)

Die defätistischen Botschaften in den Mainstream-Medien des Kollektiven Westens nehmen rasant zu. Bei den Eliten der USA, NATO und EU wächst die Einsicht, dass sie mit ihrem Krieg gegen Russland etwas angefangen haben, das sie nicht mehr kontrollieren können. Das angerichtete Chaos könnte sie selbst hinwegschwemmen, denn sie haben keinen Plan B.

Von Rainer Rupp 

Hier geht es zum ersten Teil

Das Ziel des von Washington angeführten Kollektiven Westens war gewesen, Russland wirtschaftlich und militärisch in seinen Grundfesten so stark zu erschüttern, dass es geschwächt und unter Verlust seines Großmachtstatus aus dem Ukraine-Krieg hervorgehen würde. Danach könnte sich NATO-Europa gemeinsam mit der Ukraine weitgehend allein um Restrussland kümmern, was den USA erlauben würde, ihre ganze Aufmerksamkeit China zu widmen, das sie bereits seit Jahren zu ihrem Hauptgegner erklärt haben. Tatsächlich ist als Ergebnis des Ukraine-Kriegs bereits jetzt das komplette Gegenteil der Zielvorstellungen der West-Eliten herausgekommen. Das hat unter anderem folgende Gründe:

Wie bei allem, was mit dem Kollektiven Westen zu tun hat, führten Illusionen letztlich zu Ernüchterung und Versprechen schnell zu Schulden, die immer schwieriger zu begleichen waren. Die Eliten waren und sind immer noch gefangen in einer kurzfristigen Vision, die auf der Logik ihres persönlichen politischen Überlebens um jeden Preis beruht, und für die politische Macht nur dazu dient, um ihren eigenen gesellschaftlichen Status zu behaupten. Dies scheint heute symptomatisch für die Eliten im gesamten Kollektiven Westen. Aber früher oder später setzt sich dann doch die Realität durch und zerstört das Fundament des Narrativs, auf dem bisher ihre Macht geruht hat. Dann beginnt das Heulen und Zähneknirschen. Diese Phase scheint auch in Europa bereits begonnen zu haben. Zunehmend gibt es unter den West-Eliten gegenseitige Schuldzuschreibungen für das angerichtete Chaos, und mit etwas Glück werden sie sich bald gegenseitig politisch zerfleischen.

Dagegen will ein Teil der neokonservativen Kriegstreiber in den USA sogar noch mehr Kriege, an noch mehr Stellen, rund um die Welt. Nach deren Vorstellungen kann das aktuelle Chaos nur durch noch mehr Chaos, durch eine gigantische Katharsis in einem Weltenbrand geordnet werden, aus dem die USA als alleiniger Sieger und Hegemon für das nächste Jahrhundert hervorgehen. Sie gehören dem "Tiefen Staat" an und ihnen ist die Wählergunst egal. Sie wollen ihren großen Krieg, um Iran zu vernichten, Russland aufzuteilen und China zu schwächen.

Die andere Fraktion der US-Falken, die aus dem politischen Establishment kommt, sieht in einer Fortsetzung des Krieges in der Ukraine oder einer Ausweitung des Konfliktes im Nahen Osten die Gefahr ihres eigenen politischen Untergangs. Beide Fraktionen der Kriegstreiber sind derzeit in Washington gleich stark. Der Trend bei den US-Wählern favorisiert jedoch zunehmend die Fraktion, die nicht auf den "totalen Krieg" setzt.

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