Von Declan Hayes
Maria Lwowa-Belowa, die den Spitznamen "Mütterchen Russland" trägt, wäre heute im nördlichen Gazastreifen in ihrem Element, aber das gilt auch für das bereits erwähnte "Gesindel", das sie und den russischen Präsidenten Putin wegen Kriegsverbrechen anklagen will, weil sie zuvor Frauen und Kinder aus den Stalingrads von Donezk, Cherson, Lugansk und Saporoschje evakuiert haben.
Bevor wir zur Situation im nördlichen Gazastreifen übergehen, wollen wir uns noch einmal vergegenwärtigen, dass die Frauen dieser Welt, einschließlich einer Frau namens Maria Lwowa-Belowa, nicht in ein heutiges Stalingrad gehören, über das ein Oberleutnant der deutschen Wehrmacht namens Weiner, von der 24. Panzer-SS-Division, in seinem Tagebuch festhielt:
"In den Kellern, auf den Treppenabsätzen und Treppenhäusern liegen überall Leichen. Die Front besteht aus ausgebrannten Räumen, eine dünne Decke zwischen zwei Etagen. Entsatz und Versorgung kommt von benachbarten Häusern, über Feuerleitern und Schornsteine. Von Mittag bis Abend herrscht ein unerbittlicher Häuserkampf. Von Etage zu Etage bekämpfen wir uns mit vor Angst verschwitzten Gesichtern gegenseitig, inmitten von Explosionen, von Staubwolken und Pulverdampf, im Hagel von Mörsergranaten, in Trümmern, in Strömen von Blut und Leichenteilen. Man kann jeden Soldaten fragen, was eine halbe Stunde Nahkampf in einem solchen Gefecht bedeutet. Und man stelle sich Stalingrad vor: 80 Tage und 80 Nächte unerbittlicher Nahkämpfe. Entfernungen werden nicht mehr in Metern gemessen, sondern in der Anzahl Leichen. Stalingrad ist keine Stadt mehr. Tagsüber ist Stalingrad eine einzige gigantische Wolke aus beißendem Rauch. Ein riesiger Ofen, der vom Widerschein der Flammen erhellt wird. Und wenn die Nacht hereinbricht, eine dieser sengenden, lauten und blutigen Nächte, stürzen sich die herrenlosen Hunde in die Wolga und schwimmen verzweifelt an das andere Ufer. Die Nächte von Stalingrad sind für sie ein schreckliches Erlebnis. Tiere fliehen aus dieser Hölle. Die härtesten Steine halten es nicht aus, nur wir Männer halten aus."
Nur Männer halten durch. Wenn die israelischen Streitkräfte ihre Bodenoffensive starten werden, werden die überlebenden Männer der Hamas stoisch auf sie warten und grimmig entschlossen sein, den israelischen Invasoren ihre eigene großzügige Version von Stalingrad, Iwojima oder Guadalcanal anzubieten. Was die Frauen betrifft, sie werden mit ihren Kindern nach Süden fliehen und inmitten von Wehklagen beten, dass zumindest einige ihrer jungen Söhne, wenn nicht sie selbst, den Bomben der israelischen Luftwaffe entgehen, die auch ihre Fluchtwege treffen können, während der Westen weg schaut, mit der Begründung, dass Israel "sich nur verteidigt".
Was mich betrifft, so habe ich den gemeinsamen Freunden der Journalisten Issam Abdallah (getötet), Carmen Joukhadar (sehr schwer verletzt, Gliedmaßen verloren) und Elie Brakhia (verletzt) mein Beileid übermittelt. Mit diesen Leuten saß ich noch vor nicht allzu langer Zeit in Beirut zusammen, wir haben gescherzt und gemeinsam gegessen. Sie gehörten zu einer Gruppe akkreditierter Journalisten, die von der israelischen Luftwaffe gezielt im Südlibanon angegriffen wurde.
Ein Kriegsverbrechen? Ach, bitte. Die israelischen Streitkräfte sind die moralischsten Massenmörder der Welt. Wir haben es alle eine Million Mal in den Medien der NATO gelesen und wissen, dass sie es nicht absichtlich auf die Journalisten abgesehen hatten. Kollaterale Opfer – obwohl sie 2014 selbst auf mich gezielt geschossen haben. Aber vergessen wir diesen Gedanken. Die israelische Luftwaffe hat meine Freunde und Zehntausende andere "menschliche Tiere" nicht ohne "guten Grund" ins Visier genommen. Israel nimmt sich das Recht, wie zuvor Nazi-Deutschland auch schon, sich zu verteidigen. Und wir müssen bei diesen Dingen Augenmaß wahren, damit wir nicht am Ende "Putin in die Hände spielen". Obwohl Wassili Nebensja, Russlands ständiger Vertreter bei den Vereinten Nationen, ernsthafte Versuche unternommen hat, die Schuld für die anhaltenden Kriegsverbrechen in Gaza richtig zuzuordnen, geht er dabei weder weit noch tief genug. Lasst uns also beobachten, welches Licht unsere Freunde in den Propagandaabteilungen der Geheimdienste auf diese Angelegenheit werfen werden.
Nehmen wir zum Beispiel den britischen Abgeordneten der Labour Party Crispin Blunt, jemand, den ich zutiefst missachte, der jedoch damit droht, die britische Regierung wegen ihrer Mitschuld an den Kriegsverbrechen der israelischen Regierung in Den Haag zu verklagen. Wenn man sich jedoch diesen Videoausschnitt anhört, wird man feststellen, dass dieser Penner sagt, dass "selbstverständlich" Israel das Recht hat, sich zu verteidigen. Was vermutlich der Grund ist, warum es Israel erlaubt ist, mehr als zwei Millionen Menschen, davon drei Viertel Frauen und Kinder, von der Wasserversorgung abzuschneiden, während Israel gleichzeitig heimlich Atomwaffen und Bomben mit abgereichertem Uran und Phosphor besitzt.
Lasst uns dieses Ablenkungsmanöver von Crispin Blunt mit der Klage in Den Haag zu Grabe tragen. Es besteht absolut keine Chance, dass das hinterhältige Großbritannien wegen einer Mitschuld an Kriegsverbrechen in Gaza oder anderswo zur Verantwortung gezogen wird. Selbst wenn man davon absieht, dass Großbritannien nie für Kriegsverbrechen in Aden, Irland, Malaya, Zypern, Kenia oder im Irak zur Verantwortung gezogen wurde, sind alle ehrenwerten Abgeordneten im Parlament in Westminster entweder schon lange nicht mehr unter uns oder wurden in die Unbedeutsamkeit entsorgt. Nehmen wir zum Beispiel Ken Livingstone, der aus der britischen Labour Party ausgeschlossen wurde, weil er auf seine sehr spezielle Art die historische Absprache zwischen Adolf Hitlers Reich und der zionistischen Bewegung zur Sprache brachte.
Was den Menschenrechtsanwalt und derzeitigen britischen Anführer der Labour Party, Sir Keir Starmer, anbelangt, so war sein Engagement für die Menschenrechte, abgesehen davon, dass er das Charisma eines ausgelatschten Schuhs besitzt, lediglich eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Die Chance, dass sein Parteikollege Crispin Blunt dabei helfen wird, Anklage gegen Israel zu erheben, ist ebenso groß wie die Chance, dass Selenskij zu seinem Hauptjob als Clown zurückkehrt.
Das kann man erkennen, wenn man diesen Artikel im Economist liest, die vorlauteste, aber abscheulichste Publikation im riesigen Arsenal der NATO-Medien. Die Überschrift des beleidigenden Artikels lautet wie folgt: "Handelt Israel im Gazastreifen im Rahmen der Kriegsgesetze?" Damit soll dem gewöhnlichen Mann auf der Straße der Eindruck vermittelt werden, dass die Sache immer noch verfolgt wird. Dass vielleicht, nur vielleicht, ununterbrochene Bombardierungen auf den nördlichen Gazastreifen, vielleicht, nur vielleicht, ein wenig übertrieben sind.
Nachdem uns der Artikel zunächst eröffnet, dass "mehr als 1.900 Palästinenser getötet wurden", verlässt er den passiven Fall und verkündet uns, dass "Hamas-Terroristen 1.300 Menschen im Süden Israels ermordet haben" und dass "die Szenen aus Gaza zwar schwer zu ertragen sind", aber "die Hamas vorsätzlich Zivilisten massakriert und zweifellos Kriegsverbrechen begangen hat".
Nach der summarischen Verurteilung der Hamas und dem Freispruch der Gegenseite fragt uns der Artikel dann: "Wie weit kann Israel als Reaktion darauf gehen?" Um diese mildernde Frage zu beantworten, holt sich The Economist als Richter, Geschworene und Henker unausgegorene Akademiker wie Aurel Sari, einen Rechtsprofessor an der Universität Exeter, der Vorlesungen für Organisationen der NATO hält, Oberstleutnant John Merriam, einen US-Amerikaner und strategischer Berater, der eng mit dem Oberkommando der israelischen Streitkräfte zusammenarbeitet, und Avichai Mandelblit, der als oberster militärischer Generalanwalt Israels diente.
Diese drei klugen Marionetten informieren uns in einem der prestigeträchtigsten Propagandablätter der NATO darüber, dass Israels Angriffe im Großen und Ganzen zur etablierten gegenwärtigen Staatspraxis gehören und im Einklang mit der amerikanischen Doktrin stehen. Und dass die überwältigenden Bedrohungen, denen das kleine Israel ausgesetzt ist, "diese Angriffe und das hohe Maß an Kollateralschäden, die übermäßig erscheinen, rechtfertigen würden". Es gebe aber Tausende legitime militärische Ziele in den Stadtteilen von Gaza. Man könne die zivilen und militärischen Ziele einfach nicht unterscheiden. Israels Kriegsziel sei die Zerstörung der Hamas. Wenn man dies tun wolle, müsse man Gaza zerstören, denn alles in Gaza, fast jedes Gebäude dort, sei eine Hochburg der Hamas.
Auch wenn jeder Grashalm und jedes kleine Kind, diesen israelischen Psychosen zufolge, ein legitimes militärisches Ziel sein sollen, besteht kein Grund zur Angst. Denn Herr Aurel Sari versichert uns, dass die israelischen Streitkräfte aufgrund ihrer Erfahrung, "Weltklasse" seien. "Ich habe großes Vertrauen in das israelische Militär und sein System", das sehr robust sei. "Jedes Angriffsziel wird gründlich analysiert", betont Herr Avichai Mandelblit.
Gleichzeitig teilt uns der Sprecher der israelischen Streitkräfte, Daniel Hagari, als Zugabe zu diesem giftigen Artikel im Economist mit, dass "Gaza sich irgendwann in eine Zeltstadt verwandeln wird. Es wird keine Gebäude mehr geben". Und was die hunderte Tonnen Bomben betrifft, die auf Gaza abgeworfen werden, "liegt der Schwerpunkt auf Schaden anrichten und nicht auf Genauigkeit".
Auch wenn die Wahl der Methoden unterschiedlich sein mögen, kann es keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben, und die Allee der Engel in Donezk, sowie unzählige ähnliche Gedenkstätten auf der anderen Seite, der sogenannten Achse des Widerstands, verlangen nichts Geringeres. Obwohl diese unglücklichen Medien-Marionetten durchaus berechtigt sind, nachzuplappern, dass "der Freiheitskämpfer des einen der Terrorist des anderen sei", können sich am Ende des Tages nur die standhaften Männer durchsetzen. Und viele dieser Männer, zusammen mit Tausenden der verwaisten Jungen von heute, aus denen die Hamas-Kämpfer von morgen entstehen werden, sind entschlossen, ihre Feinde zu töten. Es gibt nur einen Weg, dieses Blutbad zu vermeiden, und der ist, die Zirkusdirektoren der NATO sowie ihre Mitarbeiter bei der BBC, der ARD, dem Economist und anderen Medien, die ihr Gift verbreiten, zusammenzutreiben und festzusetzen.
Obwohl Martin Luther King bekanntlich erklärte, dass der Bogen des moralischen Universums lang ist, sich aber in Richtung Gerechtigkeit neigt, bleiben die Hauptkräfte, die diesen Fortschritt behindern, diejenigen, die sich wie Israel um die NATO versammelt haben. Wenn, um Martin Luther King zu zitieren, "jetzt die Zeit ist, Gerechtigkeit für alle Kinder Gottes Wirklichkeit werden zu lassen", dann dürfen die seit ewig leidenden Palästinenser, Libanesen, Iraker und Syrer nicht vergessen werden. Und diese Gerechtigkeit muss auch für alle anderen erklingen, die verfolgt oder versklavt wurden.
Obwohl es Publikationen wie dem Economist angesichts der jüngsten Umstände leicht fällt, die Hamas zu kritisieren, wäre es unendlich besser, eine Kerze anzuzünden und in sich zu gehen, als die Dunkelheit zu verfluchen, die von den NATO-Papageien verbreitet wird.
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Dieser Text erschien in englischer Sprache bei Strategic Culture Foundation.
Declan Hayes ist Katholischer Denker und Aktivist und ehemaliger Dozent für Finanzen an der Universität Southampton.