"Krass, schockierend" – Mainstream skandalisiert sachliche Aussagen zum Nahostkonflikt

Bild und andere Qualitätsmedien und -Politiker empören sich über Aussagen zum Nahostkonflikt, die noch vor kurzem als sachlich und ausgewogen gegolten hätten. Zuletzt traf es den eigentlich völlig mainstreamigen Experten Christoph Heusgen. Wozu dient dieses Theater?

Von Richard Mahnke

Der deutsche Mainstream hat in den vergangenen Tagen wiederholt sachliche und ausgewogene Aussagen zum Nahostkonflikt skandalisiert. Zuletzt traf es den Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, der nach einem sachlichen Interview mit dem heute-journal des ZDF hart kritisiert wurde – vor allem vom Springerblatt Bild, aber auch von prominenten Politikern.

Ihm wurde vorgeworfen, kein kritisches Wort zum "bestialischen Terrorangriff der Hamas" gefunden zu haben und stattdessen Israel zu kritisieren, es fielen Begriffe wie "krass", "schockierend", "verstörend". Paul "Helmchen" Ronzheimer, stellvertretender Bild-Chefredakteur, sprach davon, dass Heusgen den "'Ja, aber'-Israel-Schwurblern" recht gebe.

Damit bestätigt sich: Jede Art von Analyse, Kontext und Hintergrund, wie sie noch vor wenigen Jahren überall selbstverständlich war, wird bei dem Thema Nahostkonflikt skandalisiert und für illegitim erklärt. Ganz im Sinne des vergesslichen Kanzlers Olaf Scholz, der erst vor wenigen Tagen jedes "Ja, aber" für fehl am Platze erklärt hatte.

Der deutsche Mainstream vermittelt dabei gern den Eindruck, dass die rein emotional begründete radikale Pro-Israel-Haltung die der "Weltgemeinschaft" sei. Nichts könnte falscher sein. Es ist die Haltung der westlichen Meinungsmacher, die oft nicht einmal in den Ländern des Westens mehrheitsfähig ist.

Die Unterdrückung jeder sachlichen und ausgewogenen Aussage zum Thema bedeutet nicht nur, dass der Meinungskorridor noch enger und die Debatte immer absurder wird. Sie lässt auch den beängstigenden Schluss zu, dass Medien wie Bild hierzulande die mediale und quasi religiös unterlegte Begleitmusik für den zu erwartenden großen militärischen Konflikt liefern, der offenbar nicht verhindert werden soll.

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