Von Fiorella Isabel
Orlando, Florida, ist die Heimat von Micky Maus, beliebten Stränden, Sonnenschein, Alligatoren – und Ihrem heimischen Nazi.
Das ist es, was die Bewohner von Teilen Zentralfloridas in einer ironischen Wendung erlebten, als mehrere Gruppen von Neonazis, bestehend aus dem Aryan Freedom Network, dem Order of the Black Sun, den 14 First, der Goyim Defense League und dem Blood Tribe, vor Kurzem in der Gegend gesichtet wurden, ihr Recht auf den ersten Verfassungszusatz ausübend, hasserfüllte Slogans skandierend und stolz ihre weißen Rassisten-Tätowierungen für alle sichtbar präsentierend.
Die Demonstranten behaupteten, Ron DeSantis zu unterstützen, den derzeitigen Gouverneur von Florida, der auch für das Präsidentenamt kandidiert. Anwesend war Kent "Boneface" McLellan, ein Neonazi, der Berichten zufolge Informationen über andere Mitglieder seiner Gruppe preisgab, nachdem er 2012 bei einer FBI-Aktion wegen inländischen Terrorismus verhaftet worden war. Er behauptet, er sei nach dem von den USA unterstützten Maidan-Putsch von 2014 in die Ukraine gegangen, um sich der ultranationalistischen Gruppe Rechter Sektor anzuschließen, die den Krieg der neuen Kiewer Behörden gegen die abtrünnigen Republiken des Donbass führt. Er kehrte dann 2022, als die russische Militäroperation begann, in das Land zurück, um sich dem neonazistischen Asow-Bataillon anzuschließen, und erklärte, nicht das FBI, sondern die CIA habe ihm dabei geholfen.
Während US-Politiker und die etablierten Medien über die Hassdemonstration der Neonazis in Orlando entsetzt waren, erklärte der Anführer des Blood Tribe und ehemalige US-Marine Christopher Pohlhaus, auch bekannt als "Hammer", der in die Unruhen auf dem Capitol Hill am 6. Januar verwickelt gewesen war, warum er bei den Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr Joe Biden gegenüber Donald Trump bevorzugt. Er verkündete, dass "Biden wenigstens Raketen in die Ukraine schickt". Dies unterstreicht, was die US-Medien und Washington seit Februar 2022 konsequent zu verbergen versuchen: dass die Ukraine ein riesiges Naziproblem hat und dass die USA und ihr Geheimdienstapparat in der Vergangenheit nicht nur davon wussten, sondern auch entschlossen waren, diese Gruppierungen zu trainieren, zu beraten und zu bewaffnen, um bestimmte politische Ziele zu erreichen.
Asow-Bataillon als "Inspiration"
In einem am 17. November 2017 veröffentlichten Artikel beschreibt CNN die Verbindung zwischen dem europäischen Faschismus und Neonazi-Gruppen in den USA. In einem Artikel des Time Magazine aus dem Jahr 2021 wurde hervorgehoben, dass Asow sowohl eine militärische als auch eine politische Kraft in der Ukraine ist, deren Einfluss sich weit über die Grenzen des Landes hinaus erstreckt, mit einem Netzwerk extremistischer Gruppen, das sich von Kalifornien über Europa bis hin nach Neuseeland erstreckt. Einer der Organisatoren der "Unite the Right"-Kundgebung im August 2017 in Charlottesville, Virginia, nannte das Asow-Bataillon als Inspiration. Diese Kundgebung war berüchtigt geworden, als ein Teilnehmer mit seinem Auto in eine Gruppe von Gegendemonstranten gerast war und dabei eine Frau tötete und viele andere verletzt hatte.
In dem Artikel wird eingeräumt, dass der Aufstieg des Asow-Bataillons und der weißen nationalistischen Bewegung eine Folge der Maidan-Revolution von 2014 war und dass der erste gewählte ukrainische Präsident nach dem Maidan Petro Poroschenko die Asow-Mitglieder als Helden lobte. Erst letzte Woche wurde Poroschenko bei einem Besuch der ukrainischen Truppen mit dem Logo der Schwarzen Sonne auf der Schulter gesichtet, einem Nazi-Symbol, das einst auf den offiziellen Asow-Abzeichen zu sehen gewesen war.
Im Oktober 2019 hatten 40 Mitglieder des Kongresses einen Brief unterzeichnet, in dem sie das US-Außenministerium aufgefordert hatten, Asow als ausländische terroristische Organisation einzustufen, da "Asow seit Jahren US-Bürger rekrutiert, radikalisiert und ausbildet". Christopher Wray, der damalige Direktor des FBI, bestätigte später in einer Aussage vor dem US-Senat, dass weiße US-Rassisten "tatsächlich ins Ausland reisten, um dort zu trainieren". Sowohl im CNN- als auch der Time-Artikel ging man so weit, Asow (zutreffend) mit Dschihadisten im Nahen Osten zu vergleichen, denn es wäre nicht das erste Mal, dass Washington auf radikale Gruppierungen zurückgreift, um eine politische Agenda zu erreichen.
Ex-CIA-Offizier: Einsatz von "Ultranationalisten" gegen Russland
Fast unmittelbar nach Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine veröffentlichte Foreign Affairs, das Medienkind des Council on Foreign Relations, einen interessanten Artikel mit dem Titel "Der kommende ukrainische Aufstand". Zum Hintergrund: Der CFR ist eine Denkfabrik nur für geladene Gäste, die aus dem britischen Institute of International Affairs hervorgegangen ist und die Rolle der USA in der internationalen Außenpolitik formen und gestalten soll. Die 1921 von führenden Vertretern aus Wirtschaft und Gesellschaft gegründete Organisation verfolgte in erster Linie das Ziel, die USA als dominante Führungsmacht in globalen Angelegenheiten zu etablieren, ganz im Sinne der Monroe-Doktrin.
In dem Beitrag erklärte Douglas London, ein pensionierter russischsprachiger ehemaliger CIA-Offizier, der "Aufstandsbekämpfungsoperationen" mit Schwerpunkt in Zentralasien geleitet hatte, dass Russland dank "Putins Aggression" mit einem ukrainischen Aufstand in einem eskalierenden Konflikt konfrontiert sei, der sich über die Grenzen der beiden Länder hinaus ausbreiten könnte und von den Vereinigten Staaten und der NATO unterstützt würde. "Ultranationalistische" Gruppierungen könnten von der von der NATO unterstützten Ukraine in der gleichen Weise eingesetzt werden, wie Aufstände in Afghanistan und Vietnam eingesetzt wurden. London erläuterte ferner hochmütig, wie der Westen diese Gruppen einsetzt, um Konflikte zu schüren und Regionen zu destabilisieren, indem er Nationen mit endlosen Stellvertreterkriegen erschöpft, bis sie sich geschlagen geben.
Er erwähnte sogar die heimliche militärische Unterstützung der USA für die Mudschahedin in Afghanistan in den 1980er-Jahren gegen die Sowjetunion und für die Kurden nach 2003. Wir können uns auch ansehen, wie Libyen, das unter der Obama-Regierung durch die damalige Außenministerin Hillary Clinton ins Visier genommen worden war, Opfer eines solchen Regimewechsel-Playbooks wurde, oder die US-Unterstützung für die Contras in Nicaragua unter dem damaligen Präsidenten Ronald Reagan. Bemerkenswerterweise stellt London vieles davon als eine gute und notwendige Abfolge historischer Ereignisse dar und verkündet, dass die Unterstützung von Aufständen "in der DNA der CIA" liege und dass die Behörde aufgrund ihrer Erfahrung in diesen Regionen gut gerüstet sei, "die Ukraine in ihrem Krieg gegen Russland zu unterstützen".
"Operation Paperclip": Einbürgerungen von Nazis
Ein vielleicht weniger erfolgreiches Beispiel ist Washingtons Unterstützung der "gemäßigten Rebellen" in Syrien vor weniger als einem Jahrzehnt. Kürzlich enthüllte der Journalist Seymour Hersh neue Beweise für die Unterstützung radikaler Gruppierungen durch den US-Geheimdienst. In seinem jüngsten Artikel enthüllt Hersh einen fünfseitigen Bericht, in dem beschrieben wird, wie Sarin-Gas, ein giftiger Nervenkampfstoff, im Jahr 2013 für die DIA (Defense Intelligence Agency) vorbereitet worden war. Der Bericht enthält eindrucksvolle, detaillierte Beweise dafür, dass die dschihadistische Gruppierung al-Nusra und nicht die Regierung von Baschar al-Assad hinter den berühmt-berüchtigten Angriffen mit Chemiewaffen in Syrien steckt, wie denen in Ghuta im August 2013. Und Washingtons Geheimdienste hatten nicht nur Kenntnis von diesem Bericht, sie haben auch bereitwillig darüber gelogen und ihn laut Hersh dem Weißen Haus vorenthalten. Er weist darauf hin, dass die Frage der nationalen Sicherheit als Vorwand benutzt wurde, um nichts zu sagen, da die Mainstream-Medien abweichende Meinungen zu diesem Thema verunglimpfte und behauptet hatten, dass Assad für die Vergasung seines eigenen Volkes verantwortlich war, um die Beteiligung der USA am langwierigen syrischen Bürgerkrieg zu rechtfertigen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die CIA mit der Operation Paperclip begonnen, einem Programm zur Förderung der Einwanderung deutscher und österreichischer Wissenschaftler und Techniker, um deren Wissen für militärische Zwecke zu nutzen. Es hatte zwar nur zwei Jahre gedauert, war aber in verschiedenen Versionen bis 1962 fortgesetzt worden. Am Ende waren 1.500 deutsche und österreichische Staatsbürger mit ihren Familien in die USA umgesiedelt worden. Die meisten von ihnen nahmen später die US-Staatsbürgerschaft an, und ihre "nominellen" Verbindungen zur Nazipartei waren kein Ausschlusskriterium. Im Laufe der Zeit gab es Widerstand und Nachforschungen über die Geschichte einiger dieser Wissenschaftler, die zu Anhörungen im US-Kongress und schließlich zu einer Untersuchung führten. Aber niemand wurde jemals vor Gericht gestellt, und während Washington zur Rechtfertigung seines Vorgehens gerne den Vorwand der "nationalen Sicherheit" anführte, wurde verschwiegen, dass das Ziel darin bestand, das Wissen dieser ehemaligen Nazis zu nutzen, um die Sowjetunion zu besiegen, die natürlich Millionen von Menschenleben verloren und nur wenige Jahre zuvor eine wesentliche Rolle beim Sieg über Nazi-Deutschland gespielt hatte.
Kanada: Ovationen für ehemaligen SS-Kämpfer
Erst vor wenigen Tagen, während der Rede des ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij im kanadischen Parlament, spendeten die Abgeordneten einem 98-jährigen ukrainisch-kanadischen Mann, der in der 14. Division der Waffen-SS (auch bekannt als 1. Galizische Division) gekämpft hatte, stehende Ovationen und feierten ihn als Helden, weil er im Zweiten Weltkrieg gegen die Russen gekämpft hatte. Dabei wurde nicht erwähnt, dass die Einheit Massaker an Juden, Polen, Slowaken und sowjetischen Partisanen begangen hatte.
Washingtons Einsatz von Radikalen hat in dieser Hinsicht nie aufgehört, stattdessen hat er sich durch Regimewechsel-Operationen unter den hehren Idealen der "Demokratie" und "humanitären Hilfe" ausgeweitet und umbenannt, eingebettet in die vom Westen dominierte unipolare Weltordnung, angeführt von den USA, der EU, Großbritannien, der NATO und ihrem vielgliedrigen militärischen Geheimdienstapparat. Eine Agenda, die angesichts einer ausgehend vom Osten und Süden neu entstehenden multipolaren Weltordnung, die von jahrzehntelanger und jahrhundertelanger Ausbeutung, Vorherrschaft und Neokolonialismus geprägt ist, eindeutig in eine schwierige Situation geraten ist.
Aber der NATO-Block scheint nicht die Absicht zu haben, diesen globalen Paradigmenwechsel anzuerkennen, und versenkt stattdessen seine Nägel in unverrückbarem Zement, verstrickt in einen existenziellen Stellvertreterkrieg mit Russland, den er meint, bis zum allerletzten Ukrainer verlängern zu müssen. Das Pentagon hat vor Kurzem eine weitere Milliarde Dollar für die Ukraine bewilligt, einschließlich der Lieferung tödlicher Munition mit abgereichertem Uran, die wahrscheinlich von bewaffneten Neonazi-Kräften gegen die Menschen im Donbass eingesetzt werden wird. Und als ob das noch nicht genug wäre, plant die NATO, mehr als 41.000 Soldaten und 700 Lufteinheiten für die nach offiziellen Angaben größte Militärübung seit Jahrzehnten zu versammeln, die im nächsten Frühjahr in Deutschland, Polen und den baltischen Staaten stattfinden soll. Ziel ist es, Moskau zu zeigen, dass die NATO bereit ist, um jeden Preis zu kämpfen, sei es durch die Bewaffnung gefährlicher, radikaler Gruppen oder durch die Opferung Tausender ziviler Leben im Rahmen einer nuklearen Eskalation. Das Problem, mit dem die Welt konfrontiert ist, besteht darin, zu verstehen, dass sich die Geschichte oft wiederholt, und das Erkennen dieser Muster ist unerlässlich, um eine weitere Katastrophe zu vermeiden.
Aus dem Englischen.
Fiorella Isabel ist Journalistin, geopolitische Analystin, RT-Korrespondentin und Gastgeberin der unabhängigen Talkshow The Convo Couch.
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