Von Irina Alksnis, RIA Nowosti
Die Rede von Wladimir Putin zu den Ereignissen um Jewgeni Prigoschin war sehr direkt und hart. Die Ereignisse wurden als bewaffnete Meuterei und Verrat am Vaterland bezeichnet. Die russischen Streitkräfte erhielten den Befehl, die Organisatoren zu neutralisieren.
Die Worte des Präsidenten deckten sich genau mit der öffentlichen Einschätzung der Geschehnisse, die sich in den letzten zwölf Stunden herausgebildet hat. Die prägnanteste, wenn auch stellenweise obszöne Einschätzung wird den Meuterern jetzt von den Bürgern von Rostow direkt ins Gesicht gesagt.
Noch gestern Nachmittag war Jewgeni Prigoschin in den Augen einiger Leute ein Held und ein patriotischer Wahrheitsverkünder, wenn auch teilweise zu hart in seinen Einschätzungen und Handlungen. Einen halben Tag später wurde ist er zum Komplizen des Feindes und zum Verräter an seinem Land und an seinen eigenen Kämpfern, die heldenhaft an der Front kämpfen, geworden.
Und zu diesem Urteil sind unsere Leute von sich aus gekommen, nachdem sie gehört und gesehen haben, was Prigoschin in den letzten Stunden gesagt und getan hat. Dies ist wahrscheinlich die beste Nachricht in der gegenwärtigen Krise. Russland ist in der Lage, alle Prüfungen und Herausforderungen zu meistern, aber nur, wenn sich seine Gesellschaft nüchtern über die Geschehnisse im Klaren ist und sich nicht von falschen Phantomen verführen oder in lähmende Starre versetzen lässt.
Es war der öffentliche ideologisch-politische Morast, der das Land an den Rand des Ruins gebracht und den Staat im letzten Jahrhundert zweimal zerstört hat. Im Zentrum der Besessenheit steht seit jeher das tiefe und aufrichtige Bedürfnis unseres Volkes nach Gerechtigkeit, sein Wunsch, Unrecht zu korrigieren und eine bessere Weltordnung zu schaffen. Dieses Bedürfnis ist gleichermaßen unsere größte Stärke und unsere Achillesferse. Es wurde von verschiedenen Menschen erfolgreich für ihre sehr unreinen Interessen ausgenutzt. So war es beim Untergang des Russischen Reiches und so war es bei der Sowjetunion.
Aber die aktuellen Ereignisse zeigen, dass wir die Lehren aus der Vergangenheit, aus dieser schwierigen und sogar katastrophalen Erfahrung gezogen haben. Die russische Gesellschaft beweist jetzt Besonnenheit, gesunden Menschenverstand und ist staatstragend im besten Sinne des Wortes.
Man darf ein Land nicht spalten, wenn gegen sein Volk gerade ein Vernichtungskrieg geführt wird. Man darf seiner eigenen kriegführenden Armee nicht in den Rücken fallen. Es gibt keine Entschuldigung für Verrat, und es kann auch keine geben. Militärische Meuterei ist Hochverrat am Vaterland. Punkt.
Alle Erklärungen, Motive und Gründe sind irrelevant. Sie alle bleiben hinter der Linie, wenn ein Mann sie überschritten hat. Jewgeni Prigoschin hat seinen Rubikon überschritten.
Ich möchte hoffen, dass die Mehrheit der Kämpfer von "Wagner" auf dieser – unserer – Seite bleiben wird. Auf der Seite des Volkes, des Landes und seines Präsidenten.
Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist zuerst am 24.06.2023 auf ria.ru erschienen.
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