Selenskij – ein Agent des Kreml?

Selenskij hat zugegeben, dass die "Festung Bachmut" vor allem deshalb erbittert verteidigt wird, weil Ukrainer von ihm sonst Friedensverhandlungen fordern würden. Praktisch gleichzeitig bezeichnete eine hohe ukrainische Beamtin diese These als russische Propaganda. Ist Selenskij ein Agent des Kreml?

Von Dawid Narmanija, RIA Nowosti

Die stellvertretende ukrainische Verteidigungsministerin Anna Maljar hat am Vortag interessante Äußerungen gemacht. Ihr zufolge versuche Russland im Informationskrieg die Ukrainer davon zu überzeugen, dass die Entscheidung, Artjomowsk zu halten, eine politische ist und keinen militärischen Sinn hat. All dies geschehe angeblich, um das Vertrauen der Öffentlichkeit und des Militärs in die Entscheidung des obersten Kommandos zu untergraben, die Soldaten zu demotivieren und die Führung der ukrainischen Streitkräfte zu Fehlern zu verleiten.

Ein weiterer interessanter Satz in ihrer Erklärung lautet: "Bachmut wird so lange verteidigt, wie wir es unter dem Gesichtspunkt der militärischen Aufgaben brauchen." Mit anderen Worten, sie zieht die Möglichkeit, dass die Verteidigung dieser Stadt erfolgreich verlaufen könnte, nicht einmal in Betracht. Und bereits das ist eine alarmierende Nachricht für die Ukrainer.

Was ihre Worte jedoch besonders merkwürdig macht, ist die Tatsache, dass Wladimir Selenskij wenige Stunden zuvor in einem Interview mit Associated Press zum selben Thema das genaue Gegenteil gesagt und die Debatte darüber, warum Zehntausende ukrainischer Soldaten in Artjomowsk starben, anscheinend beendet hatte.

"Der Krieg ist ein Kuchen, der aus Siegen besteht. Aus kleinen Siegen, aus kleinen Schritten", erklärte er. Ein weiteres kulinarisches Zitat in der Debatte über die Ukraine-Krise. Erst "Die Krim ist kein Butterbrot", jetzt dies. Selenskijs Spruch ist es wert, unvergessen zu bleiben, aber darauf kommen wir noch zurück.

Die philosophischen und gastronomischen Thesen des ukrainischen Führers wurden später näher erläutert: Selenskij ist überzeugt, dass Kiew nach der Niederlage in Artjomowsk unter enormen Druck geraten wird – sowohl von ausländischen Partnern als auch aus der eigenen Bevölkerung. Und unter diesen Bedingungen werde es sehr schwierig sein, Friedensverhandlungen mit Russland weiter zu verweigern.

Generell bestätigte der ukrainische Staatschef die Tatsache, dass die "Festung Bachmut" einen rein politischen Zweck verfolgt.

Wie kann es sein, dass die stellvertretende Leiterin der Militärabteilung nicht weiß, wofür ihre Soldaten kämpfen? Auf jeden Fall gibt es schlechte Nachrichten für Maljar: Entweder ist es den russischen Medien gelungen, Selenskij zu indoktrinieren, oder er ist ein Agent des Kreml.

Seine Äußerung ist nämlich wirklich ungewöhnlich: Bisher hat er sich darauf beschränkt, militärische Hilfe und Geld vom Westen zu fordern, nun spricht er zum ersten Mal mit der Bevölkerung darüber, was passieren wird, wenn diese Hilfe eingestellt wird. Er versucht, den Ukrainern zu erklären, dass nach der Niederlage in Artjomowsk der Krieg verloren sein könnte, wenn sie anfangen, von ihm Kompromisse zu verlangen. Gleichzeitig beschwert er sich damit bei seinen westlichen Partnern über die Ukrainer und sagt faktisch: "Ich stehe zu Hause unter Druck, gebt weiter Geld und Waffen, sonst wird Russland gewinnen."

Buchstäblich am selben Tag begann im US-Kongress eine Sitzung des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses, in der es um die Kontrolle der Finanzhilfe für die Ukraine ging. Der Ausschussvorsitzende Michael McCaul wandte sich in einer Rede – unklar, ob bewusst oder unbewusst – an seine Kollegen und beruhigte Selenskij.

"Von den 113 Milliarden Dollar an Hilfen für die Ukraine gehen etwa 60 Prozent an das US-Militär, an US-Arbeitskräfte und an die Modernisierung der US-Arsenale. Tatsächlich gehen nur 20 Prozent der Mittel direkt an die ukrainische Regierung in Form von Budgethilfe",

hielt er fest und versicherte den Abgeordneten, dass die Unterstützung für das Kiewer Regime wichtig und notwendig sei.

McCaul gibt zu, dass das Geld, das Washington so großzügig für Kiew bereitstellt, überwiegend im eigenen Land ausgegeben wird. Amerika profitiert davon. Amerika will, dass es so weitergeht. Amerika ist es egal, was aus der Ukraine wird.

Selenskij ist mit seinem unsinnigen Zitat also überraschend aufrichtig. Für ihn ist der Krieg ein Kuchen, von dem er mehr abbeißen will. Es spielt für ihn keine Rolle, dass der Kuchen mit dem Fleisch der Ukrainer gefüllt ist.

Übersetzung aus dem Russischen. Der Artikel ist am 30.03.2023 auf ria.ru erschienen. 

Mehr zum Thema – Ukraine: Wachsender Widerstand gegen Zwangsrekrutierungen