Von Jewgeni Satanowski
Was der Autor dieser Zeilen zunächst nicht glaubte, weil er es für eine Art Informationsprovokation Kiews hielt, hat sich nun bestätigt: Yakov Kedmi ist tatsächlich auf die Sanktionsliste der EU gesetzt worden. Na, ist doch das Normalste der Welt! Die Europäer haben auf Betreiben der ukrainischen Führung und Oligarchen sowie der US-Amerikaner, die von diesen Schutzgeld nehmen, wieder einmal bewiesen: Das, was wir für den Tiefpunkt des moralischen Verfalls, der Widerwärtigkeit und der Niedertracht hielten, ist für sie nur eine Aufwärmübung.
Für das derzeitige westliche Establishment, orientiert an den Vereinigten Staaten und deren Normen und Verhaltensregeln in der Politik – zu denen vor allem das Fehlen jeglicher Normen und Regeln gehört, die sie einschränken könnten –, sieht so die Standardform der Kommunikation mit der Welt um sie herum aus. Also, nochmals, für sie gibt es einfach keinen Boden, zu dem sie sinken können. Da ist ein bodenloser Abgrund.
Besser so, denn "Boden" wäre ein noch zu milder Ausdruck! Der Marianengraben ist ein seichtes Tälchen im Vergleich zu dem Niveau des Bastardismus, auf dem sich diese Leute bewegen. Der Anstand und die Ehrlichkeit, die Talente und Verdienste eines Menschen, seine Lebensweise und seine Taten bedeuten ihnen nichts. Der hinterlistigste, feigste, gierigste und faulste Schimmel, der in den USA, Europa und all den Ländern, die in ihrem Kielwasser folgen, nur ansetzen kann: Solche Art von Schimmel führt diese Staaten und bestimmt ihre Zukunft. Das war schon immer so und wird auch immer so bleiben, bis jeder einzelne dieser Leute aus dem von ihm bekleideten Sessel wie ein Kegel von einer Bowlingkugel herausgestoßen wird – oder mitsamt Sessel zu Pulver zerrieben. Sie können das, was Kedmi offen ausspricht, nicht ebenso offen anfechten – denn er sagt die Wahrheit. Sie haben Angst, sich mit ihm auseinanderzusetzen: Im Westen gibt es niemanden, der mit einem wie ihm fertig werden könnte. Also verhängten sie Sanktionen, aus hilfloser Wut.
Der Autor kennt Yakov Kedmi seit 35 Jahren. Wir waren nicht immer einer Meinung, und das ist normal – unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Schicksalen eben. Aber er war immer ein ehrlicher und äußerst prinzipientreuer Mann, der jegliche Art von Falschheit oder Niedertracht absolut nicht tolerierte. Und außerdem: Er war stets sehr mutig. Und so ist er auch geblieben. Die EU-Sanktionen gegen Yakov Kedmi ... Gottchen, das klingt wie eine gute alte Satire des literarisch heiliggesprochenen Swift! Da fesselten Swifts Liliputaner einen Gulliver, fesselten und fesselten ihn ...
Und jetzt müssen wir nur abwarten, wie die derzeitige Regierung Israels darauf reagiert – und damit dürfte sie nicht auf sich warten lassen: Denn in Israel wird er von vielen für genau die gleichen Eigenschaften verabscheut, die auch der ganze Abschaum in Europa und den Vereinigten Staaten an ihm so verabscheut – vom Abschaum in der Ukraine ganz zu schweigen. Und eine Reaktion wäre jetzt sehr aufschlussreich zur Beurteilung des derzeitigen Zustands des jüdischen Staates und seiner ... Führung.
(Anmerkung der Redaktion: Yakov Kedmi brachte zum Ausdruck, sich durch seine Aufnahme in die Sanktionsliste der Europäischen Union gleichsam geadelt zu fühlen:
"Ich fühle den größten Stolz. Sich auf einer Liste wie der Kinderarzt Leonid Roschal wiederzufinden, der darum flehte, unter Todesrisiko zum Verhandeln mit Terroristen geschickt zu werden! Für dieses ganze Pack, das in Europa diese Entscheidung fällte, ist das jedoch ein Fleck der Schande und ruft in mir nur Verachtung hervor. Das zeigt ihre vollkommene Doppelzüngigkeit. Diskutieren können sie mit mir nicht, sie haben mir nichts zu entgegnen. Im offenen Gespräch ziehen sie immer den Kürzeren. All diese widerlichen europäischen Kanaillen versuchen, die Menschen der Vernunft zu berauben, des Verständnisses und des Selbstbewusstseins – nur dann hoffen sie, etwas erreichen zu können.")
Übersetzt aus dem Russischen.
Jewgeni Janowitsch Satanowski, Jahrgang 1959, ist ein renommierter Wirtschaftsprofessor und Experte für den Nahen und Mittleren Osten am Moskauer Forschungsinstitut für Israel und den Nahen Osten. 1995 war er Gründungsmitglied des Kongresses der Juden in Russland, dessen Präsident er zeitweilig war. Er publiziert über geopolitische, wirtschaftliche und militärische Themen und ist häufiger Gast in Talkshows des russischen Fernsehens. Wegen seiner pessimistischen, gar apokalyptischen Grundeinstellung zum Weltgeschehen bekam er den Spitznamen "Armageddonytsch". Seine Analysen und seine bissigen Kommentare kann man unter anderem auf seinem Telegram-Kanal lesen.
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