Von Gert Ewen Ungar
Selbst jenen, die alles auf medialen Effekt und auf Außenwirkung setzen, passieren PR-Desaster. Eine Gruppierung, die sich wie kaum eine andere der Instrumente der PR bedient und ganz virtuos auf der Klaviatur der öffentlichen Wirkung herumklimpert, ist die Letzte Generation. Alle ihre Aktionen zielen auf Effekt, auf Show, auf das ganz große Publikum. Die Letzte Generation arbeitet vor allem mit dem Mittel des kalkulierten Skandals, um uns alle wachzurütteln und um so das Klima zu retten – vorgeblich.
Die Letzte Generation macht auch jene zu Zuschauern und zum Teil der Inszenierung, die gar keine sein und die am Spektakel auch nicht teilhaben wollen. Autofahrer auf dem Weg zu Arbeit beispielsweise. Der dadurch ausgelöste Ärger, die Empörung und Wut – all das gehört zum PR-Konzept.
Jetzt ist den selbst ernannten Klimarettern ein kleines PR-Desaster widerfahren, denn zwei ihrer Aktivisten traten eine Fernreise nach Thailand an. Ungestört wohlgemerkt, denn es waren keine Aktivisten vor Ort, die die Reisenden auf die Konsequenzen ihres Tuns hinsichtlich des Klimas aufmerksam machten. Sie durften einfach so, ohne moralisch angeklagt zu werden, ohne Flugscham zeigen zu müssen, in den Flieger steigen. Ein solch unbeschwertes Reiseerlebnis gönnt die Letzte Generation allerdings nicht allen, denn Störaktionen an Flughäfen gehören ins Repertoire der Klimaschützer.
Die Reise flog auf, die Bild hat berichtet, und die Letzte Generation ist jetzt das Spottobjekt der Republik. Nicht ganz zu Unrecht, denn zum PR-Konzept gehört eben auch diese zur Schau gestellte moralische Empörung. Dazu gehört auch ganz viel Überheblichkeit und noch mehr Egozentrik. Man drängt sich auf und glaubt sich dazu im Recht. Wer es kritisiert, wird von oben herab belehrt, oft auch einfach beschimpft und verunglimpft. Es gibt für die Letzte Generation nichts Wichtigeres als ihr Anliegen. Das macht die Bewegung für alle, die ihr nicht angehören, extrem unsympathisch.
Auch die Pressemeldung, die den Langstreckenflug der beiden Aktivisten dann ins rechte Licht rücken sollte, macht es nicht besser. Darin heißt es:
"Individuelles Verhalten ist nicht unwichtig, im Gegenteil. Hier in Deutschland gehört ein großer Teil der Menschen zu den reichsten Prozenten der Welt, die am meisten zur Klimakrise beigetragen haben und beitragen. Dass sich das verändert, muss politisch beschlossen werden. Der entschlossene, friedliche und gemeinsame Protest hierfür ist in Anbetracht der Kürze der Zeit unabdingbar, um die Katastrophe aufzuhalten. Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren, geht oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Es ist jedoch keine Voraussetzung, dies zu tun."
Moment mal! Die Klimakleber wollen gar nicht, dass all die Autofahrer, die sie mit ihren Aktionen behindern, aufs Autofahren verzichten, weil der Verzicht keine Voraussetzung dafür ist, auch ganz dolle fürs Klima zu sein? Es ist alles extrem widersprüchlich.
Was aber vor allem erstaunt, ist, dass sich die Letzte Generation und ihre Pendants Greta Thunberg und Luisa Neubauer von Fridays for Future zum Thema Ukraine-Krieg und seiner Entwicklung völlig bedeckt halten. Auf mehreren Seiten Pressemeldungen zu allem Möglichen fällt bei der Letzten Generation kein Wort zur Ukraine.
Das ist nicht nur angesichts der Tatsache merkwürdig, dass ein Leopard II im Mittel 410 Liter Diesel auf 100 Kilometer verbraucht. Auch die absehbare Verwendung von abgereicherter Uranmunition durch die ukrainische Armee wird dem Land eine Umweltkatastrophe bescheren. Das wäre für Umweltaktivisten ein Thema. Aber diese beiden Aspekte sind natürlich noch nicht das eigentliche Problem.
Das eigentliche Problem ist, dass die Eskalation im Ukraine-Konflikt das Potenzial hat, sich zu einem Nuklearkrieg zu entwickeln. Die Letzte Generation wäre dann tatsächlich die letzte, allerdings nicht in 30 Jahren, sondern unter Umständen schon in diesem. Vor diesem Hintergrund wirkt das Schweigen der Letzten Generation und anderer Klima-Aktivisten zur Ukraine bizarr und entlarvt ihren lautstarken Protest in anderen Kontexten eben als das, was er ist: reine PR ohne jede eigentliche Ambition.
Angesichts der sich immer weiter entwickelnden Gefahr in der Ukraine und den immer umfassenderen Waffenlieferungen, die den Konflikt mit jeder Runde auf eine neue Ebene heben, gäbe es Grund zur Sorge, Anlass für Weckrufe und zu Protestaktionen. Auch hysterische Ausbrüche aus Angst und Verzweiflung vor dem, was da am geschichtlichen Horizont gerade aufscheint, wären verständlich. Aber von all dem gibt es nichts. Was die Ukraine angeht, wirken zentralen Protagonisten der Klimaproteste ganz ruhig und gelassen. Das ist einigermaßen erstaunlich. Vor allem aber entlarvt dieses Schweigen die laut vorgetragene Sorge um die weitere Existenz der Menschheit als billige und aufgesetzte PR.
Dieses Schweigen angesichts einer wesentlich direkteren, einer unmittelbaren Bedrohung, verbunden mit der Doppelmoral, die im PR-Desaster hinsichtlich des Langstreckenfluges zum Ausdruck kommt, belegt, es geht den Organisatoren der Klimaproteste um irgendetwas anderes. Ums Klima geht es ihnen aber nicht.
Mehr zum Thema – Mit Klimakatastrophe indoktriniert: Lützerath als Spiegelbild einer orientierungslosen Jugend