"Ganze Dörfer zugeschissen" – Lützerath und das Erbe der Klima-Aktivisten

Längst sind die Anwohner der umliegenden Dörfer von Lützerath keine Freunde mehr der jungen Leute, die seit Wochen ihr Umfeld "besetzen". Ein normales Leben scheint zwischen verbaler und auch handgreiflicher Dauerempörung nicht mehr möglich ‒ viele Dörfler sind genervt oder haben Angst.

Am vergangenen Sonnabend, als tausende Demonstranten von Keyenberg aus zum Tagebau Garzweiler aufbrachen, um gegen die Räumung von Lützerath zu demonstrieren, kam es in den umliegenden Dörfern zu zahlreichen Sachbeschädigungen, beispielsweise durch Böllerwürfe. Die Demonstration eskalierte teilweise, es gab Auseinandersetzungen mit der Polizei und viele Verletzte ‒ Vandalismus stand auf der Tagesordnung. Seither, meint Barbara Ziemann-Oberherr, Einwohnerin von Keyenberg, habe sich dort viel verändert. Sie sagte gegenüber der Rheinischen Post:

"Unser dörfliches Leben wird hier gerade komplett auf den Kopf gestellt."

Von einstmals über 850 Menschen leben jetzt noch etwa rund 100 Menschen in Keyenberg. Dazu kommen seit einigen Wochen hunderte "Klima-Aktivisten", die nach der Räumung Lützeraths auf dem nicht mehr genutzten Dorfsportplatz von Keyenberg ein sogenanntes "Klimacamp" mit Zelten, Autos und Kochstellen errichtet haben. Dabei gab es immer wieder Zwischenfälle mit den Einwohnern, die sich ängstlich in ihre Häuser zurückziehen. 

Barbara Oberherr, eine weitere Anwohnerin, drückte es noch etwas drastischer aus:

"Für uns fühlt es sich an wie in Hitchcocks 'Die Vögel'. Da rennen nachts 100 bis 200 schwarz Vermummte durchs Dorf, rufen Parolen und werfen Böller. Die haben im Grunde die ganzen Dörfer zugeschissen, an den Häusern und auf den Feldern massive Schäden hinterlassen."

Bürgermeister Stephan Muckel (CDU) meint, die Stimmung habe am Wochenende "umgeschlagen" und die Dorfbewohner fühlten sich aufgrund der "Klima-Aktivisten" bedrängt. Viele könnten sich nicht mehr mit der Sache solidarisieren. Mit Blick auf Häuser, die von den Jugendlichen besetzt, um dann wieder von der Polizei geräumt zu werden, fragt Oberherr: "Wie kommt man auf die Idee, einfach ein Privatgrundstück zu betreten?"

Früher habe man zusammen für den Erhalt der Dörfer gekämpft, doch mittlerweile würden die "Aktivisten" zu viele Grenzen bezüglich der Privatsphäre der Einwohner überschreiten. Das wird vorerst auch nicht weniger werden. Schon am kommenden Sonntag soll die nächste Großdemonstration stattfinden. Sie startet um 12 Uhr an der Keyenberger Kirche und zieht dann weiter in den Ort Kuckum. Viele Keyenberger werden dann zu Hause bleiben. 

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