Von Pepe Escobar
Das iranische Parlament hat den Beitritt der Islamischen Republik zur Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) ratifiziert, der zuvor im vergangenen September auf dem Gipfel im usbekischen Samarkand eingeläutet worden war. Dies ist der Höhepunkt eines Prozesses, der nicht weniger als 15 Jahre gedauert hat. Iran hat sich zudem bereits um eine Mitgliedschaft in den expandierenden BRICS+ beworben, die sich bis zum Jahr 2025 unweigerlich zur wirklich bedeutenden, alternativen G20 des Globalen Südens herausbilden werden. Iran ist bereits Teil des einzigen "Quad", der wirklich zählt – neben den BRICS-Mitgliedsstaaten Russland, China und Indien. Zudem vertieft Iran seine strategische Partnerschaft sowohl mit China als auch mit Russland und verstärkt die bilaterale Zusammenarbeit mit Indien.
Iran ist ein wichtiger Partner Chinas in der Belt & Road Initiative (BRI – Neue Seidenstraße). Teheran steht kurz vor dem Abschluss eines Freihandelsabkommens mit der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) und ist neben Russland und Indien ein wichtiger Knotenpunkt des Internationalen Nord-Süd-Transport-Korridors (INSTC). All dies prägt den raschen Aufstieg der Islamischen Republik Iran zu einer Großmacht in Westasien und Eurasien mit großer Reichweite im Globalen Süden. Und das hat die gesamte imperiale "Politik" gegenüber Teheran zu Staub zerfallen lassen.
Daher ist es kein Wunder, dass die zuvor angesammelten Auswüchse der Iranophobie – die vom Imperium über vier Jahrzehnte lang genährt wurde – kürzlich zu einer weiteren Variante einer "Farbrevolution" angewachsen sind, die von den angloamerikanischen Medien unterstützt und verbreitet wird.
Der Spielplan ist immer derselbe. Der Anführer der Islamischen Revolution, Ajatollah Ali Chamenei, hat tatsächlich eine prägnante Definition dafür gefunden: Das Problem sind nicht Banden von ahnungslosen Randalierern und/oder Söldnern. "Die Hauptkonfrontation", sagte er, "ist die globale Hegemonie". Chamenei wurde dabei in gewisser Weise vom amerikanischen Intellektuellen und Autor Noam Chomsky bestätigt, der darauf hinwies, dass eine Reihe von US-Sanktionen über vier Jahrzehnte der iranischen Wirtschaft schwer geschadet und "enormes Leid verursacht" hat.
Die Kurden als nützliche Idioten
Das jüngste Aufflammen der Farbrevolution überschnitt sich mit der Reaktivierung der Kurden in Syrien und im Irak. Aus imperialer Sicht dient der noch lange nicht beendete Stellvertreterkrieg in Syrien nicht nur als zusätzliche Front im Kampf gegen Russland, sondern ermöglicht auch die Instrumentalisierung der stark abhängigen Kurden sowohl gegen Iran als auch gegen die Türkei.
Iran wird derzeit nach derselben perversen Variante des Schemas angegriffen, das im Jahr 2011 gegen Syrien angewendet wurde. Eine Art "permanenter Protest" wurde in weiten Teilen des Nordwestens Irans in Gang gesetzt. Was sich Mitte November geändert hatte, war, dass bewaffnete Banden damit begannen, in mehreren Städten nahe der irakischen Grenze terroristische Taktiken anzuwenden. Es wird sogar angenommen, dass sie stark genug bewaffnet waren, um die Kontrolle über einige der Städte zu übernehmen.
Teheran musste unweigerlich Truppen der Iranischen Revolutionsgarde entsenden, um die Situation einzudämmen und die Grenzsicherheit zu verstärken. Sie führten dabei ähnliche Operationen durch wie zuvor in Dar'ā im Südwesten von Syrien. Diese militärische Intervention war wirksam. Aber in einigen Gegenden greifen Terrorbanden weiterhin die Infrastruktur der Regierung und sogar ziviles Eigentum an. Die entscheidende Tatsache ist, dass Teheran es vorzieht, diese widerspenstigen Aufstände nicht mit tödlicher Gewalt zu unterdrücken.
Aber das wirklich kritische Thema sind nicht die Proteste an sich: Es ist der Transfer von Waffen der Kurden im Irak an die iranischen Kurden, um damit das Szenario einer Farbrevolution zu untermauern. Teheran hat Bagdad daher ein De-facto-Ultimatum gestellt: Zerrt eure Kurden an einen Tisch und macht ihnen die roten Linien verständlich.
Derzeit setzt Iran massiv ballistische Raketen vom Typ Fateh und Schahed 131 sowie Kamikaze-Drohnen vom Typ Schahed 136 gegen ausgewählte kurdische Terrorstützpunkte im Nordirak ein. Ob das ausreicht, um die Situation unter Kontrolle zu bringen, ist fraglich. Klar ist, dass die "kurdische Karte", wenn sie nicht aus dem Spiel genommen wird, von den üblichen Verdächtigen in anderen iranischen Provinzen leicht erneut ausgespielt werden könnte – wenn man die solide finanzielle, militärische und nachrichtendienstliche Unterstützung bedenkt, die irakische Kurden den iranischen Kurden anbieten können.
Die Türkei steht mit den von den USA instrumentalisierten syrischen Kurden vor einem relativ ähnlichen Problem. In Nordsyrien sind es meist bewaffnete Banden, die sich als "Kurden" ausgeben. Es ist also möglich, dass diese kurdischen bewaffneten Banden, die von Washington im Wesentlichen als nützliche Idioten ins Spiel gebracht wurden, kurz- bis mittelfristig gleichzeitig von Ankara und Teheran dezimiert werden.
Wenn alles fehlschlägt, bete man für einen Regimewechsel
Ein bis vor Kurzem noch undenkbarer geopolitischer Wendepunkt könnte jedoch bald in Sicht kommen: ein hochrangiges Treffen zwischen dem türkischen Präsidenten Recep Erdoğan und seinem syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad in Russland, unter Vermittlung von niemand Geringerem als dem russischen Präsidenten Wladimir Putin. Wer erinnert sich noch an den ewigen Schlachtruf "Assad muss gehen"?
Was müsste geschehen, damit die Kurden begreifen, dass kein Staat – sei es Iran, Syrien oder die Türkei – ihnen Land für einen eigenen Nationalstaat anbieten wird? Die Parameter könnten sich schließlich jederzeit ändern, falls es den Irakern in Bagdad endlich gelingt, die USA zu vertreiben. Aber bevor wir dort ankommen, bleibt es eine Tatsache, dass Iran die westasiatische Geopolitik bereits auf den Kopf gestellt hat – nämlich durch seine intelligenten Marschflugkörper, seine äußerst effektiven Kamikaze-Drohnen, durch elektronische Kriegsführung und sogar durch hochmoderne Hyperschallraketen.
Die "Vordenker" des Imperiums haben eines nie kommen sehen: eine strategische Partnerschaft zwischen Russland und Iran, die nicht nur geoökonomisch absolut sinnvoll ist, sondern auch ein Multiplikator für militärische Kräfte geworden ist. Außerdem ist dies Teil des sich abzeichnenden großen Ganzen, auf das sich die erweiterten BRICS+ konzentrieren: die Integration Eurasiens – und noch mehr – durch multimodale Wirtschaftskorridore, Pipelines und Hochgeschwindigkeitszüge.
Der Plan A des Imperiums für Iran war ein bloßes Nuklearabkommen (JCPOA), das von der US-Regierung unter Barack Obama als nichts anderes als ein grobes Programm zur Eindämmung Irans konzipiert worden war. Trump hat das Abkommen dann gesprengt, und es blieb weiter nichts übrig. Eine Wiederbelebung des JCPOA, wie es in Wien – theoretisch – seit Monaten versucht wird, war von Anbeginn ein Fehlschlag, weil die US-Amerikaner selbst nicht mehr wissen, was sie damit anfangen wollen.
Was also als Plan B übrigbleibt für die neokonservativen/neoliberalen Psychopathen der "Straussianer", der Anhänger von Leo Strauss, verantwortlich für die US-Außenpolitik, sind alle Arten von Bauernopfern – von den Kurden bis zu den giftigen Terroristen der sogenannten Volksmudschahedin (englisch: Mojahedin-e-Khalq-Organization; MEK) – in den iranischen Dampfkessel zu schleudern, den Druck durch hysterische Mainstream-Medien rund um die Uhr aufrechtzuerhalten und für einen Regimewechsel in Iran zu beten.
Nun, das wird nicht passieren. Teheran muss nur abwarten, Zurückhaltung üben und beobachten, wie alle Tugendsignale dieser neusten Farbrevolution schließlich verpuffen werden.
Übersetzt aus dem Englischen.
Pepe Escobar ist ein unabhängiger geopolitischer Analyst und Autor. Sein neuestes Buch heißt "Raging Twenties" (Die wütenden Zwanziger). Er wurde von Facebook und Twitter aus politischen Gründen verbannt, aber man kann ihm auf Telegram folgen.
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