Wie ein Jahrhundert politischer Gewalt in der Ukraine mit den Gräueltaten von heute verbunden ist

Die Geschichte der ukrainischen nationalistischen Grausamkeit ist ein wichtiger Faktor für das heutige Geschehen in der Ukraine – er wird im Westen jedoch kaum diskutiert und ist fast unbekannt. Dabei hat man es hier mit einem ganzen Jahrhundert politischer Gewalt zu tun.

Feature von Olga Sucharewskaja

Gefangene russische Soldaten, denen die Beine durchschossen werden, schreien vor Schmerz. Andere sterben an Blutverlust und Schock – niemand in der Nähe leistet ihnen medizinische Hilfe. Ein russischer Soldat, gekreuzigt an einer Panzersperre, an den metallenen "Tschechenigel" angekettet und dann bei lebendigem Leibe verbrannt ...

Für viele war das Bildmaterial von gefangenen russischen Soldaten, die von ukrainischen Streitkräften und Mitgliedern nationalistischer Bataillone gefoltert und ermordet wurden, ein echter Schock. Diejenigen jedoch, die mit den "Traditionen" der ukrainischen "Kämpfer für die nationale Freiheit" vertraut sind, waren mitnichten überrascht – blicken besagte Traditionen in dieser Hinsicht doch auf eine mehr als hundertjährige Geschichte zurück.

Die ersten Konzentrationslager in Europa – Selektion des Russenhasses

Die ersten Konzentrationslager in Europa – Theresienstadt und Thalerhof – wurden im Herbst 1914 in Österreich-Ungarn eingerichtet, und zwar nicht für Kriegsgefangene, sondern für des Habsburger Großreiches eigene Untertanen. Auf diese Weise versuchte Wien, damals der "kranke Mann Europas", seine östlichen Grenzgebiete vor etwaiger Sabotage durch Teile seiner Bevölkerung zu sichern, die mit dem benachbarten Russland sympathisierten. Die Kämpfe zwischen den beiden Ländern waren bereits kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs ausgebrochen, und der letzte Kaiser Österreich-Ungarns Karl I. gestand in seinem Edikt vom 7. Mai 1917:

"Alle verhafteten Russen sind unschuldig, aber sie wurden inhaftiert, um zu verhindern, dass sie sich schuldig machen."

Menschen aus Galizien, die sich nicht als Ukrainer bezeichnen wollten, wie es die österreichischen Behörden verlangten, und weiterhin den Namen "Russínen" oder "Russynen" verwendeten, wurden verhaftet und an zwei Orten interniert – in einer Garnisonsfestung in Theresienstadt und in einem Tal nahe Graz, der Hauptstadt der Steiermark. Während die Gefangenen in Theresienstadt in den Gewölben und Kerkern der Festung mit Unterstützung der ortsansässigen Tschechen gehalten wurden, war das später als Thalerhof bekanntgewordene Konzentrationslager kaum mehr als ein kahles, mit Stacheldraht umzäuntes Feldstück.

Heute liegt der größte Teil Galiziens in der Westukraine und die größte Stadt ist Lwow, wie die Sowjets und Polen es nannten, das von den Österreichern als Lemberg bezeichnet wurde. 

Die ersten Internierten wurden im September 1915 dorthin gebracht – doch mit dem Bau der ersten Baracken wurde erst zu Beginn des folgenden Jahres begonnen. Zuvor waren die Menschen gezwungen, bei Regen und Kälte im Freien liegend zu nächtigen. Laut des US-Kongressabgeordneten Joseph McCormick wurden die Internierten oft geschlagen und gefoltert. (Leitartikel in der New York Times Terrorism in Bohemia; Medill McCormick Gets Details of Austrian Cruelty. 16ter Dezember 1917

Nach den Erinnerungen derjenigen, die die unmenschlichen Bedingungen überlebten (etwa 20.000 Gefangene durchliefen insgesamt das Lager), wurden dort allein in der ersten Hälfte des Jahres 1915 3.800 Menschen hingerichtet. Weitere 3.000 Insassen verstarben innerhalb von anderthalb Jahren an den schrecklichen Bedingungen und Krankheiten. Wassili Wawrik, ein Schriftsteller, Dichter, Literaturkritiker und Historiker, der selber die Hölle von Thalerhof durchlebte, beschreibt in seiner Broschüre "Theresin und Thalerhof" die Gräueltaten im Internierungslager wie folgt:

"Der Tod war in Thalerhof selten ein natürlicher. Dort kam er in der Form von injizierten Seuchenkrankheiten. Von irgendwelcher Behandlung der daran Sterbenden war keine Rede. (…) Um die Menschen einzuschüchtern, um ihre Macht über uns zu beweisen, hatte die Gefängnisverwaltung hüben und drüben auf dem Thalerhofplatz Pfähle in den Boden treiben lassen, an denen die ohnehin schon übel zugerichteten Märtyrer oft in unausgesprochener Qual hingen. (...) Mit den Kräften der Thalerhofer Gefangenen ließen [die Behörden Österreich-Ungarns] ihre Straßen verlegen und warten, Felder pflügen, Latrinen reinigen – unter stetigen Schlägen mit Gewehrkolben."

Was haben die Ukrainer damit zu tun? Tatsache ist, dass für die Bewachung des Lagers Thalerhof absichtlich ukrainische Nationalisten rekrutiert wurden. Zahlreiche Zeugenaussagen belegen, dass die Verhafteten, zu denen fast die gesamte russische Intelligenz Galiziens und Tausende von Bauern gehörten, ebenfalls von Ukrainern in das Lager verschleppt wurden.

Im Thalerhof-Almanach wird detailliert beschrieben, wie ukrainische Sitschowiki im Karpatendorf Lawotschnoje versuchten, die Gefangenen, unter denen sich indes kein einziger Großrusse befand, sondern nur ihre kleinrussischen galizischen Landsleute, mit Bajonetten zusammenzustechen.

Auch waren es die ukrainischen Nationalisten, die die grausamsten Folterer und Mörder unter den KZ-Wachen stellten, schrieb Wassili Wawrik:

"Letztendlich können sich die von den Deutschen begangenen Missetaten nicht mit den Schikanen seitens der eigenen Landsleute messen. Ein seelenloser Deutscher konnte mit seinen Eisenstiefeln nicht so tief in die Seele eines Slawen, eines Rusynen eindringen wie ein rusynischer Landsmann, der aber sich selbst einen Ukrainer nannte."

Vom Massaker von Wolhynien bis zum Jahr 1954

Vorgespult zum Zweiten Weltkrieg: Ende Februar 1943 beschloss der "revolutionäre" Flügel der Organisation Ukrainischer Nationalisten unter der Führung des heutigen Idols vieler Ukrainer Stepan Bandera, offiziell die so genannte "Ukrainische Aufständische Armee" (UPA) ins Leben zu rufen, um "die vorrückende Rote Armee zu bekämpfen", welche ihrerseits dabei war, die Nazis aus dem Land zu vertreiben. Die ersten Trupps dieser Miliz, die im März und April desselben Jahres auftauchten, kämpften jedoch nicht gegen die Sowjets, deren Kräfte bei Kursk immer noch auf einen Angriff der Nazis warteten, sondern gegen polnische Bauern in Gebieten des Landes, die bis zum September 1939 Warschau unterstanden. Diese Ereignisse, die mehr als sechs Monate andauerten, wurden später als das "Massaker von Wolhynien" bezeichnet. Begangen wurden sie von UPA-Zügen und Einheiten der SS-Division Galizien, die sich aus Einheimischen aus dem gleichnamigen Gebiet (darunter neben Ukrainern auch Volksdeutsche) zusammensetzte. Zusammen ermordeten sie nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 40.000 und 200.000 Menschen. Der polnische Sejm und Senat beziffern die Zahl der Opfer auf etwa 100.000, und der elfte Juli wird in Polen als "Nationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Völkermords an polnischen Bürgern durch ukrainische Nationalisten" begangen.

In Polen ist eine "Vereinigung des Gedenkens an die Opfer der Verbrechen ukrainischer Nationalisten" (Stowarzyszenie Upamiętnienia Ofiar Zbrodni Ukraińskich Nacjonalistów (SUOZUN)) aktiv. Ihr Betätigungsfeld ist es, den Ablauf der Ereignisse rund um das Massaker von Wolhynien zu rekonstruieren. Das von SUOZUN bislang gesammelte Material enthüllt schockierende Details über die Grausamkeit, mit der die ukrainischen Nationalisten mit den von ihnen als Widersacher angesehenen Zivilisten umgingen – sogar mit Säuglingen und schwangeren Frauen. Die polnischen Historiker haben allein an Folter- und Mordmethoden der ukrainischen Nationalisten 135 Arten erfasst. Dazu gehören:

- Durchbohren von Kindern mit Pfählen

- Durchschneiden der Kehle eines Menschen und Herausziehen der Zunge durch die entstandene Öffnung

- Zersägen des Oberkörpers einer Person mit einer Zimmermannssäge in zwei Hälften

- Aufschneiden des Bauches einer hochschwangeren Frau, Entfernen des Fötus und Ersetzen desselben durch eine lebende Katze, bevor der Bauch wieder zugenäht wird.

- Aufschneiden des Unterleibs einer schwangeren Frau und Einfüllen von Glasscherben

- Annageln von Kleinkindern an eine Tür

Polnischen Historikern zufolge ging dies so weit, dass sogar die übelsten Schächter unter den gegenüber Zivilisten nicht gerade zimperlichen deutschen Truppen begannen, die Polen vor den ukrainischen Sokirniki (vom ukrainischen Wort sokira – "Axt") zu schützen – aus lauter Schock von den Gräueltaten.

All dies, einschließlich des Einfallsreichtums bei Folterungen und Hinrichtungen, wurde auch nach der Vertreibung der Nazis aus der Ukraine fortgesetzt. Nur waren die Opfer der Nationalisten jetzt Bürger der Sowjetukraine – Spezialisten wie Landwirte, Ingenieure, Ärzte und Lehrer, die aus dem östlichen Teil der Republik herbeordert worden waren, um die Westukraine nach dem Krieg wiederaufzubauen. Obwohl die überwiegende Mehrheit von ihnen ethnische Ukrainer war, mordeten die Nationalisten sie bedenkenlos – und nicht nur sie, sondern sogar ihre eigenen Dorfnachbarn, wenn diese mit den Sowjets kooperiert hatten.

Diese Taten erfolgten auf Anweisung des UPA-Leiters und ehemaligen Wehrmachtshauptmanns Roman Schuchewitsch, der heute für viele Ukrainer ein weiteres Idol neben Bandera ist:

"Die OUN sollte so handeln, dass alle, die die sowjetische Regierung anerkannt haben, vernichtet werden. Nicht eingeschüchtert, sondern physisch vernichtet! Habt keine Angst, dass die Menschen uns für unsere Grausamkeit verfluchen werden. Lasst die Hälfte der 40 Millionen ukrainischen Bevölkerung übrig – das ist nichts Schlimmes." (zitiert nach Tschaikowski A., Newidoma wijná, K., 1994, S. 224).

Nach Angaben des KGB der UdSSR beliefen sich die unwiederbringlichen Verluste der sowjetischen Seite in den Jahren 1944-1953 auf 30.676 Personen. Darunter waren 697 Angestellte der Staatssicherheit, 1.864 Angestellte des Innenministeriums, 3.199 Militärangehörige, 2.590 Kämpfer der Vernichtungsbataillone (zum Kampf gegen Saboteure und Terroristen aufgestellte Milizen); 2.732 Vertreter der Behörden, 251 Parteikommunisten, 207 Komsomolzen, 314 Vorsitzende von Kolchosen, 15.355 Kolchosbauern und selbständige Bauern, 676 Arbeiter, 1.931 Vertreter der Intelligenz, 860 Kinder, alte Menschen und Hausfrauen.

Maidan des Hasses

Mit der Rückkehr der Nationalisten auf die politische Bühne der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nahm auch die Gewalt wieder zu. Es wurde über die Existenz von Folterkammern im Kiewer Rathaus berichtet, das Ende 2013 von "friedlichen Demonstranten" beschlagnahmt worden sei.

Von der sogenannten "Revolution der Würde" sind zahlreiche Videoaufnahmen erhalten geblieben. Diese zeigen, wie "friedlichen Demonstranten" die von ihnen gefangenen Polizisten schikanieren. Einige Ärzte, die auf dem Maidan arbeiteten, mussten verwundete Polizisten, die gefangen genommen worden waren, davor bewahren, massakriert zu werden. Aufnahmen des Fernsehsenders Hromadske.tv zeigen auch, wie ein Sanitäter auf dem Maidan es kategorisch verbietet, einen Krankenwagen für einen Polizisten zu rufen, der ein Auge verloren hat. Der Sanitäter begründete dies damit, dass der Polizist in der Berkut-Sondereinheit gedient habe, die versuchte, den Putsch einzudämmen. 

Und so beschreibt der Kiewer Journalist Sergei Ruljow seine Erfahrungen in der Folterkammer:

"Vier Leute schlugen mich. Bei ihnen war eine Frau mit Kopftuch, die mir in die Leistengegend trat, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Dann schleppten sie mich in das von ihnen besetzte Landwirtschaftsministerium, wo sie mich durchsuchten und mir meine Dokumente, den Presseausweis, die Akkreditierung bei der Werchowna Rada, Visitenkarten, zwei Telefone und zwei Kameras abnahmen. Als sie mich zurück auf den Kreschtschatik (die zentrale Straße Kiews) geschleppt hatten, begann ich zu schreien, zu Boden zu fallen und um Hilfe zu rufen, wurde erneut mit den Füßen getreten, aber niemand reagierte. Gegen 12:00 Uhr wurde ich in das ausgebrannte Haus der Gewerkschaften geschleppt. In der Lobby begann man sofort, mich zusammenzuschlagen. Im Hof fesselten mir Unbekannte in Tarnkleidung die Hände, zogen mich bis auf die Unterwäsche aus und schlugen weiter auf mich ein ... Danach drückten mich die vier auf den Boden, spritzten mir wieder etwas in den Arm und sagten: 'Jetzt wirst uns alles sagen, Schlampe! Für welchen Geheimdienst arbeitest du?'"

Nachdem er gefesselt war, begann eine unbekannte Frau, Sergeis Nägel mit einer Zange herauszureißen. Später identifizierte er diese Sadistin als Amina Okujewa, eine Sanitäterin der Maidan-Selbstverteidigungseinheit "Achte Hundertschaft", die später in der "ATO-Zone" (Anti-Terror-Operation) als Mitglied der neonazistischen Bataillone "Kiew-2" und "Dschochar Dudajew" kämpfte. Für ihren Einsatz wurde sie mit dem Titel "Volksheld der Ukraine" ausgezeichnet.

Der ukrainische Staat und die Nazis

Es wäre überraschend, wenn die ukrainischen Nationalisten, die zu den Truppen der so genannten "Anti-Terror-Operation" (ATO) im Osten der Ukraine gehörten, ihren Hang zur Gewalt aufgeben und aufhören würden, ihre Feinde zu schikanieren, zu foltern und zu ermorden – denn dies ist das Erbe der totalitären Ideologien, die sie aus dem letzten Jahrhundert übernommen haben. Andrei Iljenko, Mitglied der neonazistischen Swoboda-Partei und einer der modernen Ideologen des ukrainischen Nationalismus, gibt zu:

"Der italienische Faschismus, der deutsche Nationalismus, der kroatische Ustaschismus, der authentische ukrainische Nationalismus, der spanische Falangismus und andere integrale Bewegungen teilen sich zweifellos eine gemeinsame ideologische Grundlage."

(Quelle: Patriot of Ukraine organization, Ukrainian Social Nationalism: a collection of ideological works and program documents, Charkow 2007).

Und natürlich ist dies nicht geschehen. Buchstäblich von den ersten Tagen der "Anti-Terror-Operation" an begannen Information über Gräueltaten einzulaufen, die von nationalistischen Bataillonen im Donbass begangen wurden. Schließlich handelte es sich bei ihnen nicht allein um radikale Nationalisten, die zum Hass auf alles Russische erzogen wurden – sondern auch um Kriminelle, die wegen Gewaltverbrechen verurteilt wurden. Der Usurpator Alexander Turtschinow, der keinen Hehl daraus macht, dass er den Abgeordneten des ukrainischen Landesparlaments mit physischer Gewalt gedroht hat, falls sie nicht für seine Ernennung zum amtierenden Präsidenten stimmen, erinnert sich:

"Ich erinnere mich an ein Treffen mit Freiwilligeneinheiten an der Front, bei dem einer der Anwesenden, mit Tattoos bedeckt, fragte: 'Chef, gibt‘s jetzt eine Amnestie oder nicht? Die Jungs dort haben ein Interesse an uns.' Ich fragte: 'Weswegen wollen die denn was von euch?' 'Na ja, für so Sachen wie ... Mord, Raub ...'"

Die von den Mitgliedern der nationalistischen Bataillone begangenen Verbrechen blieben von den ukrainischen Behörden lange Zeit "unbemerkt". Doch schließlich gelangten einige Fakten über ihre Gräueltaten schließlich vor die Gerichte – nämlich, als internationale Menschenrechtsorganisationen begannen, über die ungeheuerlichsten Fälle förmlich zu schreien. Mehrere Anführer des nationalistischen "Aidar"-Bataillons wurden verurteilt. Sie hatten beispielsweise in der Räucherkammer einer Wurstfabrik ein Gefängnis eingerichtet und brachten Gefangene in ungeheizten Zellen von 80 mal 150 Zentimetern unter, in denen die Menschen mehrere Monate lang kauern mussten.

Viele Menschen kamen mit der Begründung, sie seien "Patrioten der Ukraine" mit schweren Straftaten unbehelligt davon. Und es wurde gezeigt, dass dies ein Ausdruck der Politik der Regierung in der Praxis war. So entging beispielsweise Sergei Sternenko, ein Nationalist des Rechten Sektors vom Maidan, einer Strafe für das Beihilfe zum Drogenhandel und für Mord unter Berufung auf seinen "Patriotismus". Und obwohl Sternenko außerdem noch wegen der Entführung des prorussischen Abgeordneten Sergei Schtscherbitsch aus Odessa zu einer Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten verurteilt worden war, wurde seine Strafe nach nur drei Monaten auf ein Jahr auf Bewährung reduziert. Angesichts dieser Politik ist es nicht verwunderlich, dass keiner der Beteiligten, die am 2. Mai 2014 im Gewerkschaftshaus von Odessa 49 Menschen lebendig verbrennen ließen, bisher vor Gericht gestellt wurde.

Auch gegen den ukrainischen Nationalisten Nikolai Kochanowski wurde mehr als einmal ein Strafverfahren eingeleitet. Dieser ATO-Teilnehmer und OUN-Bataillonskommandeur ist auch Mitglied des "Asow"-Regiments, das vom US-Kongress als neonazistische Organisation anerkannt wurde. Ihm wird vorgeworfen, oppositionelle Fernsehsender, Kirchen des Moskauer Patriarchats, russische diplomatische Vertretungen und russische Banken angegriffen zu haben, sowie gefährliche Körperverletzung an einem nationalistischen Mitstreiter ausgeübt zu haben – mit einer Waffe, dafür aber ohne Waffenschein. Nachdem seine Anhänger die Gerichtsräume verwüstet hatten, wurde Kochanowski freigelassen.

Das vielleicht grausamste Verbrechen ukrainischer Nationalisten war die Einrichtung eines Gefängnisses im Kühlhaus des Flughafens von Mariupol im Juni 2014, das die Gefängniswärter "die Bibliothek" nannten. Dort wurden Einwohner von Mariupol geschlagen, gefoltert und vergewaltigt, wenn sie auch nur den Verdacht hegten, Sympathien für Russland oder die nicht anerkannten Republiken im Osten der Ukraine zu hegen. Die "Bibliothek" stand unter der Leitung des Sicherheitsdienstes der Ukraine (SBU): Dessen Chef Valentin Naliwaitschenko war ein Freund des Anführers des Rechten Sektors Dmitri Jarosch.

Und Naliwaitschenkos Assistent Juri Michaltschischin, Mitglied der nationalistischen Swoboda-Partei, tritt im Internet unter dem Pseudonym "Nachtigal88" (zu Ehren des aus ukrainischen Nationalisten zusammengesetzten Sabotagebataillons Nachtigall, das der Abwehr unterstand und sich an der Vernichtung von Juden in Lwow im Jahr 1941 beteiligte, die Doppel-8 als Verweis für den achten Buchstaben im Alphabet H für den Ruf "Heil Hitler") auf. Dieser Mann war für die Ideologie des ukrainischen Geheimdienstes SBU verantwortlich. Michaltschishin erklärt offen, dass Hitlers Buch "Mein Kampf" seit seinem sechzehnten Lebensjahr sein Leitbuch war. Nachdem er aus dem SBU entlassen wurde, zog er als Mitglied des "Asow"-Regiments in den Kampf.

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Die Ideologie der rassischen Überlegenheit geht mit einer langen Geschichte von Verbrechen einher, die in Hass wurzeln. Immer dann, wenn die Träger einer solchen Ideologie an die Macht gelangen, schlägt der von ihnen so verstandene Nationalstolz unweigerlich in rücksichtslose Gewalt um, und die Radikalen offenbaren ihre Bereitschaft zu ihren erklärten Zwecken bestialische Grausamkeiten anzuwenden und "Außenseiter" auszurotten. Die wahren Grundlagen ihrer Weltanschauung werden sich auch in Zukunft mehr als einmal zeigen – bis wir alle diese Lektion der Geschichte endlich gelernt haben.

Mehr zum Thema – Asow-Gründer kündigt Massenmord an Zivilisten im Donbass mit Totschka-U an

Übersetzt aus dem Englischen.

Olga Sucharewskaja ist eine ehemalige ukrainische Diplomatin. Außerdem ist sie Rechtswissenschaftlerin, Publizistin, politische Beobachterin und Analytikerin, die in letzter Zeit vor allem bei der russischen patriotisch-militärischen Zeitschrift Swesda veröffentlicht.