Das Werden der Hauptachse Moskau-Peking

Die westliche Dominanz – angeführt von Washington, das seine Vasallen weltweit um sich scharte – geht unweigerlich ihrem Ende entgegen. China hat deutliche Worte gefunden, um die eskalierende Rolle der USA und der NATO in der Ukraine-Krise zu kritisieren. Für die Stabilität der künftigen Weltordnung wird die Achse Moskau-Peking von zentraler Bedeutung sein. Das ukrainische Problem muss Moskau jedoch alleine lösen.

von Anna Schafran

Der Sprecher des Außenministeriums der Volksrepublik China Zhao Lijian sagte, dass die Vereinigten Staaten den Konflikt in der Ukraine absichtlich eskalieren, um China und Russland [in ihrer Entwicklung] einzudämmen. Laut dem chinesischen Diplomaten

"haben die Aktionen der USA und der NATO die Spannungen zwischen der Russischen Föderation und der Ukraine an einen kritischen Punkt gebracht. Die US-amerikanische Seite hat keine konkreten Maßnahmen ergriffen, um die Eskalation zu mindern – im Gegenteil, sie gießt Öl ins Feuer und verschärft den Konflikt, indem sie andere Länder dazu zwingt, eine konkrete Stellung zu beziehen. Die USA verbreiten daneben ständig Fehlinformationen, um China zu verleumden und seine verantwortungsvolle Haltung bei der Förderung von Friedensgesprächen zu verdrehen. Sie versuchen, die Verantwortung abzuwälzen, veranstalten Provokationen und versuchen einen Profit herauszuholen, Handlungsspielräume zu finden und gleichzeitig sowohl Russland als auch China einzudämmen."

Im Zusammenhang mit dem oben Gesagten kommt einem das alte heuchlerische britische Sprichwort in den Sinn, dass ein Gentleman westlich von Suez nicht für die Taten eines Gentlemans östlich von Suez verantwortlich ist. In diesem Fall ist Suez die Grenze zwischen der Ukraine und den NATO-Staaten. Westlich der Grenze – Menschen. Sie besuchen formell Friedenskundgebungen, die in Wirklichkeit antirussischer Natur sind, und wählen Politiker, die zu einem Krieg bis zum allerletzten Ukrainer aufrufen und welche Kiew dafür mit immer mächtigeren Waffen versorgen. Es ist allen bestens verständlich, dass die Ukraine selbst mit den modernsten Waffen Russland nicht besiegen kann, doch wen kümmert das schon. Schließlich leben östlich der Grenze – Ukrainer. Der Westen hat überhaupt kein Mitleid mit ihnen. Lasst die Männer kämpfen und die Frauen und Kinder leiden. Fotos und Videos des Leidens können später verkauft und Russland kann wieder dafür verantwortlich gemacht werden.

Bezeichnenderweise verhält sich nur Polen ehrlich. Die polnische Russlandphobie ist über ein Jahrhundert alt, doch sie haben es geschafft, ihre Ukrainephobie vorübergehend auszublenden, sodass sie jetzt Flüchtlinge aufnehmen und auch Waffen nach Kiew liefern. Im Gegensatz dazu verhalten sich die Briten und US-Amerikaner wie gewohnt. Die Flamme des Krieges zu entfachen und zu erhalten, dazu sind sie jederzeit und überall bereit. Denen zu helfen, die durch diese Flamme gelitten haben – nein, das sollen andere tun. Sehr bequem, wenn zwischen einem selbst und der Bühne der Kriegshandlungen eine Pufferzone aus einer zuverlässigen [atlantischen] Wasserbarriere existiert.

Eine britisch-libanesische Science-Fiction-Fernsehserie "Years" aus dem Jahr 2019, die die nahe Zukunft beschreibt, kommt einem da in Erinnerung. Darin sind die meisten gediegenen Helden – Schwule, Transgender, Transmenschen und andere Minderheiten – und die wichtigsten verachtenswerten Charaktere überraschenderweise keine Russen oder Chinesen, sondern eine faschistische Regierung Großbritanniens (der Premierminister, obwohl eine Frau, wurde eindeutig bei dem Haupt-Allergen der Linken abgeschrieben – von Donald Trump). Den bewaffneten Konflikt in der Ukraine mit der Beteiligung Russlands haben die Autoren gut vorausgesagt und irrten sich nicht einmal mit der Jahreszahl – 2022. Und das wirft wieder die Frage auf, wie weit Kunst und Kultur die Zukunft widerspiegeln oder wie sehr sie die Zukunft gar prägen. So ist es: in dieser Serie hat sich Großbritannien mit dem Ärmelkanal von den Problemen Europas abgegrenzt und ukrainische Flüchtlinge versuchen in Schlauchbooten die Meerenge zu überqueren, wobei sie natürlich regelmäßig sterben. Die Vereinigten Staaten, das muss gesagt werden, mischen sich in diesem Film übrigens auch nicht in die Angelegenheiten Europas ein, und ich vermute, dass wir in ein paar Jahren, nach den nächsten Präsidentschaftswahlen in diesem Land, die Möglichkeit haben werden, die Richtigkeit diese Prognose zu überprüfen.

Die USA und ihre Satelliten eskalieren die Situation, und was tut China um des lieben Friedens willen? China weigert sich zunächst, eine Konfliktpartei zu sein. Natürlich möchten viele in Russland, dass Peking zu unserer Position bezüglich der Ukraine eine klare unterstützende Stellung einnimmt, doch reicht es uns wirklich nicht aus, ein eigenes Verständnis von der Essenz des Geschehenen zu besitzen? Und wir haben auch nicht den geringsten Zweifel daran, dass unsere gemeinsame Haltung mit China völlig übereinstimmt – in Bezug auf die Vereinigten Staaten, deren Politik der Dominanz und die aggressiven Bestrebungen der NATO, die Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer Länder und viele andere grundlegende Fragen internationaler Politik.

Und die Ukraine? Das ist unsere Misere, unser Kreuz, unser Schmerz, und wir, ausschließlich wir sollten dieses Problem ein für alle Mal lösen. Die Hilfe von China oder überhaupt von irgendeinem anderen Land der Welt ist uns hierfür nicht vonnöten.

Das durch Washington geschaffene System der Weltordnung ist instabil, weil es sich nur auf eine Säule stützt – auf die Vereinigten Staaten selbst. Die Ereignisse der letzten Tage haben einmal mehr gezeigt, dass die Meinung in Europa für die Amerikaner keine Bedeutung hat. Nach dem erfolgreichen Abschluss der Sonderoperation in der Ukraine wird Russland die Gelegenheit haben, mit allen Parteien, die an einer gerechteren Weltordnung interessiert sind, die Konturen einer neuen Realität zu besprechen. Und es besteht kein Zweifel daran, dass die Achse Moskau-Peking zum Dreh- und Angelpunkt dieser neuen Weltordnung werden wird.

Übersetzt aus dem Russischen

Anna Schafran ist eine Journalistin und Schriftstellerin ("Staat der Ehre: Monarchie ist die Zukunft Russlands"), vormals langjährige Ko-Moderatorin von Wladimir Solowjow bei politischen TV- und Radiodebatten.

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