von Kaspar Sachse
Booster, 2G+ oder 3G+-, Impfpflicht, Kanzlerwahl und Omikron – das sind die derzeit wichtigen Themen in den deutschen Mainstream-Medien. Dabei galoppiert die Inflation seit Jahresbeginn davon. Für die hochverschuldeten Staaten ist das durchaus von Vorteil – für Verbraucher und Sparer eine Katastrophe. Das merkt 2021 jeder bei Negativzinsen auf der Bank, beim Lebensmitteleinkauf oder Strom- und Benzinpreisen.
Dabei ist das Problem hausgemacht. Seit der Finanzkrise 2007 versuchen die Zentralbanken durch das Ausweiten der Geldmenge, – sprich durch das Drucken von Fiat-Geld – Zeit zu gewinnen und die fällige Rechnung immer mehr in die Zukunft zu verschieben. Die US-Zentralbank hat die Geldmenge seit 2007 etwa verneunfacht, die EZB versiebenfacht, die Bank of England verneunfacht, die Bank of Japan vervierfacht, die Bank of Canada versechsfacht.
Die Wirtschaftswoche betonte bereits im letzten Jahr, dass es der EZB in erster Linie darum geht, die bereits vor der Corona-Krise angeschlagenen und hochverschuldeten Staaten Italien, Spanien und Griechenland vor dem Kollaps zu "retten":
"Sie [die EZB] will die Zinsen für die überschuldeten Südländer drücken, um ihnen den überfälligen Offenbarungseid zu ersparen."
Nicht zuletzt würde ein Bankrott dieser Staaten einen Flächenbrand für die gesamte EU bedeuten – vor dem Hintergrund der aktuellen auch politisch höchst brisanten Situation in der Corona-Krise wird da lieber von Norden nach Süden umverteilt. Doch wenn die Preise weiter steigen und die Lebenshaltungskosten weiter drastisch anziehen – nicht zuletzt werden die Klimaschutzprojekte der Ampel dazu beitragen – könnte es irgendwann auch hierzulande zu politischen Konsequenzen kommen.
Ähnliches war zwischen 1914 und 1923 geschehen. Damals war der Erste Weltkrieg und die Niederlage des Deutschen Reiches dafür die Ursache. 1914 stimmte der Reichstag, fest von einem Sieg überzeugt, für die Kriegskredite. Ähnlich wie im Deutsch-Französischen Krieg sollten dann die besiegten Gegner die Kosten übernehmen. Daneben stellte die Reichsbank in Berlin der Obersten Heeresleitung 47 Milliarden aus dem Nichts geschaffene Mark zur Verfügung. Doch dadurch stiegen auch die Preise, besonders für Lebensmittel.
Nach dem dramatischen Ende am 9. November 1918 stand der deutsche Staat vor einem riesigen Schuldenberg – der Versailler Vertrag tat sein Übrigens dazu. Auch damals warf man die Druckerpresse wieder an – um die Rückzahlung der Schulden möglichst weit in die Zukunft zu verlagern. Die alliierten Siegermächte kannten bei den Reparationsbedingungen keine Gnade. Die politische Lage dramatisierte sich: Die NSDAP gründete sich in München – und "Erfüllungspolitiker" wie Finanzminister Matthias Erzberger 1921 und Außenminister Walther Rathenau 1922 wurden von völkischen Kräften ermordet.
Schließlich geriet Deutschland mit der Zahlung der Reparationen in Verzug. Im Januar 1923 sollten deshalb französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet besetzen. Das Vertrauen in die Mark ging weltweit nach unten und Hitler versuchte sich auf dem Krisenhöhepunkt an die Macht zu putschen. Die Preise im Deutschen Reich gingen durch die Decke – erst mit der Rentenmark, die zu 4,2 Billionen Mark an einen Dollar gekoppelt und 1924 zur Reichsmark wurde, beendete die Regierung die Inflation. Arbeiterschaft, Rentner und besonders die Mittelschicht waren massiv betroffen und suchten ihr politisches Heil fortan bei extremen Kräften – während Spekulanten ein Vermögen machten und sich der Staat quasi über Nacht entschulden konnte.
Und heute? Der neue Bundeskanzler und ehemalige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) warnt zwar vor einer Verstetigung der hohen Inflationsrate. Diese will er "beobachten" und wenn nötig "müssen wir was tun". Was konkret, ließ er offen. Festzuhalten bleibt, dass die ohnehin schon superreichen Oligarchen aus den Bereichen Big Money, Big Tech und Big Pharma in den letzten beiden Jahren enorme Gewinne einfahren – und ihren Einfluss auf Politik und Medien deutlich ausbauen konnten.
Parallel schickt die EZB den digitalen Euro ins Rennen und die EU zieht Bargeld aus dem Verkehr, wo es nur geht. Da wäre es doch praktisch, letzteres komplett abzuschaffen und die Bevölkerung mit einer beispielsweise einmaligen "Corona-Gebühr" von zwanzig, dreißig Prozent auf sämtliche Konten zu belasten – Solidarität haben wir bekanntlich nun fast alle gelernt. Das nennt sich dann Geldmengenreduktion im digitalen Zeitalter – und passiert natürlich nur zum Wohle der Bevölkerung – oder?
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