Ein Kommentar von Frank Furedi
Es scheint, dass Mitglieder des britischen Kabinetts der Meinung sind, dass sich die Verlautbarungen der britischen Regierung nicht auf die kommenden Weihnachten beziehen sollten, da sie damit Mitglieder der Bevölkerung ausschließen könnten, die diesen Tag nicht feiern. Staatsbeamte, die Inklusion als quasi-religiöses Glaubensbekenntnis betrachten, haben versucht, in einer an Universitätsstudenten gerichteten Kampagne den Slogan "Nimm COVID zu Weihnachten nicht mit nach Hause" zu unterbinden und durch "Nimm COVID an den Feiertagen nicht mit nach Hause" zu ersetzen. Am Ende wurde der gesunde Menschenverstand bewahrt und, zumindest für dieses Jahr, das Wort Weihnachten gerettet.
Das Interessante an diesem Vorfall ist nicht nur, dass gewissenhafte Mitglieder der Sprachpolizei versucht haben, das Wort "Weihnachten" zu verbieten und es durch den vermeintlich neutralen und harmlosen Begriff "Feiertage" zu ersetzen, sondern dass Teile der Medienelite denken, dass diejenigen, die sich darüber echauffieren, überreagierten.
In einem Artikel in der Huffington Post weist die Autorin Sophia Sleigh diejenigen zurück, die vom Versuch des Kabinetts, die Verwendung des Wortes Weihnachten zu verbieten, aufgeschreckt wurden, und beschreibt den Vorfall als "unsinnigen Kulturstreit". Für sie war dies nur ein Versuch, "eine Anti-COVID-Kampagne für diejenigen relevant zu machen, die kein Weihnachten feiern". Dass der Verzicht auf das Wort "Weihnachten" den Vorschlag des Slogans der Regierung für die überwiegende Mehrheit der britischen Öffentlichkeit weit weniger relevant machen würde, ist für den Kreuzzug der Inklusionisten nicht von Belang.
In den letzten 25 Jahren gab es zahlreiche Versuche, den öffentlichen Stellenwert der Weihnachten zu delegitimieren. Und jedes Mal, wenn gegen den Versuch, Weihnachten an den Rand der Gesellschaft zu drängen, Einwände erhoben werden, reagieren Teile der Medien mit Unverständnis. Tatsächlich behaupten sie häufig, dass die Befürchtungen, das Wort "Weihnachten" zu verbieten, in Realität wenig begründet sind. Sie behaupten, der "Krieg gegen Weihnachten" sei eine Erfindung rechter Kulturkämpfer.
Ein langer Aufsatz in der New York Times mit dem Titel "Wie der Krieg gegen Weihnachten entstand" illustriert, wie der Krieg gegen Weihnachten bestritten wird. Jeder, der diesen Text liest, würde den Schluss ziehen, dass dieser Krieg eine Erfindung rechter Kulturkämpfer wie Donald Trump oder der Medienpersönlichkeit Bill O’Reilly ist.
Obwohl Weihnachten sich bislang die Zuneigung der Öffentlichkeit bewahren konnte, wird sie immer wieder von eifrigen Verfechtern der Identitätspolitik ins Visier genommen. Man nehme etwa die Entscheidung des Stadtrats von Birmingham, die Weihnachtsfeierlichkeiten 1998 in "Winterval" umzubenennen. Der Stadtrat begründete seine linguistische Kapriole mit der Hoffnung, damit eine multikulturelle Atmosphäre zu schaffen, die der Realität der ethnischen Gruppen in Birmingham entspreche. Nachdem Kirchenführer missbilligend auf diese Umbenennung reagiert hatten, ließ der Stadtrat wenig begeistert "Weihnachten" wieder zu. Seit dieser Winterval-Affäre vor 23 Jahren ist der Status von Weihnachten immer prekärer geworden. Zahlreiche Kommentatoren äußerten sich zu der Frage, ob "Frohe Weihnachten" der Umschreibung "Frohe Feiertage" weichen sollte.
Mit der Institutionalisierung des multikulturalistischen Ethos in Schulen, Universitäten, im öffentlichen und privaten Sektor stehen die Menschen unter einem ständigen Druck, das Vokabular der Inklusion zu übernehmen. In einigen Fällen wurde die traditionelle Weihnachtsfeier umbenannt, um die Veranstaltung von ihren christlichen Wurzeln zu lösen. 2013 beschloss beispielsweise eine Schule in Texas, Weihnachten in "Winterparty" umzubenennen.
Trotz des Versuchs zu leugnen, dass systematisch versucht wird, den zentralen Stellenwert von Weihnachten zu delegitimieren, gibt es ernstzunehmende Hinweise darauf, dass diese Frage vollständig mit dem identitätspolitischen Denkschema verflochten ist. Das verdeutlicht eine Äußerung der amerikanischen Kommentatorin Melissa Mohr: "Die Verwendung von 'Fröhliche Weihnachten' ist eine schwierige Praxis. Die Wahl zwischen dem Festhalten am traditionellen Glückwunsch oder dem politisch korrekteren 'Frohe Festtage' ist geprägt von Unterschieden in Ideologie, Alter, Geografie und Geschlecht. Die Person, die am ehesten auf 'Frohe Weihnachten' besteht, stellt einen republikanischen Mann über 60 dar, der im Mittleren Westen lebt; der archetypische Befürworter von 'Fröhliche Festtage' ist eine junge, 18 bis 29 Jahre alte Demokratin, die im Nordosten lebt."
Mohr stellte fest, dass die Einstellung zur Debatte um den Begriff "Weihnachten" gegenüber dem Begriff "Feiertage" stark von der jeweiligen politischen Ausrichtung beeinflusst wird. Sie zitierte eine Umfrage des Public Religion Research Institute aus dem Jahr 2016. Auf die Frage "Glauben Sie, dass Geschäfte und Unternehmen ihre Kunden, aus Respekt vor andersgläubigen Menschen, 'Frohe Festtage‘ oder 'Frohe Jahreszeit' statt 'Frohe Weihnachten' wünschen sollten?" antworteten 67 Prozent der Republikaner mit Nein und 66 Prozent der Demokraten mit Ja.
Wahrscheinlich polarisiert die Einstellung zur Frohe-Weihnachten-Debatte heute noch stärker. Erwähnenswert ist auch, dass die Frohe-Festtage-Brigade des öffentlichen Dienstes in Großbritannien keine Schwierigkeiten hat, sich in ihren Botschaften ausdrücklich auf den muslimischen Eid zu beziehen.
Bei dieser Debatte geht es nicht nur um den Gebrauch der Sprache oder um den Respekt vor Menschen unterschiedlichen Glaubens. Die eigentliche Debatte ist, ob ein wichtiges religiöses Fest, das mit der Kultur und Tradition der europäischen Gesellschaft verbunden ist, wie eine Statue einer unmodern gewordenen historischen Persönlichkeit beiseite geschoben werden sollte oder nicht.
Der Versuch, Weihnachten vom offiziellen und öffentlichen Leben zu trennen, ist mit dem noch weit umfassenderen Projekt verbunden, Europa von seiner Vergangenheit abzukoppeln und die Kultur der Nationen umzudeuten. Er ist ein Eliteprojekt, das keine öffentliche Unterstützung genießt. Aber wenn wir den Versuch, die Entthronung von Weihnachten als beherrschende Rolle zu nicht verurteilen, werden wir eines Tages aufwachen und feststellen, dass etwas sehr Wichtiges in unserem Leben verloren gegangen ist.
Frank Furedi ist Autor und Gesellschaftskommentator. Er ist emeritierter Professor für Soziologie an der Universität von Kent in Canterbury und Autor von How Fear Works: Die Kultur der Angst des 21. Jahrhunderts. Man kann ihm auf Twitter unter @Furedibyte folgen.
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