von Kaspar Sachse
Beim Thema "historische Schuld zu begleichen" kennen sich die Deutschen aus wie kein zweites Land, möchte man meinen. Das weiß mittlerweile offenbar auch "Friday-for-Future"-Ikone Greta Thunberg, die derzeit in Hamburg beim deutschen Ableger um Luisa Neubauer weilt – wie der Focus berichtet. Denn zum Auftakt ihres Klima-Podcasts begrüßte die Cousine der steinreichen Carla Reemtsma die "Fridays-for-Future"-Aktivistin Greta Thunberg.
In ihrem Podcast "1,5 Grad" der – passend zur Weltklimakonferenz in Glasgow, die derzeit stattfindet – fortgesetzt wird, ging es tatsächlich mehr um Politik als um wissenschaftliche Erkenntnisse. So sagte Thunberg über ihr Engagement gleich zu Beginn:
"Vielleicht beeinflussen wir die Politiker nicht direkt, aber durch die Beeinflussung ihrer Kinder oder Wähler erreichen wir sie indirekt."
Es sei ein großes Verdienst von "Fridays for Future", "so viele Menschen zu mobilisieren und die Mentalität der Menschen zu verändern". Dazu haben freilich auch die neue grüne Heilslehre und vor allem eine selten dagewesene Propagandamaschinerie beigetragen. So wundert es auch nicht, dass eine im September veröffentlichte Studie der britischen Universität Bath ergab, dass 75 Prozent der Jugendlichen die Zukunft beängstigend einschätzen. Thunberg überraschen die Ergebnisse ebenso wenig – auch wenn sie andere Ursachen dafür anführt:
"Leider war das nicht sehr überraschend [...] Ich denke, es besteht die Gefahr, dass die Klimaschutzverzögerer dies nutzen, um zu sagen, dass wir nicht über das Klima sprechen können, weil die Kinder sich Sorgen machen."
Eine durchaus interessante Auslegung der Dinge, die sie weiter ausbaut:
"Was die Menschen beunruhigt, ist die Tatsache, dass wir nicht über das Klima sprechen, dass wir immer noch leugnen, dass es eine Krise gibt und versuchen, so weiterzumachen wie bisher."
Neubauer erklärte im Anschluss, dass insbesondere Deutschland einen großen Anteil an den globalen Emissionen in der Klimakrise hat. Nur drei Länder weltweit stießen historisch betrachtet einen noch höheren Anteil aus, wie Luisa Neubauer Thunberg beipflichtet.
Deutschland sei somit ein "großer globaler Akteur, wenn es um den Klimanotstand geht", erwiderte Thunberg darauf. Dieses Land habe laut der 18-jährigen Schwedin
"nicht nur eine große Chance, sondern auch eine große Verantwortung und eine historische Schuld zu begleichen".
Ein "radikales Umdenken" hierzulande könne "das gesamte globale Narrativ ändern". Mit einem Anteil von einem Prozent der Weltbevölkerung stößt Deutschland allerdings trotz allem lediglich zwei Prozent der weltweiten CO₂ -Emissionen aus. Spitzenreiter ist China mit 29,7 Prozent vor den USA mit 13,9 Prozent – ob also die nächsten Abstecher von Thunberg endlich nach Beijing und Washington, D.C. gehen werden?
Luisa Neubauer schiebt jedoch den schwarzen Peter gleich persönlich Angela Merkel zu, die scheidende Bundeskanzlerin habe es schließlich – trotz Atomausstieg und Klimaschutzgesetz des Bundesverfassungsgerichts unter dem CDU-Mann und Merkel-Vertrauten Stephan Harbarth im Frühjahr – versäumt, wegweisende Entschlüsse politisch durchzusetzen. Nach der Rolle der deutschen Kanzlerin befragt, sagte Thunberg:
"Wäre sie aufgestanden und hätte die Verantwortung übernommen, hätte das dauerhafte Folgen haben und die ganze Geschichte der globalen Klimakrise verändern können."
Das sei aber eine "andere Realität", so die Interpretation der Jugendikone. Doch auch für ihre eigene Realität hat sie einen sehr eigenen Standpunkt: Den aus ihrer Sicht viel zu spät begonnenen Kohleausstieg nannte sie eine "Heuchelei der politischen Anführer". Das zu langsame Reagieren der verantwortlichen Politiker interpretiert sie dahingehend, dass diese Angst haben, "das eigene Versagen zuzugeben". Auf den berechtigten Vorwurf einiger Politiker, dass sich Demokratie und "Klimagerechtigkeit" nur schwer miteinander vertragen, sagte Thunberg – ohne das näher zu erklären:
"Es ist seltsam, denn wir sind wahrscheinlich die lautesten Verfechter der Demokratie. Wir sagen, dass die Demokratie der einzige Weg ist, wie wir die Klimakrise lösen können."
Dass nach dem Corona-Lockdown unlängst nun also bald der – durch die demokratischen gewählten Vertreter samt "Klimakanzler" Scholz und den Grünen in der Regierung – verordnete Klima-Lockdown ansteht, sollte mittlerweile wohl jedem klar geworden sein. Und Deutschland wird seine "historische Schuld" sicherlich gern begleichen, da braucht sich Greta keine Sorgen zu machen.
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