Sommerinterview mit Baerbock sexistisch? Die Revolution frisst ihre Omas

Tina Hassel, einst in der Habeck-Fangemeinde angesiedelt, wird jetzt von der links-grünen Twitter-Fraktion zusammengefaltet, weil sie ausnahmsweise ihren Beruf ernst genommen hat. Das lässt nur düstere Prognosen für Baerbock in Regierungsverantwortung zu.

von Arthur Buchholz

"Die Revolution frisst ihre Kinder." – Diesen Satz fand ich eigentlich nie richtig stimmig, denn es sind ja meistens die durchgeknallten Nachfahren, welche die Haltung ihrer Vorgänger als Abweichung von der reinen Lehre betrachten.

Solch ein Vorgang, ja gleichsam "Schau-Prozess", fand jetzt öffentlich statt, nachdem Tina Hassel von der ARD Annalena Baerbock, die Kanzlerkandidatin von Bündnis90/Die Grünen, interviewt hatte. Für diejenigen, die noch nicht im Grünen-Game drin sind: Tina Hassel ist die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios und nicht gerade bekannt für überbordende Distanz zu dieser Partei. 

Ihre Freuden-Tweets und ihre Liebeserklärung an Robert Habeck anlässlich des Parteitages der Grünen waren so ziemlich das Peinlichste, was im "neutralen" Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk (ÖRR) jemals zu sehen war. Dabei fällt Tina Hassel eigentlich nicht einmal aus dem Rahmen. Würde es nach GEZ-finanzierten Redaktionen gehen, hätten die Grünen bereits die absolute Mehrheit sicher. Selbstverständlich sind die im ÖRR Ausgebildeten trotzdem in der Lage, objektiv zu berichten, reicht ein Medienforscher rasch noch nach. Haha, selten so gelacht.

So gesehen war Tina Hassel natürlich die perfekte Kandidatin für ein Interview mit der vom "pöhsen und sexistischen Journalismus" so arg gebeutelten Spitzenkandidatin Annalena Baerbock.

Es sollte so etwas wie ein journalistischer "safe Space" werden, ein sicherer Hafen bei stürmischer See. Es fehlten nur noch die Räucherkerzen und der Sprechball, damit keiner dem anderen ins Wort fällt.

Und es wurde auch eine ganz kuschelige Veranstaltung mit Fragen, so hart wie Gummibärchen. Alles in Butter … äh, ich meine natürlich einen veganen Aufstrich. Aber die Revolution frisst ja nun einmal ihre Kinder – und in diesem Fall eben die Oma. Auf Verwandtschaften wird da keine Rücksicht genommen.

Tina Hassel fiel wahrscheinlich aus allen Wolken, als ihr in den sozialen Medien ein Shitstorm um die Ohren fegte – oder besser gesagt ein Shitrain auf sie niederprasselte. Es ging um folgende harmlos klingende, aber offenkundig vergiftete Frage:

"Die kommende Regierung könnte die letzte sein, in der die Klimakatastrophe überhaupt noch abzumildern ist. Wie würden Sie das Ihren Kindern erklären, wenn durch die vermeidbaren Fehler ihrer Mutter vielleicht die Grünen die Chance verspielt hätten, diese entscheidenden Weichen in der Regierung mit zu stellen?"

Trotz der anscheinend harmlos formulierten Frage witterten die grünen Khmer und ihre Lastenrad-Piloten sofort eine subtil versteckte Frechheit gegen ihre Lichtgestalt. Und während Außenstehende schon längst geschnallt haben, dass jede vermeintliche Kritik an den Grünen mit aller Macht abgebügelt wird, musste Hassel diese Lektion noch lernen. Aber in schöner Tradition der Mao-Kader leistete sie öffentlich fundamentale Selbstkritik für ihre bourgeoise Haltung. 

"Ich bitte alle, die meine Frage beim Sommerinterview als unangemessen oder gar sexistisch aufgefasst haben, aufrichtig um Entschuldigung. Annalena Baerbock hat ihre Kinder selbst mehrfach thematisiert. Ich bin auch Mutter und bedauere deshalb sehr, dass dieser Eindruck entstanden ist."

Tina Hassels neuzeitlicher Gang nach Canossa ist das beste Beispiel dafür, wovor Kritiker der links-grün-woken Triggerigenzija schon immer warnten: Diese sind nämlich erst dann zufrieden, wenn man sich ihrem Weltbild bedingungslos unterwirft. 

Ihre Waffe, die Empörung, hat sich schon längst verselbstständigt und kreist wie ein autonomer, a-Social Killer-Bot durch die Medienlandschaft – immer auf der Suche nach dem nächsten Ziel, bis alle in den Neusprech verfallen oder sich aus Angst vor Konsequenzen mucksmäuschenstill wegducken.

Damit hat Hassel natürlich einen wunderbaren Präzedenzfall geschaffen, der eigentlich in jede Journalistenschule gehört: Bei Kritik von Links-Grün gleich entschuldigen, denn sie fühlen sich im Recht, und das macht sie so gefährlich.

Wie soll das denn erst werden, wenn (gaaanz hypothetisch gesprochen) Annalena Baerbock in der Regierungsverantwortung steht? Führt der Bundestag dann wieder den Straftatbestand der Majestätsbeleidung ein? Hält der Twitter-Gerichtshof nach jeder Tagesschau eine Sitzung ab, ob Baerbock und Konsorten auch hinreichend positiv erwähnt wurden?

Mir graut es! 

Aber als erfreulichen Abschluss gibt es hier die schönsten Baerbockschen Versprecher. Es darf nachher niemand sagen, er habe von nichts gewusst!

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