"Spalte und herrsche": Ein Erlebnisbericht aus dem bunten Deutschland

Besonders im Juli eines Jahres muss regelmäßig alles dafür getan werden, damit Deutschland endlich toleranter wird. Fußballspieler treten auf, Politiker präsentieren sich vor Behörden, Regenbogenfahnen wehen. Doch das eigentliche Motto ist ein anderes: "Spalte und herrsche".

von Klaus Krickow

In jedem Jahr steht der Juli besonders im Mittelpunkt des bunten Deutschlands – Regenbogenflaggen, so weit das Auge reicht! Doch dieses Jahr ist der Juli so bunt und offen, dass selbst viele Homosexuelle nicht mehr mithalten können. Wer dieses Jahr auf dem Christopher Street Day (CSD) war, konnte es erkennen. Von der Sache her spricht natürlich nichts dagegen, denn Toleranz ist ja an sich eine wichtige Angelegenheit. So bunt, so gut ...

Alljährlich beginnen Behörden und öffentliche Einrichtungen schon weit vor dem eigentlichen Ereignis mit ihrer fast religiösen Beflaggung. Wir sehen Regenbogenfahnen überall und hören eine Toleranzrede von offiziellen Vertretern nach der anderen. Niemand möchte da zurückstehen. Denn noch nie war die Intoleranz offenbar so groß wie jetzt. Deswegen ist es auch äußerst wichtig, dass man der Flagge nirgends entkommt, auch nicht am Altersheim und an der Kirche. Ja, an der Kirche, wer hätte das gedacht!

Aber kommen wir zum CSD. Auch dort weht selbstverständlich die bunte Flagge. Doch halt! Hier sehen wir nicht nur einen "Typus" dieser Flagge, sondern gleich etliche, eine bunter als die andere. Jedoch sind die Forderungen ihrer Träger mittlerweile so unverständlich, dass selbst viele "Kenner" keinen Durchblick mehr haben. Da gibt es kein Entkommen. Denn die Vielen sollen sich mit der sexuellen Orientierung der Wenigen auseinandersetzen, sollen wissen, was diese sind und machen. Schon gewusst, was ein Pansexueller ist? Das ist heutzutage sehr bedeutsam.

Dabei war es vor einigen Jahren noch so, dass Homosexuelle auf die Straße gegangen sind, um freier zu sein und eben gerade nicht, um in jeder Sekunde bekannt zu geben, wen oder wie sie lieben. Es ging um Gleichberechtigung, nicht um Besserstellung, auch wenn dies "nur" moralisch gemeint ist. Doch das ist jetzt alles vorbei. Wichtig ist fast nur noch, allen zu zeigen, dass man anders ist und auf welche Art man anders ist. Und diejenigen, die das nicht sind, hat das bitteschön zu interessieren. Denn anderenfalls würden sie damit ja nur ihre unendliche Intoleranz offenbaren. Da wird vor niemandem Halt gemacht. Auch der Schwule von nebenan kann jetzt zum bösen Nestbeschmutzer werden, wenn er Toleranz nicht so versteht, wie er soll. Bestes Beispiel ist, dass Homosexuelle von der AfD auf dem CSD nicht geduldet werden. Für andere Parteien bestehen dagegen keine Probleme, wenn sie etwa mit einem eigenen Wagen teilnehmen wollen.

Doch genauso, wie die "Queerbewegung" in immer kleinere Abteilungen zergliedert wird, betrifft diese Spaltung ja eigentlich die ganze Gesellschaft. "Divide et impera" hieß das schon im alten Rom – "Spalte und herrsche". Der bitter nötige gesellschaftliche Zusammenhalt kann so jedenfalls nicht entstehen, schon gar nicht Verständnis füreinander und echter Gemeinsinn. Ganz wichtig ist dafür aber, dass die Corona-Regeln eingehalten werden. Da verstehen wir keinen Spaß.

Nun ja, die Bilder vom CSD zeigen schon etwas anderes. Wer dabei war, konnte sehen, dass bestenfalls die Hälfte der Besucher Maske trugen. Abstand? Fehlanzeige. Tatsächlich wurde der Demonstrationszug mehrmals von der Polizei gestoppt. Aber gut, sprechen wir besser nicht zu viel darüber. Sonst könnte womöglich noch jemand auf die Idee kommen, die Staatsmacht messe mit zweierlei Maß. Bunte Toleranzfreunde sind schließlich keine Querdenker, bei denen man hart durchgreifen muss! Auch Alkohol war auf dem CSD eigentlich verboten, also theoretisch. Das "Fußpils" gab es natürlich trotzdem überall. Was soll's, alles egal. Wir dürfen das, denn wir sind die Toleranten im bunten Deutschland. Spalte und herrsche.

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