von Dagmar Henn
Das Robert Koch-Institut ist nach wie vor davon besessen, die Deutschen durchzuimpfen. Dazu hat es jetzt wieder eine neue Studie veröffentlicht, die den hübschen Titel trägt: "Welche Impfquote ist notwendig, um COVID-19 zu kontrollieren?" Weil das RKI ist, was es ist, schließt es aus den Daten seiner mathematischen Simulation, es müssten mindestens 85 Prozent der Bevölkerung von 12- bis 59-Jährigen und gar 90 Prozent der Über-60-Jährigen geimpft sein.
Das Kriterium, das angelegt wird, kommt einem eigenartig bekannt vor: Es ist die Auslastung der Intensivbetten. Anders als im Vorjahr ist jetzt nicht mehr die Rede von einer Verhinderung einer Überlastung. Das ist auch schwer möglich, wenn selbst die Berechnung auf Grundlage der jetzigen Impfquote und unter der (unbewiesenen) Annahme schwerwiegenderer Folgen der Delta-Variante die durchgerechnete vierten Welle ein Maximum von 12.500 Patienten auf den Intensivstationen zur Folge hat. Wohlgemerkt, diese Berechnung geht davon aus, dass zuvor eine vollständige Öffnung stattgefunden hat (die wir immer noch nicht haben) und keinerlei Verhaltensanpassungen auf die erhöhten positiven Befunde erfolgen. Sozusagen eine vierte Welle in freiem Lauf.
Passt doch, könnte man sagen. Das RKI will aber mehr. Bei einer Impfquote von 75 Prozent "zeigt das Modell jedoch niedrigere 7-Tage-Inzidenzen von unter 150 Fällen und eine ITS-Auslastung von ca. 2.000 Betten".
Aha. Nun, spätestens hier müsste eine Gesamtrechnung erfolgen. Schließlich muss schon für diese Impfquote weiter wie besessen geimpft werden (angesetzt sind 1,5 Millionen Impfdosen pro Tag) und das hat Nebenwirkungen. Nicht nur im wörtlichen Sinne, sondern auch dadurch, dass Arztpraxen durch das Impfen so ausgelastet sind, dass die Behandlung anderer Erkrankungen beeinträchtigt wird. Was natürlich ebenso gesellschaftliche Kosten auslöst wie eine COVID-Erkrankung.
Aber, meint das RKI, wenn noch mehr geimpft würden, eben besagte 85 Prozent, wären es nur noch 1.000 Intensivbetten, die von COVID-Erkrankten in Anspruch genommen würden.
Dafür allerdings, diesen Punkt schmuggelt das RKI eher ein, müssten große Teile der Kinder und Jugendlichen geimpft werden, für die die Impfung nachweislich gefährlicher ist als die Erkrankung. In einer gesellschaftlichen Kosten-Nutzen-Rechnung würde man das unterlassen: Die Folgen, wenn ein junger Mensch durch eine Impfung womöglich lebenslang geschädigt wird, sind viel weitreichender und teurer, als wenn das bei jemand Älterem geschieht. Wenn die Schäden der Impfung ausgeprägter sind als die Schäden der Erkrankung, ist die Entscheidung eindeutig.
Das fürchtet auch das RKI, also soll hier propagandistisch nachgeholfen werden. Die Nicht-Empfehlung durch die STIKO ist natürlich ein Problem, aber das RKI sieht das optimistisch: "Bei zunehmender Impfstoffverfügbarkeit, mehr Daten und Erfahrungen zur Jugendlichen-Impfung insbesondere aus den USA und anderen Ländern mit allgemeiner Jugendlichen-Impfempfehlung sowie bei Zunahme der Infektionszahlen unter Kindern aufgrund einer erhöhten Übertragbarkeit der Delta-Variante wird die STIKO das Thema der Jugendlichen-Impfung voraussichtlich nochmals beraten bzw. wird die Impfung auch ohne explizite STIKO-Empfehlung in dieser Altersgruppe vermutlich mehr zur Anwendung kommen."
Wenn, das hätten sie hinzufügen sollen, die Delta-Variante nicht nur ansteckender wäre, sondern auch mehr schwere Erkrankungen auslöste. Das allerdings ist es weder belegt noch wahrscheinlich.
Jedenfalls weiß das RKI schon ganz genau, wie man die Unwilligen herumzukriegen gedenkt:
"Um die Bereitschaft für eine Impfung zu erhöhen, sollte auch die Adressierung der Collective Responsibility als Kommunikationsstrategie berücksichtigt werden."
Die Nummer kennen wir schon. Das bedeutet, man erzählt den Jugendlichen, sie müssten sich jetzt unbedingt impfen lassen, weil sie sonst schuld sind, dass die Oma stirbt. "Collective Responsibility" klingt natürlich netter.
Ein ganz anderer Punkt, der das RKI wirklich nervös machen müsste, steht etwas versteckt in der Studie. Es wird darin nämlich bestätigt, dass bei zwischen 10 und 20 Prozent der vollständig Geimpften sowohl eine Erkrankung als auch eine Übertragbarkeit aufgetreten sind. Das ist angesichts dessen, dass schon in der "Naturversion" der Infektion nur ein Teil der Infizierten tatsächlich erkrankt, ein hoher Wert.
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