von Tara Reade
In einem kürzlich durchgeführten Interview schlug der Umweltaktivist Donnachadh McCarthy vor, den Besitz von Haustieren zu verbieten, weil dies in einer Klimakrise "grausam und egoistisch" sei. Laut McCarthy hinterlassen Haustiere einen CO2-Fußabdruck und verursachen Umweltverschmutzung, während sie in urbaner Umgebung ein "schreckliches" Leben führen.
Einige Tage zuvor veröffentlichte VOX.com einen Artikel mit grafischen Schaubildern, mit denen das Argument untermauert wird, dass sich Haustiere negativ auf die Umwelt auswirken. Mit Zeichnungen, die auf sechsjährige Kinder zugeschnitten sind, und einem Minimum an Text entspricht der Artikel in etwa dem Fleischvolumen und der Anzahl der Kotbeutel, die für die Haltung eines Haustierhundes erforderlich sind, und schlägt Lösungen vor wie: das Haustier mit Resten vom Familientisch zu füttern oder es vegan zu erziehen – das heißt, wenn man die wirklich optimale Lösung nicht ertragen und dem Drang, ein Haustier zu halten, nicht widerstehen kann. Bevor wir aber die Schuld für unsere aktuellen Umweltprobleme auf Katzen und Hunde abwälzen, schauen wir uns die Umweltbelastung durch den Menschen an.
Die weltweiten Emissionen von Kohlendioxid (CO2), das Treibhausgas, das hauptsächlich zum Klimawandel beiträgt, wurden 2018 auf rund 36 Milliarden Tonnen geschätzt.
Seitdem sind sie auf über 40 Milliarden gestiegen. Schauen wir uns zum Vergleich die Zahl für 2018 an, das Jahr, das von Professor Gregory Okin untersucht wurde, dessen Ergebnisse über die Auswirkungen von Haustieren auf das Klima im oben genannten VOX-Artikel und anderswo zitiert werden.
Er sagt, dass Haustiere im Jahr 2018 64 Millionen Tonnen CO2 beigesteuert hätten – was massiv klingt, aber von den 36 Milliarden sind das etwa 0,17 Prozent. Natürlich ist jede Reduzierung willkommen. Aber im Ernst, gibt es nichts Besseres zu tun als zu fordern, dass Haustiere mit in die Verantwortung genommen werden müssen? Sind wir nicht schon grausam genug gegenüber den Nutztieren, die wir in Fabriken züchten, wodurch wir ebenfalls die Umwelt belasten?
Aber ja, lasst uns die Katzen und Hunde für die Klimakrise verantwortlich machen. Anscheinend konsumieren amerikanische Haustiere allein Fleisch in einer Menge, mit der man eine mittelgroße Nation von Fleischfressern ernähren könnte. Sollten wir uns nicht zuerst an die eigene Nase fassen? Nachdem ich viele Jahre ehrenamtlich für Tierrettungs- und Umweltorganisationen gearbeitet habe, kann ich Ihnen versichern, dass Haustiere nicht das Problem sind.
Unsere Beziehung zu Katzen und Hunden reicht über 40.000 Jahre zurück. Katzen wurden einst sogar als Götter verehrt – eine Tatsache, an die mich meine Katzen täglich erinnern, falls ich hinsichtlich meiner eigenen Stellung in der Haushaltshierarchie unsicher werde. Hunde bieten Sicherheit, Katzen halten die Nagetierpopulation in Schach. Haustiere geben emotionale Wärme und vor allem bedingungslose Liebe. In vielen Haushalten sind Haustiere geliebte Familienmitglieder. Wir impfen unsere Haustiere wie uns selbst – auch gegen COVID-19, jetzt, wo Russland Pionierarbeit geleistet hat.
Die umfassende Aussage von Herrn McCarthy, dass Haustiere in städtischen Gebieten ein "schreckliches" Leben führten, ist absurd. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer im Haus gehaltenen Katze beträgt 15 bis 18 Jahre, die eines Hundes zehn bis zwölf Jahre.
Demgegenüber stirbt etwa die Hälfte aller wild lebenden Katzen innerhalb des ersten Lebensjahres, streunende Hunde leben im Durchschnitt nur ein oder zwei Jahre – und beide stellen eine potenzielle hygienische und physische Bedrohung für die Allgemeinheit dar.
Während meiner Arbeit als Tierretterin erlebte ich viele Maßnahmen, mit denen die Haustierpopulation wirksam kontrolliert werden konnte. Lösungen wie Gutscheine für einkommensschwache Tierhalter für die Sterilisation oder Kastration von Haustieren oder Maßnahmen zur Eindämmung streunender Populationen. Die wirkliche "Grausamkeit", die ich während meiner Tätigkeit in der Tierrettung beobachtet habe, war hauptsächlich das Aussetzen von Haustieren. Mein Leben lang habe ich Katzen und Hunde und sogar Pferde adoptiert. Die Qualität meines eigenen Lebens wurde durch diese Kameradschaften erheblich verbessert.
Die Haltung in Bezug auf Haustiere und Umweltschutz muss sich nicht widersprechen. Es gibt viele Möglichkeiten, gleichzeitig Haustiere zu haben und der Umwelt zu helfen und beides in Einklang zu bringen. Eine Lösung besteht natürlich darin, Haustiere zu adoptieren und nicht aus einer Zucht zu kaufen. Laut Humane Society werden in den USA allein jedes Jahr ungefähr 3,2 Millionen Katzen und Hunde adoptiert. Die bedingungslose Liebe, die mit dem Besitz eines Haustieres einhergeht, kann in Statistiken jedoch nicht quantifiziert werden.
Tierhalter, die sich Sorgen über die Auswirkungen ihrer Tiere auf unsere Umwelt machen, können Maßnahmen ergreifen, um den CO2-Fußabdruck zu verringern: die Verwendung von recycelbaren Kotbeuteln und umweltfreundlichem Katzenstreu zum Beispiel oder nachhaltige Tiernahrung. Aber nicht auf Kosten der Gesundheit und des Wohlbefindens der Tiere und schon gar nicht, bevor man sich um seinen eigenenCO2-Fußabdruck gekümmert hat. Und was am wichtigsten ist: aufhören, andere zu bedrängen, sich von ihren Katzen oder Hunden – eine unschätzbare Quelle der Liebe und emotionaler Stabilität in schwierigen Zeiten – zu trennen.
Ich glaube, wir sollten uns für den Umweltschutz einsetzen und unseren Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen vernünftigen, aktiven Schritten, die dem Planeten helfen, und dem "aufgeweckten" Umweltschutz, der autoritäre Rhetorik einsetzt, um zu kontrollieren, wie wir unser Leben organisieren. Kurz gesagt:
"Lasst unsere Haustiere in Ruhe."
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Tara Reade ist Autorin, Dichterin, Schauspielerin und ehemalige Senatsassistentin von Joe Biden. Folgen Sie ihr auf Twitter @readealexandra.
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