von Jürgen Cain Külbel
(Hier die Links zu Teil 1 und Teil 2)
Wer kennt nicht die "Hitler-Tagebücher", die das Nachrichtenmagazin Stern im Jahre 1983 der Welt jubelnd präsentierte? Ich werde ständig an den "Scoop" erinnert: In meiner Bibliothek befinden sich Bücher geheimdienstlichen Inhaltes aus dem Privatbesitz von Dr. Thomas Walde, damals Leiter des Ressorts Zeitgeschichte, der an der Beschaffung der Fälschungen maßgeblich beteiligt war. In jedem Buch brennt sein Stempel mit Name, Wohnanschrift, Telefonnummer. Die Stern-Herrschaften waren so sensationsgeil, dass sie das Ergebnis der Echtheitsuntersuchung durch das Bundeskriminalamt nicht abwarten konnten. Nachdem die Experten zweifelsfrei Fälschung expertierten, wurden sie vom eiskalten Händchen der Wahrheit heimgesucht: Sie landeten vor Gericht, verloren den Job.
Der Informationskrieg im "Fall Nawalny" legt an Schärfe zu: Bellingcats Meister-Spitzbube Christo Grozev, die Absolventen der Henri-Nannen-Journalistenschule Gebauer, Knobbe, Schaible, Schmid, Autoren des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, würgen im Moment mit aller Kraft an der Kehle des klassischen investigativen Journalismus. Am Montag, dem 21. Dezember 2020 titelte das Blatt "sensationell": "Wie Nawalny seinen Attentäter hereinlegte – und zum Reden brachte". In dem journalistischen Trauerspiel wird behauptet, Nawalny habe höchstselbst jene FSB-Agenten angerufen, die ihm im August 2020 mit Nowitschok ans Leder wollten. Er gab sich als Assistent eines Putin-Beraters aus und erfuhr vom angeblichen Attentäter "Konstantin Kudrjawzew, 41, eine[m] Chemieexperten in Diensten des Geheimdienstes" die Details, wie er umgebracht werden sollte. Das NATO-Propaganda-Outfit Bellingcat veröffentlichte einen 49-minütigen Mitschnitt des Anrufs.
Kriminalistische Bewertung des angeblichen Telefonates
Den Spiegel-"Investigativen" und dem Bellingcat-Kindergarten scheinen die Sicherungen durchgebrannt; was die nicht auf der Pfanne haben, was ihnen überhaupt nicht in den Sinn kommt, weil sie Dilettanten ihrer Zunft sind: Ohne das "endgültige Ergebnis der Echtheitsuntersuchung", ohne "phonetische Analyse", "Stimmanalyse" des Mitschnittes liegt der aktuelle Beweiswert des Materials bei null. Ob es echt ist oder eine Fälschung – darüber müssen Experten urteilen, Gutachter. Ich bin kein Fachmann, weiß aber, dass da ein sogenannter Schmalbandspektrograph zum Einsatz käme. Ich weiß auch, dass Größen der Räume bestimmt werden können, in denen die Teilnehmer agieren, der Abstand zwischen Mund und Telefonmikrofon, ob frei gesprochen wird, ein Tischmikrofon benutzt wird. Sogar Hintergrundgeräusche können extrahiert werden – Sprachfetzen von Personen in benachbarten Räumen, Geräusche außerhalb der Wohnung, Verkehr, Flugzeug etc. Da ist technisch einiges möglich, auch um die Örtlichkeit zu lokalisieren, an der sich die Gesprächspartner befinden.
Wenn der Kriminalist mit solcherart "Audiomaterial" konfrontiert wird, muss er eine Echtheitsuntersuchung veranlassen, um das Stück vor Gericht als Beweismittel einbringen zu können. Ohne die schickt dich jeder Staatsanwalt, Richter, Verteidiger in die Hölle. Die Echtheitsuntersuchung muss auch eingeleitet werden, wenn der Anfangsverdacht besteht, das Material sei komplett oder in Teilen gefälscht. Beim Anhören des von Bellingcat veröffentlichten "Mitschnitts" drängen sich erste Gedanken auf:
Erstens: Die Komplettfälschung oder teilweise Verfälschung von Tondokumenten ist eine bekannte geheimdienstliche Maßnahme.
Zweitens: Die Herren haben zu schnell mit heißer Nadel gestrickt, eine wichtige Masche fallen gelassen; Bellingcat schreibt: "Die Anrufe wurden ab 4:30 Uhr MEZ (6:30 Uhr Moskauer Zeit) von einem Ort in Deutschland aus getätigt, an dem sich Nawalny seit seiner Vergiftung erholt hat. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass seine Anrufe von den FSB-Mitarbeitern beantwortet werden, verwendete Nawalny eine IP-Telefonieanwendung, mit der eine Anrufer-ID benutzerdefiniert eingestellt werden kann. In diesem Fall war die Nummer, die für das ID-Spoofing ausgewählt wurde, die eines FSB-Festnetzanschlusses, der laut Anrufaufzeichnungen regelmäßig mit mehreren Mitgliedern des Teams in Verbindung stand." Der Spiegel präzisierte: "Bei diesem Anruf gab sich Nawalny wieder als rechte Hand des Chefs des russischen Sicherheitsrats aus." Ein durchsichtiges Manöver, um Präsident Putin ins Spiel zu bringen, der ja an der Spitze des Sicherheitsrats steht. Völlig abstrus die Behauptung, Putins Adjutant würde einen FSB-Festnetzanschluss nutzen, "der regelmäßig mit mehreren Mitgliedern des (auf Nawalny angesetzten) Teams in Verbindung" steht. Aha, es war also Putins Adjutant, der mit den FSB-Observateuren auf unterster Ebene in Verbindung stand? Benutzen die beim Sicherheitsrat alle FSB-Telefone? Sicherheitsrat ist Sicherheitsrat, FSB ist FSB. Spiegel, es ist so traurig und dumm, so ganz ohne Gewissen und Schamgefühl.
Zweitens: Geheimdienstler arbeiten geheim – das sagt schon der Name. Agenten ist es nicht erlaubt, über ihre Arbeit zu reden. Niemals, nirgendwo, nirgendwann – das gilt in jedem Land der Welt. Es sei denn, der Agent erhält die Freigabe seines Dienstes, was rein theoretisch ist, in der Praxis kaum vorkommt.
Drittens: Inspektor Nawalny ruft also die Personen an, die ihn in allen Details kennen, die ihn dauerhaft observierten und vermutlich die intimsten Geheimnisse kennen. Da stellt sich die Frage: Wieso erkennt der Agent Kudrjawzew Nawalnys markante Stimme nicht, obwohl er auf ihn jahrelang angesetzt war? Schon bei der Vorbereitung auf die Zielperson werden Personeneigenschaften studiert. Man muss doch heraushören können, wer da mit wem in Nawalnys verwanztem Hotelzimmer spricht. Oder nicht?
Viertens: War es vielleicht gar nicht Kudrjawzew, mit dem Nawalny telefonierte? Come on, ein FSB-Agent, der sich 49 Minuten von einer ihm unbekannten Person aushorchen lässt – ich bitte die Herren von Spiegel und Bellingcat, ihre Hirne zu trainieren! Hören Sie denn nicht, dass die Fragen, Statemens von Nawalny flüssig sind, ohne Sprechfehler? Es gibt kein Stolpern, kein Rucken, keine Suchen nach Wörtern. Ich habe den Mitschnitt einem mir bekannten Synchronsprecher für Netflix vorgespielt: "Das machen wir täglich. Der liest doch fließend ab – vom Script, vom Teleprompter. Den anderen kriegst du mit jedem mittelmäßigem Schauspieler, Sprecher, Hörbuchsprecher hin." Es ist technisch möglich, zu prüfen, ob dieser "Mitschnitt" im Studio produziert wurde.
Fünftens: Hätten die vermeintlichen FSB-Agenten sich nicht sofort gegenseitig warnen müssen? Schließlich wählte Nawalny zuerst die Nummer von Michail Schwez, der Nawalnys Stimme erkannte und schnell wieder auflegte.
Bellingcat läutet neue Ära der kriminalistischen Wissenschaft ein
Zurück zu dem Mann, der diesen Plot vorantreibt: der bulgarische Ermittlungsakrobat Christo Grozev, Absolvent der Amerikanischen Universität in Bulgarien, die vom "großen" George Soros gesponsert wurde. Grozev hat mit seinen "Enthüllungen" zum medizinischen Vorfall Nawalny eine neue Ära der Kriminalistik eingeleitet. Ich meine das jetzt zynisch: Vorüber die arbeitsreichen Zeiten, als Kriminalisten noch Tatorte besuchten, Spuren sicherten, Experten Gutachten erstellten, vorüber die Zeugenermittlung und -befragung, die Suche nach belastenden oder entlastenden Informationen, Indizien, Beweisen? Vorüber die Zeiten, in denen Fahnder Verdächtige jagten; vorüber die Notwendigkeit von Vernehmungen, die mitunter mühselige strategisch-taktische Vorbereitungen dieser kriminalistischen Maßnahme, um dem Täter das Geständnis abzuringen – unnütz das kriminalistische, forensische, gutachterliche Besteck? Vergessen Sie das alles, denn Grozev hat mit seinen seltsamen Methoden die OSINT-Morduntersuchung erfunden: Auch den noch so kompliziertesten Fall kann er im Homeoffice lösen. Spaß beiseite, der Mann ist ein Scharlatan.
Untersuchungsfrage: Was ist die Quintessenz der Bellingcat'schen "Ermittlungen" im Fall Nawalny?
Tatsächlich haben die "Ermittler" von Bellingcat, Spiegel, The Insider oder CNN unter "Anleitung" von Grozev im Fall Nawalny nicht viel herausgefunden. Wie im 2. Teil der Serie dargelegt, stießen sie möglicherweise auf einige Spezialisten, die das FSB-Observationsteam bilden, das Nawalny seit Mitte Januar 2017 beobachtet. Sie können das jedoch jedoch nicht beweisen. Ich kann es auch nicht, gehe aber von der Arbeitshypothese aus, dass es Observateure waren, die dazu noch schlampig mit ihren Mobiltelefonen agierten, was ihre Enttarnung zur Folge hatte. Beweisen können die "Spezialisten" überhaupt nicht, dass es sich dabei um ein auf Tötung mit Chemiewaffen spezialisiertes "FSB-Killer-Team" handele. Das geben die an der "Untersuchung" beteiligten "Medien" sogar selbst zu – CNN beispielsweise oder der Spiegel.
Ich habe zwei probate kriminalistische Theorien zu dem Team aufgestellt, doch zuvor noch eine Erläuterung: Wer Kriminalisten-Luft geschnuppert hat, als Fahnder oder Observateur tätig war, weiß, das die Kollegen unterschiedlichste berufliche Hintergründe haben; ich kenne zwei, die Sportler waren, Medaillen bei Olympischen Spielen gewannen, welche, die Handwerker waren, auch einen, der vorher Sanitäter war. Die "Ermittler" von Bellingcat und Co. behaupten, infolge der Zusammensetzung des "Hit-Teams" – drei von Nawalnys möglichen Observateuren hätten einen medizinischen Hintergrund – den Verdacht erhärten zu können, es seien Mediziner mit Hintergrundwissen in der Tötungsart mit Chemiewaffen am Werk.
Kriminalistische Version: Observateure mit medizinischer Ausbildung für Erste-Hilfe-Maßnahmen
Erstens – jedes Mitglied des Observationsteam, das quer durch Russland reist, fern der Heimat-Dienststelle, kann während der verdeckten Observation in Situationen geraten, in denen er die eigene Gesundheit, sein Leben gefährdet. Jeder Mensch kann spontan zum medizinischen Notfall werden, in Stresssituationen geraten, das Herz spielt verrückt, er isst oder trinkt Verdorbenes. Auch andere Gefahren lauern bei einer verdeckten Observation; da reißt sich einer den Oberschenkel an einem Drahtzaun, verstaucht sich den Knöchel, wird angegriffen, verletzt – was weiß ich, es gibt viele Unwägbarkeiten. Zum Schmunzeln: Mein Kollege und ich jagten am helllichten Tag einen flüchtigen Straftäter im Berliner Stadtzentrum. Ich, jünger und schneller als mein Partner, war ihm auf den Fersen – bis mein Kollege hinter mir lauthals rief: "Festhalten!" Ein Passant, der die Situation missverstand, stellte mir ein Bein, dachte, ich sei es, der gestoppt werden müsse. Ich flog aus vollem Lauf auf Beton, küsste diesen mit Händen, Knien, Gesicht und zog mir einige deftige Verletzungen zu, die, nachdem wir den Flüchtigen doch noch festnehmen konnten, ärztlich versorgt werden mussten. So kann das Kriminalisten-Leben eben auch sein, daher will ich nicht ausschließen, dass es eine der Aufgaben der FSB-Observateure Alexandrow, Frolow (Notarzt), Panjajew (Sanitäter), Ossipow (Arzt) war, einem Kollegen, der in eine Situation geraten ist, die seine Gesundheit beeinträchtigt, sein Leben gefährdet, sofort und fachkundig Erste Hilfe leisten zu können. Diese kriminalistische Arbeitshypothese machen Grozev und Konsorten gar nicht erst auf, weil sie nicht in ihr Konstrukt passt.
Kriminalistische Version: Observateure mit medizinischer Ausbildung zum Schutz der Zielperson Alexei Nawalny
Diese Version wird Bellingcat und Co. übel aufstoßen. Waren die in medizinischen Dingen erfahrenen FSB-Observateure etwa deswegen Teil des Teams, um im Ernstfall Leben und Gesundheit der Zielperson Nawalny schützen zu können? Man stelle sich vor, Oppositionsführer Juan Guaidó würde bei einem Ereignis im Heimatland Venezuela verletzt, gar getötet. Das Geschrei des Wertewestens wäre noch auf dem Mars zu hören, Staatschef Maduro stünde sofort am Pranger, alle Hebel würden bewegt, um ihn vom Thron zu stoßen. Nawalny ist zwar im Riesenreich Russland eine zu vernachlässigende politische Nummer, allerdings wird er wie Guaidó vom Westen hofiert und gepampert. Was man mit ihm vor hat, nämlich auf einen Regime Change in Russland hinzuarbeiten, zeigt das Statement von Ex-CIA-Chef John O. Brennan vom 9. Oktober 2020: "Stellen Sie sich Perspektiven für Weltfrieden, Wohlstand und Sicherheit vor, wenn Joe Biden Präsident der Vereinigten Staaten und Alexei Nawalny Präsident Russlands wäre. Wir sind bald auf halbem Weg." Da ist es doch besser, Nawalny zu observieren, dabei zu schützen, als eine Provokation, eine Art Salisbury auf russischem Boden zuzulassen.
Natürlich wurde Nawalny in Russland beschattet, weil der FSB ihn zu Recht verdächtigt, Agent des Westens zu sein. Wie Putin in der Jahrespressekonferenz 2020 erklärte, war es der US-Geheimdienst, der die Mobildaten von Nawalnys FSB-Überwachern sammelte, die nun über Belingcat "legalisiert" wurden. Die Tatsache, dass Daten gesammelt wurden, beweist, das Nawalny sich im Dunstkreis westlicher Dienste befindet, dass diese vor Ort in Russland, in Nawalnys direktem Umfeld agierten – dort gar eine Gegenobservation samt Catchen von Mobilfunkdaten betrieben. Die mögliche Nähe westlicher Agenten zu Nawalny in Sibirien im August 2020 wirft die brisante Frage auf, ob die sich nur auf ihre Rolle in der Gegenobservation konzentrierten oder ob sie Part einer längerfristig geplanten Provokation waren, die mittels der Person Nawalny in Szene gesetzt werden sollte.
Spekulativer Wahnsinn mit klinischem Charakter: Konstruktion von Vergiftungsorgien
Der billige Trick, den Star-"Ermittler" Grozev anwendet, um das FSB-Chemiewaffen-Killer-Team zu kreieren, ist leicht durchschaubar. Angeblich hat er mehrere Vergiftungsversuche eruiert, denen Nawalny und Ehefrau Julia ausgesetzt waren. Und er führt "zwei grundlegende Theorien" an, warum Nawalny vom Killer-Team, dessen Existenz nicht bewiesen ist, "so genau beobachtet wurde, bevor er fast zu Tode vergiftet wurde: Entweder hatte das FSB-Team den Befehl, bereit zu sein, ihn auf Anweisung zu töten, oder die Agenten versuchten, ihn die ganze Zeit zu ermorden".
Grozev macht dazu mehrere Erklärunggrätschen, die ihm den Schritt aufzureißen drohen: So habe er "Hinweise darauf, dass Nawalny letztes Jahr mit der gleichen Substanz vergiftet wurde, die ihn diesen August beinahe getötet hätte: An Bord eines Flugzeugs im Jahr 2019 hatte er das gleiche akute Unbehagen, das seiner gewalttätigen Krankheit und seinem Koma vorausging. Ein paar Monate zuvor war auch seine Frau Julia plötzlich, wenn auch kurzzeitig unwohl. Beide Vorfälle, sagte Grozev gegenüber Meduza, könnten sehr wohl das Ergebnis der Versuche des FSB gewesen sein, die Dosis zu finden, die erforderlich ist, um Nawalny so vorsichtig wie möglich zu töten." Was sind das für "Hinweise"? Ich lese Behauptungen, leere Worte. Handfeste Beweise, ärztliche Atteste, Gutachten – Fehlanzeige.
Grozevs Trick ist folgender: Zu Zeiten, in denen er FSB-Observateure in der Nähe der Nawalnys ausmacht, simuliert er Vergiftungsvorfälle, der einzig durch "Aussagen" der Opfer "bestätigt" werden, die wiederum durch nichts zu beweisen sind.
So geht auch Grozevs nächster Trick: Im Juli 2020 nahmen sich Nawalny und Frau Julia Nawalnaja ein paar Tage Urlaub in einem Hotel nahe Kaliningrad; das unbewiesene FSB-Team soll wieder in der Nähe gewesen sein. "Am 6. Juli, Stunden nachdem das FSB-Team nach Moskau zurückgekehrt war, wurde Nawalnaja krank. Sie beschrieb CNN ein Gefühl plötzlicher Erschöpfung und Orientierungslosigkeit. Nawalnaja erholte sich, und die genaue Ursache ihrer Krankheit wurde nicht bestimmt. Experten haben CNN mitgeteilt, dass solche Symptome mit einer geringen Vergiftungsdosis vereinbar sind. Und rückblickend glaubt Nawalny, dass die Symptome 'absolut dieselben' waren wie die, unter denen er Wochen später leiden würde. 'Ich konnte diese Punkte nicht verbinden. Jetzt merke ich, wie schlimm sie war, was es war, was für ein schreckliches, schreckliches Gefühl sie zu dieser Zeit hatte.'"
Erneut ein Stück Literatur, nichts wird bewiesen, auch nicht durch eine von CNN eingeholte medizinische "Ferndiagnose" – ein Schmarrn sondergleichen.
Und dann haben wir ja noch das medizinische Hauptereignis, das Nawalny am 20. August 2020 im Flieger ereilte und zur Notlandung in Omsk führte. CNN berichtete er, wie er Abend davor gegen 23 Uhr in der Velvet Bar des Hotels saß und einen Cocktail probierte, "der wirklich sehr, sehr schlecht war. Und ich trinke ein paarmal davon und stelle ihn einfach auf den Tisch und gehe zurück in mein Zimmer". Das könnte die Quelle der Vergiftung gewesen sein, meint Grozev. CNN hat noch viele andere Versionen aufgemacht: Nowitschok auf der Wäsche, die Nawalny im Hotel erledigen ließ, auf dem Handtuch im Zimmer, dem Kopfkissen, Kissenbezug, im Shampoo. Sie vergaßen Kamm, Hauslatschen, Schuhe, Lichtschalter, Fernbedienung, Telefonhörer, Schrank-, Tür-, Fenstergriffe, Schubladen, Menue- und Zimmermappe und Schlüpfer.
Denn dank Inspektor Nawalny wissen wir jetzt, dass das Gift in seinem Schlüppi war. Er hat ja am Telefon seinen Attentäter vernommen, der ohne Umstände gestand. Als Beobachter stellt sich mir die Frage: Trug Nawalny auf seiner mehrtägigen Sibirien-Reise immer nur eine Schlüpfer? Wenn ja, ist es eine ziemlich eklige Vorstellung! Dazu kommt, dass er es so seinen fiktiven Vergiftern wirklich leicht machte. Sonst hätten die ja alle seine Schlüppis, die er mithatte, kontaminieren müssen. Sie konnten ja nicht wissen, welchen er anziehen würde. Eine Schlüppi-Kontaminierung par excellence sozusagen im Tomsker Hotel Xander – so ganz ohne Nowitschok-Risiken und Nebenwirkungen. Wer das glaubt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
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