Gastbeitrag: Abstand ist das Gebot der Stunde

Dieses Wochenende planen die "Querdenker" einen massiven Protestzug in Berlin – notfalls ohne Genehmigung. Thomas Pörschke, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft, sieht die Bewegung mit Sorge. Gleichzeitig warnt er davor, dass Verbote und Bußgelder den Dialog ersetzen.

ein Gastbeitrag von Thomas Pörschke, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft für BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Es ist eine diffuse Sammlungsbewegung, die sich in diesen Wochen anschickt, auf den Straßen Berlins zu protestieren: Anhänger alternativer Heilmethoden, Skeptiker, Funktionäre neonazistischer und völkisch-nationalistischer Parteien, selbst ernannte "Querdenker", Impfgegner, Publizisten und Youtuber. Geeint in dem Willen, gegen die Regierung vorzugehen, die etliche von ihnen längst als "Merkel-Diktatur" schmähen und von der einige meinen, sie sei Teil einer groß angelegten Verschwörung. Sogar vor der Gefahr eines "Corona-Faschismus" meinte kürzlich ein Bekannter mich und andere in einem Facebook-Beitrag warnen zu müssen.

Es ist diese Maßlosigkeit, die viele mit dem Kopf schütteln lässt. Und doch irrt die SPD-Vorsitzende Saskia Esken, wenn sie unterschiedslos von "COVIDioten" spricht. Mit fortschreitender Dauer der Pandemie – ja, es handelt sich um eine solche – und der gegen sie gerichteten Maßnahmen wachsen auch Unsicherheit und kritische Rückfragen. Die jeweiligen Regierungen der Länder und die sie tragenden demokratischen Parteien sind – wie auch der Bund – unverändert gehalten, ihre als richtig erkannten Gesundheitsmaßnahmen zu erläutern und bei Bedarf anzupassen.

Verbote und Bußgelder ersetzen keinen Dialog.

Kein Verständnis habe ich aber für Personen, die aus Gleichgültigkeit oder trotziger Ignoranz Hygienekonzepte unterlaufen und das Tragen einer Maske grundsätzlich verweigern. Die Mund-Nasen-Bedeckung ist bei aller Unzulänglichkeit und mancherlei Unbequemlichkeit eines der einfachsten Mittel, das Infektionsrisiko mit dem Virus SARS-CoV-2 zu minimieren. Wer Alltagsmasken als "Maulkorb" verhöhnt und vor laufenden Kameras demonstriert, wie unwichtig ihm oder ihr räumliche Distanz ist, handelt unverantwortlich.

Auch politisch gilt unverändert: Abstand halten ist das Gebot der Stunde.