Malta: Tausende fordern "Gerechtigkeit" für ermordete Journalistin vor Amtssitz des Premierministers

Mehrere tausend Menschen marschierten am Sonntag durch die Straßen von Valletta, um Gerechtigkeit für die ermordete Daphne Caruana Galizia zu fordern. Die Journalistin war im Oktober 2017 durch eine Autobombe getötet worden, nachdem sie über Korruption hochrangiger maltesischer Politiker und von Wirtschaftskreisen berichtet hatte. Mehrere Politiker sind bereits zurückgetreten. Auch Premierminister Joseph Muscat kündigte an, im Januar zurückzutreten. Doch die Protestler wollen Gerechtigkeit.

Zuvor waren Muscats Stabschef, Keith Schembri, sowie der Tourismusminister, Konrad Mizzi, zurückgetreten. Sie sollen beide Bestechungsgelder von dem schwer-reichen Unternehmer Yorgen Fenech angenommen haben. Letzterer ist laut einem Zeugen auch der Drahtzieher hinter dem Mordanschlag. Die beiden Minister sollen über Firmen in Panama täglich Tausende Euros von Fenechs Firma 17 Black erhalten haben. 

Die Demonstranten riefen am Sonntag im Chor "Mafia", "Gerechtigkeit" und "Gefängnis". Sie fordern den sofortigen Rücktritt des Premierministers. Zwar soll dieser nicht direkt in die Korruption verwickelt gewesen sein, aber das Klima der Straffreiheit dafür geschaffen haben, meinen Demonstranten. Deshalb zog die Protestmenge auch vor seinen Amtssitz, die Auberge de Castille, um ihn zum sofortigen Abtritt zu bewegen. Gestern gelang es sogar rund 30 von ihnen, den Amtssitz zu stürmen. 

Muscats Büroleiter und engster Helfer, Keith Schembri, wurde zwar zunächst verhaftet, aber Anfang Dezember ohne Anklage freigelassen. Drei Männer, denen die Detonation der Bombe vorgeworfen wird, werden vor Gericht gestellt. Aber es ist noch unklar, wer das Attentat angeordnet hat. Der milliardenschwere Geschäftsmann Yorgen Fenech wurde im Zusammenhang mit dem Mord angeklagt, leugnet aber jede Beteiligung.