Italien: Rechtsradikales Waffenarsenal ausgehoben – Mainstream verdreht Geschichte

Zahlreiche Waffen, darunter Maschinengewehre, Bajonette und eine funktionsfähige 800 Kilogramm schwere Luft-Luft-Rakete, gehören zu dem Waffenarsenal eines Netzwerks Rechtsextremer mit Kontakten zu Glaubensbrüdern in der Ukraine, das die italienische Polizei gestern in Turin ausgehoben hat. Der Fund machte schnell Schlagzeilen, allerdings kam es in zahlreichen internationalen wie deutschsprachigen Medien zu faktenfreien Verdrehungen.

Die italienische Polizei schrieb am 16. Juli in ihrer Mitteilung unmissverständlich:

Die polizeiliche Aktion, die im Juli 2018 mit der Überwachung von Telefongesprächen und weiterer digitaler Daten begann, geht auf die Aktivitäten von Personen zurück, die mit politischen Bewegungen der Ultrarechten verbunden waren und in der ukrainischen Region Donbass gegen Unabhängigkeitskämpfer gekämpft hatten."

Es ist kein Geheimnis, dass auch rechtsradikale Bataillone gegen den Aufstand im ukrainischen Donbass gekämpft haben und dass besonders die ukrainischen Regierungsgegner, oft Separatisten genannt, als Erzfeinde jener rechtsradikalen Gruppierungen gelten.

In zahlreichen deutschsprachigen sowie internationalen Medien, die sich explizit auf den Polizeibericht bezogen, wurde die Sachlage teilweise völlig verdreht.

So schreibt der Spiegel"Sie sei ukrainischen Separatisten zum Verkauf angeboten worden."

Ähnlich heißt es bei der Welt: "Der Einsatz richtete sich demnach gegen rechtsextreme Italiener, die verdächtigt werden, in der Ostukraine auf Seite pro-russischer Rebellen gekämpft zu haben."

Die deutsche Nachrichtenagentur dpa, deren Meldung viele deutsche Medien ungeprüft übernommen hatten, hat mittlerweile eine Richtigstellung veröffentlicht: 

Berichtigung: Die Überschrift wurde allgemeiner gefasst; Die Rakete wurde nicht ukrainischen Separatisten angeboten

Doch bislang fand diese Berichtigung kein Widerhall in den Artikeln der besagten deutschen Medien. Wie jene Medien und Agenturen überhaupt zu dem Schluss kamen, dass die verantwortlichen Rechtsextremisten, entgegen der Darstellung im Polizeibericht, mit "pro-russischen Separatisten" zusammenarbeiten würden, ist unklar.

Erschreckend ist der Fund allemal. Sichergestellt wurden bei den Durchsuchungen: "Neun kriegstaugliche Sturmgewehre, eine kriegstaugliche Maschinenpistole, drei Jagdgewehre, sieben Pistolen, sechs Teile kriegstaugliches Waffenzubehör (Verschlüsse, Magazine, Gewehrläufe, Gewehrschäfte), 20 Bajonette, 306 Teile kriegstaugliches Waffenzubehör für Jagdwaffen (Magazine, Gewehrläufe, Verschlüsse, Schalldämpfer, Zielfernrohre), 831 Stück Munition diversen Kalibers.

Außerdem fanden die Ermittler in einem Lagerhaus bei Pavia eine Luft-Luft-Rakete des Typs Matra S530 sowie zahlreiche rechtsextreme Gegenstände wie Hakenkreuze. Drei Männer, zwei Italiener und ein Schweizer, die für den Besitz von Kriegs- und Schusswaffen verantwortlich sind, wurden verhaftet. 

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