Wagenknecht vs Weidel - Zwei kritische Reden zum heutigen Europa aus linker und rechter Sicht

Gestern ist der Deutsche Bundestag anlässlich des 55. Jahrestags der Unterzeichnung des Élysée-Vertrags zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Mit einer Resolution sollten das deutsch-französische Freundschaftsbündnis vertieft und der Freundschaftsvertrag von 1963 erneuert werden. Zwei Damen waren mit einem "Weiter so" in Europa aber nicht einverstanden: Sahra Wagenknecht für die Linke und Alice Weidel für die AfD. Wir zeigen Ihnen beide Redebeiträge in voller Länge.

Wagenknecht erklärte, dass sich immer mehr Menschen von diesem Europa abwenden, in dem "Großbanken und Konzerne den Ton angeben, während die Mittelschicht Wohlstand verliert, die Armut wächst und ein Teil der jungen Generation keine Zukunft mehr hat". Dieses Europa sei weit von dem entfernt, wie es eigentlich geplant war. Es sei ein deutsches Europa und nicht das einst erträumte, "in seiner Vielfalt und kulturellen Unterschiedlichkeit einige Europa, ein Europa souveräner Demokratien": Es sei ein "Europa, das aus Brüssel oder Berlin regiert wird und Parlamente entmachtet".

Eine Aushöhlung der nationalen Souveränität sah auch Alice Weidel. In diesem heutigen Europa verliere "Deutschland seine nationale Selbstbestimmung und werde zum Zahlmeister für andere Länder gemacht", erklärte sie.

Die AfD-Fraktion im Bundestag hat zudem angekündigt, den anstehenden Élysée-Feierlichkeiten fernzubleiben. Hintergrund ist die Ausgrenzung der Partei bei der Ausarbeitung einer gemeinsamen Resolution des Bundestags und der französischen Nationalversammlung, heißt es in einer Presseerklärung der Fraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Alexander Gauland. Diesbezüglich gab es noch eine Gemeinsamkeit zwischen den Rechtskonservativen und den Linkssozialisten: Auch die Linksfraktion war von der Ausarbeitung der Resolution ausgeschlossen worden.