Bundeskanzlerin Angela Merkel verlässt ihr Amt Ende September als einer der dienstältesten deutschen Regierungschefs und als globales Schwergewicht. Ihr Vermächtnis wird wahrscheinlich eher durch ihr Management einer Reihe von Krisen definiert werden, die ein fragiles Europa erschütterten, als durch irgendwelche Visionen für ihr Land.
In 16 Jahren an der Spitze der größten europäischen Volkswirtschaft hat Merkel unter anderem die Wehrpflicht abgeschafft, den Ausstieg aus der Kernenergie beschleunigt, die Beendigung der Kohleverstromung auf den Weg gebracht, die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ermöglicht und Vergünstigungen für Väter eingeführt, die sich um ihre Kinder kümmern wollen.
Ihre erste Bewährungsprobe bestand Merkel 2008, als sie den Deutschen auf dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise sagte, dass ihre Ersparnisse sicher seien. In den folgenden Jahren spielte sie eine führende Rolle bei den Bemühungen, die Euro-Währung vor der Schuldenkrise zu retten, die mehrere Mitgliedsstaaten erfasst hatte.
Im Jahr 2015 war Merkel das Gesicht einer einladenden Haltung gegenüber Migranten, die zu Tausenden aus Syrien und anderen Ländern über den Balkan flohen. Sie ließ Hunderttausende von ihnen einreisen und bestand darauf, dass der Zustrom bewältigt werden könne, stieß dabei aber sowohl im eigenen Land als auch bei den europäischen Partnern auf Widerstand.
Am Ende ihrer Karriere stand das deutsche Management der COVID-Krise im Vordergrund, bei welcher Merkels Rolle von der Gesellschaft gemischt bewertet wird. Seit Beginn der Krise erschütterten heftige regierungskritische Demonstrationen die Politik, zudem kam es zur Formung neuer Parteien und Aktionsbündnisse. Eine große Zahl der Deutschen fühlt sich in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt. Merkel hinterlässt das Land gespaltener, als sie es übernahm.
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