Erdoğan an EU: "Wir wollen euer Geld nicht"

Im Streit um die neue Flüchtlingswelle greift der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan tief in seine rhetorische Schatztruhe. Das Angebot der EU, dass die Türkei im Gegenzug für frische Gelder die Flüchtlinge von einem Grenzübertritt abhält, lehnte er scharf ab.

Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem bulgarischen Ministerpräsidenten Bojko Borissow wies der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan am Montag das Angebot der EU scharf zurück, im Gegenzug für weitere Zahlungen an die Türkei den Flüchtlingsstrom in Richtung EU-Grenzen wieder einzudämmen.

Sie sagen, wir werden euch eine Milliarde Euro schicken. Wen versucht ihr zu betrügen? Wir möchten dieses Geld nicht", erklärte Erdoğan.

Der türkische Staatschef beklagte sich, dass die Mehrzahl der EU-Staaten sich nicht um das Schicksal der Flüchtlinge kümmern würde, die jetzt angeblich aus Idlib in Richtung Türkei strömen. Er erinnerte daran, dass die Türkei "wegen des Syrien-Konfliktes" bereits mehr als vier Millionen Syrer aufnahm. Die EU-Mitgliedsstaaten würden die Lage immer noch nicht verstehen, in der sich die Türkei befindet. 

Erdoğan sagte, die Türkei hätte die Bestimmungen des Flüchtlingspaktes zwischen der Türkei und der EU buchstabengetreu eingehalten, die EU jedoch würde sich einer gerechten Lastenverteilung verweigern. Die EU würde gegenüber der Türkei Doppelstandards anwenden.

Die Türkei habe in den letzten Jahren mehr als 40 Milliarden Dollar für Flüchtlinge ausgeben müssen.

Ihr hattet versprochen, innerhalb eines Jahres sechs Milliarden Euro an die Türkei zu zahlen, aber nicht an uns, nicht an [die Regierung], sondern an zivilgesellschaftliche Organisationen. Und: Haben sie [das Geld] gegeben? Nein", behauptete Erdoğan.

Keiner habe das Recht, mit der "Ehre" der Türkei "zu spielen". 

Er behauptete, dass das griechische Militär gestern zwei Flüchtlinge getötet hätte.

Die EU habe keinen Respekt vor dem internationalen Recht auf Migration. Die Verantwortlichen würden meinen, so Erdoğan, dass die Türkei, die schon seit neun Jahren die syrischen Flüchtlinge beherbergt, das nun viele weitere Jahre tun würde. Der türkische Staatschef erklärte, dies sei nicht der Fall.