Während des Kalten Krieges: USA erwogen heimliche Stationierung von Atomwaffen in Island

Das nationale Sicherheitsarchiv der USA veröffentlichte ehemals geheime Dokumente, aus denen hervorgeht, dass die Vereinigten Staaten Atomwaffen in Island stationieren wollten. Aus Sorge, dass Island sich von der NATO abwenden könnte, wurde das Vorhaben aufgegeben.

Bis zum Jahr 1944 gehörte Island zu Dänemark. Der Staat Island unterhält heute nur wenige militärische Einheiten. Im Jahr 1949 trat Island dem Bündnis der NATO bei, allerdings unter der Bedingung, dafür keine eigenen Streitkräfte aufstellen zu müssen.

Von einem geheim gehaltenen Projekt der USA, auf Island in den 50er Jahren Atomwaffen zu stationieren, wussten die Isländer allerdings bis dato nichts. Seinerzeit fiel Island, im Nordatlantik gelegen, nach Ansicht der Vereinigten Staaten eine geographisch-strategisch besondere Rolle im Kalten Krieg gegen die Sowjetunion zu.

Von hier aus sollten sowjetische U-Boote abgewehrt werden. Allerdings herrschte unter der isländischen Bevölkerung eine tief verankerte Abneigung bezüglich einer Stationierung von Atomwaffen. 

In dem Dokument des Nationalen Sicherheitsarchivs der USA heißt es:

Ende der 1950er Jahre befahl die US-Marine den Bau einer Einrichtung zur Lagerung von Atombomben, eines Advanced Underseas Weapons (AUW) Shop am Rande des Flughafens Keflavík. Die AUW-Anlage wurde von örtlichen isländischen Arbeitern gebaut, die dachten, sie solle Torpedos beherbergen.

Die US-Atomwaffen hätten zur Verteidigung von US-Schiffen und Flugzeugen gegen sowjetische U-Boote eingesetzt werden können. Zu groß aber erschien den USA schließlich die Sorge vor Protesten der isländischen Bevölkerung, die auch bei anderen NATO-Partnern hohe Wellen hätten schlagen können. 

Die folgende Kehrtwende wird aus einem Brief des damaligen US-Botschafters in Island, Tyler Thompson, aus dem Jahr 1960 deutlich. Die im Brief enthaltenen Hinweise auf Island wurden allerdings geschwärzt.

Auch heute liegt Island wieder militärstrategisch im Fokus. Gerne würden die Vereinigten Staaten die NATO-Luftwaffenbasis Keflavík modernisieren und erneut für sich nutzen. In der Begründung wird auf eine angebliche russische Bedrohung durch den Ukrainekonflikt verwiesen. Die U-Boote Russlands könnten durch ihren technischen Fortschritt leicht die Ostküste der Vereinigten Staaten erreichen oder die transatlantischen Tiefseekabel sabotieren.