Bolivien: Moskau will bis Wahlen mit Jeanine Áñez zusammenarbeiten

Das russische Außenministerium betrachtet die Situation in Bolivien als Staatsstreich. Moskau will dennoch bis zu den offiziellen Neuwahlen mit der ehemaligen zweiten Vizepräsidentin des bolivianischen Senats Jeanine Áñez zusammenarbeiten.

Der stellvertretende russische Außenminister Sergei Rjabkow merkte jedoch am Donnerstag auch an, dass Russland immer noch besorgt über die poltische Krise in Bolivien sei, und betonte, dass Moskau sich Sorgen über des Fehlen eines parlamentarischen Quorums mache. Die Oppositionspolitikerin Jeanine Áñez hat sich ohne Abstimmung zur "Interimspräsidentin" Boliviens erklärt.

Unter dem Beifall der oppositionellen Abgeordneten erklärte Áñez am Dienstag:

Durch die endgültige Abwesenheit des Präsidenten und Vizepräsidenten übernehme ich als Vorsitzende der Senatorenkammer, wie es in der verfassungsmäßigen Ordnung vorgesehen ist, sofort die Präsidentschaft.

Der gewählte bolivianische Präsident Evo Morales war am Sonntag zum Rücktritt gezwungen worden, nachdem er zuvor Neuwahlen verkündet hatte. In Mexiko erhielt er politisches Asyl. Bei einer Pressekonferenz in Mexiko forderte er die Polizei und das Militär in seiner Heimat zur Zurückhaltung auf, um Blutvergießen zu vermeiden. Morales erklärte erneut, dass das Klima der Gewalt im Land einer der Faktoren war, die ihn dazu bewogen hatten, seinen Posten als Präsident aufzugeben.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums Marija Sacharowa betonte, dass "Áñez als Führerin Boliviens wahrgenommen wird", wenn auch nur "bis zu den Wahlen" . "Es geht nicht darum, das, was in Bolivien passiert ist, als legitimen Prozess anzuerkennen", sagte die Sprecherin. "Über legitime Macht in Bolivien kann man erst nach den Wahlen sprechen", so betonte Sacharowa.

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