Syrien-Invasion: Türkei verlangt von NATO Solidarität

Die Türkei verlangt angesichts ihrer umstrittenen Militäroffensive in Syrien von der NATO ein "klares und deutliches" Bekenntnis der Solidarität. Das machte der türkische Außenminister bei einem Besuch des NATO-Generalsekretärs in Istanbul deutlich und warf der Allianz gleichzeitig Heuchelei vor.

In einer Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu am Freitag:

Im Rahmen des Grundsatzes der Unteilbarkeit der Sicherheit ist es unsere natürlichste und legitimste Erwartung, dass sich unsere Alliierten mit uns solidarisieren. Es reicht also nicht zu sagen: 'Wir verstehen die legitimen Sorgen der Türkei.' Wir wollen diese Solidarität klar und deutlich sehen.

Die Militäroffensive, die seit Mittwochnachmittag läuft, richtet sich gegen die kurdische YPG-Miliz, die auf syrischer Seite der Grenze ein großes Gebiet kontrolliert. Die Türkei sieht in ihr einen Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und damit eine Terrororganisation. Die Offensive war international auf scharfe Kritik gestoßen.

Stoltenberg sagte, er habe seine "ernsten Bedenken hinsichtlich einer Destabilisierung der Region" geteilt und die türkische Regierung gebeten, "zurückhaltend zu agieren". Er betonte, die Türkei sei ein starker und wichtiger NATO-Verbündeter. Kein Verbündeter habe mehr unter Terroranschlägen gelitten als die Türkei. Die transatlantische Allianz sei der Sicherheit der Türkei stark verpflichtet.

Wir sind hier, um die Türkei zu beschützen und auch, um uns selbst zu beschützen.

Çavuşoğlu verteidigte die Offensive. Er argumentierte, wenn schon jeder einsehe, dass die Sorgen der Türkei "legitim" seien, dann müsse auch der Kampf gegen den Verursacher der Sorgen legitim sein. "Ihr habt diese Terrororganisation mit Waffen ausgestattet und sie ausgebildet. Das ist nicht mein Problem. Das ist in Wahrheit deine Doppelmoral", fügte er hinzu.

Damit bezog sich Çavuşoğlu auf die Zusammenarbeit der USA mit den YPG-Milizen im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Türkei hat regelmäßig scharf kritisiert, dass die Kurdenmilizen von den USA Waffen und Training bekamen. Am Freitagnachmittag soll Stoltenberg Präsident Recep Tayyip Erdoğan treffen.

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(rt deutsch/dpa)