Berlin pikiert: Pompeo reist lieber nach Bagdad

Eigentlich war am Dienstag der erste Amtsbesuch von US-Außenminister Mike Pompeo in Deutschland geplant. Er hätte sich mit seinem Amtskollegen Heiko Maas und Bundeskanzlerin Angela Merkel treffen sollen. Doch statt nach Berlin reiste Pompeo nach Bagdad und ließ die Deutschen im sprichwörtlichen Regen stehen.

Noch während sich Kanzlerin Merkel und ihr Außenminister auf den Besuch des Gasts aus den USA vorbereiteten, saß dieser bereits im Flugzeug in den Irak. Die US-Botschaft in Berlin informierte das Kanzleramt erst spät darüber, dass es am Dienstag zu keinem Treffen mit Pompeo kommen wird. Die Absage erfolgte "aufgrund dringender Angelegenheiten", doch der US-Außenminister freut "sich schon darauf, bald nach Berlin zu kommen". 

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Im Irak traf sich Pompeo mit Ministerpräsident Adel Abdul Mahdi, um die Sorgen der Vereinigten Staaten von Amerika um die irakische Souveränität aufgrund "steigender iranischer Aktivität" zum Ausdruck zu bringen. Gegenüber Journalisten, die den US-Außenminister auf der Reise in den Irak begleiteten, sagte er:

Ich wollte nach Bagdad gehen, um mit der Führung dort zu sprechen, um ihnen zu versichern, dass wir weiterhin bereitstehen, um sicherzustellen, dass der Irak eine souveräne, unabhängige Nation ist.

Nach dem Treffen mit Ministerpräsident Mahdi sagte er:

Wir haben mit ihnen darüber gesprochen, wie wichtig es ist, dass der Irak in der Lage ist, die Amerikaner in ihrem Land angemessen zu beschützen. Beide versicherten, dass sie verstanden haben, dass das ihre Verantwortung sei.

Damit nahm Mike Pompeo explizit Bezug auf die vagen Warnungen des israelischen Geheimdienstes Mossad, die am 15. April in Washington übermittelt wurden. Darin hieß es, dass der Iran Angriffe auf US-Ziele im Mittleren Osten planen könnte.

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In Deutschland hingegen ist der Frust über die so kurzfristige Absage spürbar. Der FDP-Bundestagsabgeordnete Alexander Graf Lambsdorff sagte gegenüber dem Südwestrundfunk, dass solch eine Absage "hochgradig unüblich" sei. Peter Beyer, Koordinator für die transatlantischen Beziehungen der Bundesregierung, versuchte die Absage gegenüber der Rhein-Neckar-Zeitung noch schönzureden:

Wenn die Amerikaner sagen, dass es – und das ist korrekt – um eine dringende Frage der internationalen Sicherheit geht, dann ist es richtig, dass Pompeo sich dieser Frage widmen muss.

Dennoch musste Beyer einräumen, dass es "schon bessere Zeiten im transatlantischen Verhältnis" gab.

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