WikiLeaks wirft Ecuador "flächendeckende Überwachung" von Julian Assange vor

Die Enthüllungsplattform WikiLeaks hat Ecuador vorgeworfen, eine rechtswidrige Totalüberwachung von Julian Assange in der Londoner Botschaft gestartet zu haben. Diese Operation diene demnach dem Zweck, den WikiLeaks-Gründer aus der Botschaft abzuschieben.

WikiLeaks-Chefredakteur Kristinn Hrafnsson erklärte auf einer Pressekonferenz in London, man sei auf die Überwachung aufmerksam geworden, nachdem jemand in Spanien versucht habe, Videos und Fotos von Assange für drei Millionen Euro zu verkaufen. Nach den Worten von Hrafnsson seien selbst vertrauliche Gespräche zwischen Assange und seinen Ärzten und Anwälten mit hochauflösenden Videokameras und Mikrofonen aufgezeichnet worden:

Wir wissen, dass es eine Anfrage gegeben hat, Besuchsprotokolle und Videoaufnahmen der Sicherheitskameras aus der Botschaft auszuhändigen.

Hrafnsson vermutet, dass diese Informationen an die Administration von US-Präsident Donald Trump hätten übergeben werden sollen.

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Fidel Narvaez, ehemaliger Konsul Ecuadors in der Londoner Botschaft, warf auf der WikiLeaks-Pressekonferenz der Regierung in Quito vor, Assange seit März 2018 systematisch zu isolieren. Ihm sei nicht nur der Zugang zum Internet gekappt worden, die Regierung entscheide auch, wen er sehen dürfe und wen nicht. Das Schicksal von Assange hänge nun von der internationalen Solidarität ab.

Ecuador beschützt Assange nicht mehr", sagte Narvaez und fügte hinzu, dass die ecuadorianische Regierung alles Mögliche unternehme, um sein Asyl zu beenden. 

Er mutmaßte außerdem, dass der ecuadorianische Präsident Lenin Moreno Assanges Angelegenheit als einen Vorwand auszunutzen versuche, um einen Korruptionsskandal zu vertuschen, in den er und seine Familie verwickelt seien. Darüber hinaus behauptete Narvaez, Ecuador würde sogar Gerüchte forcieren, laut der Assange Morenos Handy gehackt haben soll – trotz der fehlenden Beweislage und des mangelnden Internet-Zugangs für Assange.

WikiLeaks befürchtet, dass die neue Regierung unter Präsident Lenin Moreno in absehbarer Zeit Assanges Asyl in der Botschaft beenden wird. Im Fall einer Ausweisung droht dem gebürtigen Australier die sofortige Festnahme durch die britische Polizei. Möglich ist dann eine Auslieferung an US-Behörden. WikiLeaks befürchtet, dass die USA Assange wegen der Enthüllung brisanter Informationen den Prozess machen und ihn womöglich lebenslang hinter Gitter bringen wollen. 

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(dpa/rt deutsch)