"Wir werden sie vernichten!" Griechenland droht NATO-Verbündetem Türkei im Streit um Ägäische Inseln

Führende griechische Militärs warnten die Türkei ungewöhnlich scharf und drohten gar mit Gewalt, sollten türkische Truppen es wagen, auf einer der umstrittenen Inseln in der Ägäis zu landen. Aber auch Ankara nimmt in dieser Sache kein Blatt vor den Mund.

Als Reaktion auf die Verletzungen des griechischen Luftraums durch türkische Jets über der Ägäis warnte Verteidigungsminister Panos Kammenos Ankara davor, die territoriale Integrität Griechenlands zu verletzen, und drohte sogleich härteste Vergeltungsmaßnahmen an:"Wenn sie den geringsten Zug machen, werden wir sie vernichten." Er beteuerte auch, dass Athen Frieden und Harmonie wolle, aber es werde keinen einzigen Zentimeter seines Landes hergeben.

Als der Minister die Drohung äußerte, war er gerade zu Besuch bei einem militärischen Außenposten auf der kleinen ägäischen Insel Leros. Die kriegerische Rhetorik könnte also auch von der Absicht herrühren, die Moral der eigenen Truppen zu erhöhen. Aber auch Admiral Evangelos Apostolakis, der Chef des griechischen Generalstabs, schlug einen ähnlichen Ton an.

"Wenn die Türken auf einer felsigen Insel landen, werden wir sie dem Erdboden gleichmachen. Das ist eine rote Linie, die von der Regierung vertreten wird", erklärte Apostolakis. Er erklärte, dass eine militärische Konfrontation mit der Türkei möglich sei, sagte aber: "Zusammen mit den USA und der Europäischen Union wollen wir sicherstellen, dass die Türken diesen Punkt nicht erreichen."

Vor diesen Aussagen hat das griechische Militär erklärt, dass zwei türkische F-16-Jets am Donnerstag die Insel Kastelorizo in der östlichen Ägäis überflogen hätten – und das nur Minuten, nachdem ein Hubschrauber mit dem griechischen Verteidigungsminister Panos Kammenos auf dem Weg nach Athen durch das Gebiet geflogen war.

Die Türkei werde jedoch "keine vollendeten Tatsachen in der Ägäis und im Mittelmeerraum zulassen", so General Hulusi Akar, Chef des türkischen Generalstabs. Es gebe keine Möglichkeit, dass die Türkei "von den Rechten unseres Landes und unseres Volkes" lasse, erklärte er.

Obwohl Griechenland und die Türkei offiziell NATO-Verbündete sind, verbindet sie eine ereignisreiche Geschichte, in der beide Länder bereits oft aneinandergeraten sind. Die heutige Republik Türkei wurde 1923 nach einem blutigen Krieg mit Griechenland und den Westmächten gegründet.

Die Feindseligkeit zwischen Athen und Ankara hielt mehrere Jahrzehnte lang an und erreichte ihren Höhepunkt während der Zypern-Krise, die 1974 nach dem Einmarsch türkischer Truppen in den Norden der Insel fast ein Krieg zwischen den beiden Nationen ausbrach.

Derzeit streiten sich Griechenland und die Türkei gleich über mehrere Punkte, die die Ägäis betreffen. Das Meer ist mit Dutzenden kleiner Inseln übersät, was die Abgrenzung der Seegrenze besonders schwierig macht. In den letzten Jahren fanden mehrere Zusammenstöße zwischen Kriegsschiffen beider gut gerüsteter Länder statt, ebenso wie zahlreiche Begegnungen zwischen türkischen und griechischen Jets in der Luft.

Beide Länder haben bereits in der Vergangenheit mehrfach versucht, sich in dieser Frage zu einigen. Bisher jedoch ohne Erfolg.