Straßenumbenennung durch türkische Behörden: US-Botschaft bald an der "Malcolm-X-Avenue"

Dass die Beziehungen zwischen Ankara und Washington angespannt sind, beweist der Schritt der Türkei, genau die Straße umzubenennen, an der die neue US-Botschaft in der türkischen Hauptstadt derzeit errichtet wird.

Staatlichen türkischen Medien zufolge hat die Stadtverwaltung Ankaras die Straße, an der derzeit die US-Botschaft gebaut wird, nach dem verstorbenen US-amerikanischen Bürgerrechtler Malcolm X umbenannt. Zuvor hatte die Stadtverwaltung den Namen der Straße umbenannt, an der die derzeitige US-Botschaft steht – und zwar in "Olivenzweig" (auf Englisch: Olive Branch), derselbe Name, den auch eine türkische Militäroffensive in Syrien trug.

Obwohl beide Staaten NATO-Mitglieder sind und militärisch zusammenarbeiten, stört es die Türkei, dass die USA kurdische Kräfte wie die YPG unterstützen, die die Türkei als Terroristen betrachtet. Warum aber gerade Malcolm X ausgewählt wurde, der sinnbildlich für die Probleme zwischen Weißen und Schwarzen in den USA steht, bleibt jedoch offen. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan erklärte dazu laut der Stadtverwaltung lediglich:

Wir werden seinen Namen in Ankara weiterleben lassen.

Bei seinem letzten Besuch in den USA hatte Erdoğan die Töchter von Malcolm X in New York getroffen.

Der Schritt der Straßennamensänderung wirkt etwas rätselhaft, weil erst am vergangenen Freitag ein türkisches Gericht den Hausarrest und die Ausreisesperre des US-Pastors Andrew Brunson aufgehoben hat.

Der Fall Brunson hatte ein schweres Zerwürfnis zwischen Washington und Ankara ausgelöst. Um die Freilassung des Pastors zu erreichen, hatte US-Präsident Donald Trump im August Sanktionen und Strafzölle verhängt, die Türkei reagierte mit Gegenmaßnahmen. Die türkische Lira brach daraufhin auf historische Tiefstände ein, die Währungskrise dauert auch Wochen später noch an.

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