Attacken wie bei 9/11? Saudi-Arabien eskaliert den Konflikt mit Kanada

Saudi-Arabien verschärft den Konflikt mit Kanada: Der kanadische Botschafter wird ausgewiesen, Handelsabkommen ausgesetzt. Unterdessen erscheint auf einem saudischen Twitter-Konto ein Foto, das als Terror-Drohung in Richtung Kanada verstanden werden kann.

Saudi-Arabien hat den diplomatischen Konflikt mit Kanada eskaliert. Am Sonntag kündigte das Königreich an, seinen Botschafter aus Ottawa zurückzurufen, der kanadische Botschafter in Riad wurde gleichzeitig angewiesen, binnen 24 Stunden das Land zu verlassen. Handels- und Investitionsabkommen mit Kanada wurden ausgesetzt.

Am Montag folgte die Ankündigung der staatlichen Fluglinie des Landes, Saudia, vom 13. August an die Flüge nach Toronto auszusetzen.

Wirbel um mögliche Anspielung auf 9/11

Auslöser der gegenwärtigen Krise war die Kritik der kanadischen Außenministerin Chrystia Freeland und der kanadischen Botschaft in Riad an erneuten Festnahmen von Frauenrechtsaktivistinnen. Das saudische Außenministerium wies diese als unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten Saudi-Arabiens zurück. Freeland bekräftigte am Montag ihre Kritik:

Ich sage das ganz deutlich: Kanada wird sich immer für Menschenrechte einsetzen, und Frauenrechte sind Menschenrechte.

Mehr zum Thema - 9/11-Terror: US-Gericht lässt Klage von Opferangehörigen gegen Saudi-Arabien zu

Eine bizarre Note erhielt der Streit nun durch einen bedrohlichen Tweet, den eine saudische Gruppe namens Infographic KSA veröffentlicht hatte. Ein Foto, das - angelehnt an die Anschläge des 11. September 2011 ("9/11") - ein Flugzeug zeigt, das auf den Fernsehturm von Toronto zufliegt, wird von bedrohlichen Botschaften begleitet:

Man steckt seine Nase nicht dahin, wo sie nicht hingehört!

Weiter heißt es:

Wie lautet das arabische Sprichwort? 'Wer sich in Dinge einmischt, die ihn nichts angehen, wird unerfreuliche Dinge erleben.'

Regierung veranlasste Schließung des Accounts

Nach zahlreichen kritischen Kommentaren auf Twitter, die auch auf die saudische Rolle bei den Anschlägen vom 11. September 2001 Bezug nahmen, zog Infographic KSA die Nachricht schließlich zurück und veröffentlichte eine Entschuldigung, in der es hieß, man habe nur die Heimreise des kanadischen Botschafters illustrieren wollen.

Nach Informationen der Daily Mail hat die saudische Regierung den Twitter-Account der Gruppe mittlerweile schließen lassen.

Rein wirtschaftlich hat Kanada vom Konflikt mit Saudi-Arabien nicht viel zu befürchten. Nur 0,2 Prozent der kanadischen Exporte gehen in den Golfstaat. Die deutsche Bundesregierung, die für sich in Anspruch nimmt, Menschenrechte in Saudi-Arabien immer anzusprechen, hat es bisher vermieden, sich im Fall der verhafteten Aktivistinnen ähnlich deutlich zu positionieren wie Kanada.

Mehr zum ThemaRegierungspressekonferenz: Menschenrechte in Saudi-Arabien werden immer angesprochen