Medienberichte: Ex-Spion Skripal aus Klinik entlassen

Der vergiftete ehemalige russische Doppelagent Sergej Skripal ist aus dem Krankenhaus im südenglischen Salisbury entlassen worden. Das teilte die Klinik am Freitag der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge mit.

Es hieß, dass Sergej Skripal nach einem Giftanschlag wochenlang um sein Leben kämpfte. Nun ist er aus dem Krankenhaus entlassen worden. Es wird darüber spekuliert, ob nun auch er, wie seine Tochter Julia, an einen geheimen Ort gebracht wird.

Skripal und seine Tochter Julia waren am 4. März in der südenglischen Kleinstadt Salisbury bewusstlos auf einer Parkbank entdeckt worden. Sie sollen laut britischen Angaben mit dem Nervengift Nowitschok in flüssiger Form vergiftet worden sein. Spuren davon sollen an Orten entdeckt worden sein, die sie besucht hatten.

Die höchste Konzentration wollen britische Experten an einer Türklinke am Wohnhaus des Ex-Spions festgestellt haben. Julia Skripal wurde schon am 10. April aus dem Krankenhaus entlassen und befindet sich nach Angaben der britischen Behörden an einem "sicheren Ort". Den Kontakt zu einer Cousine in Russland und zur russischen Botschaft in London lehne sie ab, wie aus einer von Scotland Yard verbreiteten Mitteilung hervorging. Die diplomatische Vertretung Russlands zweifelt die Echtheit des Schreibens an.

Nowitschok war einst in der Sowjetunion produziert worden. Der Stoff war aber auch im Westen bekannt. Vor wenigen Tagen wurde publik, dass auch der Bundesnachrichtendienst (BND) sich vor mehr als 20 Jahren eine Nowitschok-Probe beschafft hat. London bezichtigt Moskau, hinter der Tat zu stecken, ohne jedoch konkrete Beweise vorzulegen. Der Kreml weist die Anschuldigungen zurück.

Das Attentat löste eine schwere diplomatische Krise aus. Zahlreiche Diplomaten wurden auf beiden Seiten ausgewiesen. Mit der Aufklärung des Mordversuchs an den Skripals beschäftigte sich auch die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) in Den Haag. Sie ließ Blutproben der Opfer und das verwendete Gift in unabhängigen Labors analysieren und bestätigte in einem Report die Ergebnisse britischer Experten bezüglich des chemischen Zusammensetzung des eingesetzten Giftes, ohne weiter ins Detail zu gehen. So äußerte sich die OPCW nicht dazu, woher das Gift kam und wer für den Anschlag verantwortlich ist. Auch der Begriff Nowitschok fällt in dem Bericht nicht.

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Nowitschok ist ein extrem gefährliches Nervengift. Toxikologen halten chronische Folgen und erst später auftretende Schäden für möglich. Skripal hatte früher für den russischen Militärgeheimdienst GRU gearbeitet und dem britischen MI6 Informationen weitergeleitet. Im Jahr 2004 flog seine Doppelagenten-Tätigkeit er auf. Er wurde in Russland zu 13 Jahren Lagerhaft verurteilt. Durch einen Gefangenenaustausch kam er 2010 nach Großbritannien.

(rt deutsch/dpa)