Frankreichs Außenminister: Paris will keinen Krieg gegen Russland führen

Frankreichs Außenminister betonte, dass sein Land keinen Krieg mit Russland führen wolle. Dies erfolgte wenige Tage nach Macrons Äußerungen auf einer Konferenz, in der er den möglichen Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine nicht ausgeschlossen hatte. Macron legte inzwischen nach und widersprach seinem Minister.

Nach den umstrittenen Äußerungen von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron über die mögliche Entsendung westlicher Bodentruppen in die Ukraine unterstrich der französische Außenminister Stéphane Séjourné, sein Land wolle keinen Krieg gegen Russland führen. "Alles, was wir unternehmen, dient dazu, den Krieg zu verhindern", sagte Séjourné am Freitag dem Sender France Inter. Séjourné erinnerte an das von Macron vorgegebene Vorgehen im Ukraine-Krieg: "Russland daran hindern, zu gewinnen, ohne Krieg gegen Russland zu führen – und in diesem Rahmen ist nichts ausgeschlossen".

Der französische Präsident hatte zum Abschluss einer Ukraine-Konferenz Anfang der Woche in Paris gesagt, die Entsendung westlicher Truppen in die Ukraine dürfe nicht ausgeschlossen werden. Derzeit gebe es jedoch "keinen Konsens" dazu. Die Überlegung hatte international für Irritationen gesorgt, zahlreiche EU-Länder erteilten ihr eine Absage, unter anderem Deutschland. Der Kreml warnte davor, dass ein Konflikt zwischen Russland und dem US-geführten NATO-Militärbündnis unvermeidlich wäre, wenn europäische NATO-Mitglieder Truppen in die Ukraine entsenden würden.

Auf France Inter verwies der französische Außenminister auf die Gefahr eines Zusammenbruchs der Ukraine und die damit einhergehenden schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen für die EU. "Wenn die Ukraine zusammenbricht, wird Russland 30 Prozent des Weizenmarktes beherrschen, was ihnen die Möglichkeit gäbe, uns auf den Märkten anzugreifen", sagte der französische Top-Diplomat. 

Trotz deutlicher Kritik hält Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an seinen Überlegungen zu Bodentruppen in der Ukraine fest. "Jedes Wort, das ich zu diesem Thema sage, ist abgewogen, durchdacht und besonnen", erklärte er bei der Eröffnung des Olympischen Dorfes in Paris gegenüber dem Sender BFMTV. Weiter wollte er sich dazu nicht äußern, da es nicht der Ort für "geopolitische Kommentare" sei. 

Dmitri Medwedew, ehemaliger Präsident und nun stellvertretender Vorsitzender des russischen Sicherheitsrats, unterstellte Macron gefährlichen Größenwahn und bezeichnete dessen Äußerung als Beispiel dafür, wie fehlerhaft das politische Denken des Westens geworden sei.

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