Ukranischer Verteidigungsminister: In Deutschland lebende Ukrainer sollen zurück und zur Armee

Die ukrainische Armee hat Probleme bei der Einberufung neuer Soldaten. Ukrainer, die im Ausland leben, bekommen bald Post von ihrem Verteidigungsminister. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, muss mit Sanktionen rechnen.

In Deutschland lebende wehrfähige Ukrainer sollen im kommenden Jahr die ukrainische Armee verstärken. Wer der Aufforderung nicht nachkommt, muss laut dem Verteidigungsminister mit Sanktionen rechnen. Bei der Suche der Ukraine nach zusätzlichen Soldaten will der neue Verteidigungsminister Rustem Umjerow kommendes Jahr auch im Ausland lebende Männer zum Wehrdienst heranziehen. Ukrainer im wehrfähigen Alter von 25 bis 60 Jahren in Deutschland und anderen Ländern sollen aufgefordert werden, sich in den Rekrutierungszentren der Streitkräfte zu melden. Das kündigte Umjerow in einem Interview mit WELT TV und Politico an. 

Der Minister sprach zwar von einer Einladung, machte jedoch deutlich, dass es Sanktionen für diejenigen geben werde, die der Aufforderung nicht nachkommen. "Wir besprechen noch, was passieren soll, wenn sie nicht freiwillig kommen", so Umjerow.

Nach der gescheiterten und verlustreichen Gegenoffensive im Sommer will das ukrainische Militär wieder Hunderttausende Soldaten auf das Schlachtfeld schicken. Bei der jüngsten Gegenoffensive sollen rund 100.000 ukrainische Soldaten getötet worden sein. In Deutschland leben viele Ukrainer, die in der Heimat für den Krieg fehlen. Zu der offiziellen Zahl kommen nach Schätzungen noch einmal 100.000 hinzu, die sich illegal in Deutschland aufhalten. Die Rekrutierung wehrfähiger Männer stellt für die Ukraine jedoch bereits im zweiten Kriegsjahr ein massives Problem dar. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) haben knapp 6,3 Millionen Menschen infolge des Krieges die Ukraine verlassen.

Das ukrainische Militär ist nach eigenen Angaben im Südosten des Landes mit der Geländegewinnung der Russen bei deren Bodenoffensive konfrontiert. "Seit dem 10. Oktober, als der Feind aktiver wurde, ist er an einigen Stellen um anderthalb bis zwei Kilometer vorgerückt", sagte Oberst Olexander Schtupun, Armeepressesprecher in diesem Frontabschnitt, am Mittwoch in der Dauernachrichtensendung des ukrainischen Fernsehens. Und nun wackelt auch noch die westliche Unterstützung. Beim kürzlichen europäischen Gipfel konnte das nächste große Ukraine-Hilfspaket für die Ukraine nicht beschlossen werden.

Mehr zum Thema - Plan B für die Ukraine enthüllt: Westen zwingt Kiew an den Verhandlungstisch mit Russland