Inzwischen werden das Rote Meer und der Suezkanal von immer mehr großen Reedereien gemieden. Den Anfang machten Maersk und Hapag Lloyd ‒ ein Indiz dafür, dass die Versicherungen anfingen, das höhere Risiko einzupreisen. Denn dieser Schritt erfolgt genau dann, wenn die Kosten für die zusätzlichen etwa 3.000 Seemeilen, die die Strecke rund ums Kap der Guten Hoffnung bedeutet, günstiger sind als die Prämie, die für die Versicherung einer Fahrt durchs Rote Meer verlangt wird.
"46 Containerschiffe haben nun in Richtung Kap der Guten Hoffnung umgesteuert, statt durchs Rote Meer zu fahren."
CMA CGM, die Mediterranean Shipping Company, die belgische Tankerreederei Euronav und der Ölkonzern BP haben mittlerweile ebenfalls erklärt, die Suez-Strecke zu meiden. BP gab dazu sogar eine Presseerklärung ab:
"Angesichts der sich verschlechternden Sicherheitslage für die Schifffahrt im Roten Meer hat BP beschlossen, vorübergehend alle Durchfahrten durch das Rote Meer einzustellen."
Die letzte Reederei, die zu dieser Liste hinzustieß, ist die taiwanesische Reederei Evergreen. Sie dürfte vielen noch aus dem Jahr 2021 in Erinnerung sein, als eines ihrer Schiffe den Suezkanal blockierte.
Evergreen allerdings geht noch einen Schritt weiter und erklärte, zudem keine Fracht von oder nach Israel mehr anzunehmen.
"Wegen der deutlichen Eskalation der Kriegslage in den letzten Tagen wird Evergreen seinen Import- und Exportdienst nach Israel wegen der zunehmenden Risiken und aus Sicherheitserwägungen mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres vorübergehend einstellen."
Durch das Rote Meer und den Suezkanal werden jährlich zwischen zehn und zwölf Prozent der weltweit verschifften Waren transportiert. Die Huthi-Milizen hatten nach der israelischen Invasion in Gaza Israel den Krieg erklärt und mitgeteilt, sie würden jedes Schiff angreifen, das in israelischem Besitz sei oder einen israelischen Hafen anlaufen wolle oder angelaufen habe.
Israelische Häfen haben mittlerweile die Informationen über die dort angelandeten Schiffe von ihren Webseites entfernt. Auch die internationalen Schiffstrackingportale haben begonnen, diese Informationen zu verdecken. Allerdings geht die entscheidende Dynamik – wie bei der Sanktionierung russischen Öls – von den Versicherungen aus, woran sich durch diese Maßnahmen nichts ändern dürfte.
Damit ist neben dem Panamakanal, der derzeit infolge einer Dürre nur eingeschränkt befahrbar ist, die zweite bedeutende globale Schifffahrtsroute nur noch eingeschränkt nutzbar. Dadurch steigen nicht nur die Containerfracht-, sondern auch die Ölpreise. Da die Einnahmen aus dem Suezkanal für Ägypten sehr wichtig sind, könnte dies auch die Politik der ägyptischen Regierung beeinflussen.
Die Vereinigten Staaten setzen auf eine militärische Lösung und haben unter anderem Australien angefragt, ob es sich an einem derartigen Einsatz beteiligt. Auch die Bundesregierung hat bereits ihre Bereitschaft dazu bekundet. Es ist allerdings fraglich, ob die Huthis, die immerhin mehrere Jahre einer von den USA mitgetragenen Seeblockade erfolgreich überstanden haben, davon zu beeindrucken sind.
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