Laut dem Minister für Jugend und Sport, Matwei Bedny, wollen die ukrainischen Behörden analysieren, ob die Entscheidung des IOC, russische und weißrussische Athleten zu den Olympischen Spielen zuzulassen, im Interesse des Landes ist. Sollte in Kiew entschieden werden, dass die Behörde eine "unkonstruktive Position" eingenommen habe, werde die Teilnahme ukrainischer Athleten nicht möglich sein. Es gehe nicht nur um den Sport, sondern auch um die Frage der ukrainischen Außenpolitik.
Kiew hat noch keinen offiziellen Boykott der Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris angekündigt. Aber auch Außenminister Dmitri Kuleba kritisierte die Entscheidung, russische und weißrussische Sportler zu den Olympischen Spielen zuzulassen. Damit habe das IOC Moskau "grünes Licht gegeben, Waffen für seine Propagandakampagne" herzustellen.
Kurz darauf änderte Bedny seine Meinung. Am Dienstag erklärte er, dass die Ukraine doch teilnehmen werde. Er bezeichnete die Olympischen Spiele als eine Plattform für die Diskussion über den Krieg, die man nicht verlieren dürfe. "Wir haben etwas mehr als sechs Monate Zeit, um alles zu tun, damit die Russen nicht teilnehmen", betonte der Politiker.
In seiner offiziellen Ankündigung, dass russische und weißrussische Staatsangehörige als "neutrale Einzelathleten" an den kommenden Spielen teilnehmen können, hatte das IOC auch eine Reihe von Bedingungen festgelegt, die sie erfüllen müssen. Dazu gehört das Verbot, an Mannschaftssportarten teilzunehmen, Unterstützung für den Krieg in der Ukraine zu äußern oder Teil einer Militär- oder Sicherheitsorganisation zu sein. Die Athleten müssen sich auch an die Anti-Doping-Regeln der internationalen Verbände halten. Das Tragen von Flaggen, Farben oder anderen Symbolen, die Nationen repräsentieren, ist verboten.
Russland kritisierte unterdessen die Entscheidung des IOC und bezeichnete die Bedingungen für seine Athleten als demütigend. "Wir leugnen nicht, dass die Teilnahme an den Olympischen Spielen der Traum eines jeden Athleten ist, aber die Bedingungen, die uns geboten werden, sind absolut diskriminierend und stehen im Widerspruch zu den olympischen Grundprinzipien der internationalen Sportfamilie", sagte der russische Sportminister Oleg Matyzin. Schamil Tarpischtschew, Präsident des russischen Tennisverbandes, sagte: "Sie haben uns zugelassen. Das ist natürlich gut, aber es kommt zu spät. In vielen Disziplinen sind die Qualifikationsturniere schon vorbei und viele werden keine Zeit mehr haben, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren."
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