Erdoğan in Athen: Türkei sucht die Annäherung zu Griechenland

In den vergangenen Jahren waren die griechisch-türkischen Beziehungen oft derart angespannt, dass ein militärischer Konflikt zwischen den beiden NATO-Staaten nicht mehr ausgeschlossen schien. Nun nähern sich die Nachbarländer einander wieder an.

Bei einem Besuch in Athen kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan ein neues Kapitel in den Beziehungen zum Erzrivalen Griechenland an. Die Beziehungen zwischen den Ländern kamen einem möglichen heißen Krieg im Jahr 2020 sehr nahe, als türkische und griechische Kriegsschiffe wegen einer Meinungsverschiedenheit über Erdgasbohrungen im Zusammenhang mit ausschließlichen Wirtschaftszonen im Mittelmeer kollidierten. Bei dem Streit ging es insbesondere immer wieder um die Frage der Abgrenzung von Hoheitsgebieten in der Ägäis. Vor zwei Jahren fühlte sich Ankara unter anderem von einem aufstrebenden Bündnis aus Griechenland, Zypern, Israel und Ägypten im östlichen Mittelmeer eingekreist, das von Washington unterstützt wurde.

Der türkische Staatspräsident und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis äußerten sich nach ihrem Treffen in Athen am Donnerstag optimistisch über die künftigen Beziehungen ihrer Länder. Nach einem Gespräch von etwa eineinhalb Stunden Dauer sagte Mitsotakis, dass Griechenland und die Türkei in Frieden leben, Lösungen für ihre Konflikte finden und Krisen vermeiden müssten. Auch Erdoğan setzte den versöhnlichen Ton fort. 

Der griechische Migrationsminister Dimitris Kairidis erklärte diese Woche, dass die Küstenwachen der beiden Länder in den vergangenen Monaten in Migrationsfragen reibungslos zusammengearbeitet hätten. Zudem hoffen Griechenland und die Europäische Union, ihr Migrationsabkommen von 2016 mit Ankara zu aktualisieren. Der Versuch der Türkei im Februar und März des Jahres 2020, Griechenland sowie die gesamte EU unter Druck zu setzen, indem Migranten an die griechisch-türkische Grenze in Thrakien gebracht wurden, hatte damals die Beziehungen verschlechtert.

Verstärkte Zusammenarbeit soll es künftig in Bereichen wie Tourismus, Handel, Energie, aber auch Migration, Technologie und Bildung geben. Erdoğan möchte den EU-Beitrittskurs der Türkei wiederbeleben, um westliche Investoren zurückzuholen. Aktuell stehe Ankara gegenüber Athen in einer besseren Position. Es habe seine Beziehungen zu Israel und Ägypten wiederhergestellt, und die Beziehungen zu Washington schienen mit der endgültigen Vereinbarung über den Beitritt Schwedens zur NATO auf dem richtigen Weg zu sein, kommentierte Middle East Eye.

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